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Straßenverkehr Straßenverkehr: «Schwalbe» rollt bald mit Elektromotor

Von Oliver Hollenstein 28.10.2010, 14:03
Diese «Schwalbe» vom Typ KR 51/2 wurde ab 1980 produziert und vom Motor des Simson-Mokicks S 51 angetrieben, der 3,7 PS leistete. Es gab sie wahlweise mit drei oder vier Gängen. (FOTO: DPA)
Diese «Schwalbe» vom Typ KR 51/2 wurde ab 1980 produziert und vom Motor des Simson-Mokicks S 51 angetrieben, der 3,7 PS leistete. Es gab sie wahlweise mit drei oder vier Gängen. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Suhl/dpa. - Nach dem «NewTrabi» wollen Investoren nun auch den DDR-Kleinroller «Schwalbe» mit Elektromotor auferstehen lassen. Die Fans sind skeptisch.

Sie stinkt, sie lärmt - und wird von ihren Fans doch innig geliebt. In der DDR war die Schwalbe das «Arbeitstier» für "Schwester Agnes" im gleichnamigen DEFA-Film und viele andere "Berufstätige". Nach der Wende wurde der Roller mit seinem puristischen Design auch im Westen zum Kult - obwohl die Produktion schon 1985 eingestellt worden war. Nun wollen Investoren um den Baden-Württemberger Unternehmer Daniel Schmid die Schwalbe wieder auferstehen lassen: Umweltfreundlich, mit flüsterleisem Elektromotor und ohne Abgase. «Als Lifestyleprodukt», wie Schmid es nennt.

«Das Design steht, wir feilen derzeit an der Technik und wollenspätestens bis Juni 2011 die ersten Schwalben produzieren», sagt der Geschäftsführer des Autozulieferers Xtronic. Das Unternehmen entwickelt Entertainment-Systeme für Oberklassefahrzeuge. Auf die Idee zum E-Roller brachte der hessische Energieversorger Entega die Schwaben. «Die waren für Werbezwecke auf der Suche nach einem kultigen Elektro-Roller. Dann ist uns aufgefallen: Es gibt überhaupt keine coolen, elektrischen Mopeds.»

Produziert werden soll die E-Schwalbe im thüringischen Suhl - die Namensrechte sind an den Produktionsstandort gekoppelt. Xtronic und Entega investieren mehrere Millionen Euro, sagt Schmid, will aber keine Details nennen. Losgehen soll es Anfang 2011 mit fünf Mitarbeitern.

In der DDR produzierten 3500 Beschäftigte die Schwalbe und ihreheute weniger bekannten Schwestern Spatz, Star, Sperber und Habicht. Allein die Schwalbe lief in 21 Jahren knapp 1,2 Millionen Mal vom Band. «Wir hatten nie die schönsten Produkte. Wichtig war uns Langlebigkeit und Robustheit», sagt Joachim Scheibe, der Chefkonstrukteur beim Hersteller Simson war und heute das Fahrzeugmuseum in Suhl leitet. «In unseren Tests mussten die Roller beweisen, dass sie mindestens 60 000 Kilometer ohne Verschleiß fahren können.»

Dafür schätzen Fans die Schwalbe bis heute. Mehr als 30 Fanclubsgibt es. Allein im Fanforum «Schwalbennest» sind 11 000 Nutzer aktiv, sagt Betreiber Hans Hilbrands. Dass die Schwalbe im Westen Kultobjekt ist, liegt aber auch an einer wendebedingten Sonderregelung: Obwohl sie mit 60 Stundenkilometern eigentlich zu schnell ist, darf sie mit dem normalen Mopedführerschein gefahren werden.

Die Fans des Klassikers sehen die geplante E-Serie skeptisch. Der große Vorteil sei schließlich, dass man an der Schwalbe einfach alles selber machen könne - und gerade kein Elektroschnickschnack die Sache kompliziert mache, sagt Hilbrands. Das ficht Schmid nicht an: «Unsere Schwalbe richtet sich eher an Menschen, die einfach mit einem coolenumweltfreundlichen Roller rumfahren wollen und das Design mögen. Wir freuen uns aber natürlich auch über jeden alten Fan.»

Bleibt die Frage, wie neu die Idee ist. «Wir haben bei Simsonschon 1990 den ersten Elektroroller gebaut», sagt Scheibe. «Leider war die Reichweite mit 50 Kilometern einfach zu niedrig.» Er sei erst überzeugt, wenn er den Roller gefahren habe. Der versprochene Trabi mit Elektromotor sei schließlich auch noch nicht da. Der «New Trabi» war im vergangenen Jahr auf der Internationalen Automobilausstellung IAA vorgestellt worden. Zuletzt gab es Gerüchte, dem Projekt fehle esan Investoren.