Zweiter Frühling? Platz da: Frische Kombi-Auswahl tritt gegen SUV an
Das SVU ist sehr populär und verkauft sich prima. Doch einige Hersteller halten auch am Kombi fest und bringen in den nächsten Monaten neue Modelle auf den Markt. Die Lademeister haben einige Vorteile.
Bergisch Gladbach/Stuttgart - Große Heckklappe und langer Laderaum. Was ein Kombi nicht schluckt, passt oft nur noch in einen Transporter. Doch die einst so beliebte Karosserieform hat durch das SUV Konkurrenz bekommen. Das gilt manchen heute als die innovativere Fahrzeugform: Passagiere sitzen höher, haben ein besseres Raumgefühl und einen besseren Rundumblick. Als Folge des SUV-Trends strichen in den vergangenen Jahren mehrere Hersteller ihre Kombi-Varianten.
„Der Kombi hat mit der SUV-isierung der Fahrzeuge zwar weltweit an Bedeutung verloren. Aber in Europa gibt es noch eine Nachfrage bei Kombi-Karosserieformen“, sagt Professor Stefan Bratzel als Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. SUV kann man mit ihrer großen Heckklappe, Flexibilität und der hohen Zuladung auch als hochgebockte Kombis betrachten.
Aber Jens Dralle sieht bei Kombis aufgrund ihrer Bauform mit der geringeren Stirnfläche und des geringeren Gewichts vor allem Effizienz-Vorteile gegenüber SUV. Zudem bieten sie einen hohen Nutzwert und oftmals durch die ebene Ladefläche eine bessere Ladekapazität. Und: „Dank des niedrigen Schwerpunktes und des geringen Gewichts federn Kombis meist komfortabler als SUV“, sagt der Ressortleiter Test und Technik bei „Auto, Motor und Sport“.
Das Angebot an Kombis ist noch groß
In der unteren Mittelklasse ist das Angebot nach wie vor groß und wird mit neuen Modellen wie Peugeot e-308 SW oder Opel Astra Sports Tourer größer. Im Mittelklasse-Segment bietet VW bald den neuen Passat Variant an, der sich die gleiche Plattform mit dem neuen Skoda Superb teilt und auch im gleichen Werk entsteht.
Mercedes-Benz verkauft Ende 2023 die neue Generation der E-Klasse T-Modell und das höhergelegte All-Terrain-Modell, jedoch nur als Verbrenner und Plug-in-Hybrid. BMW bietet hingegen auf der Plattform des neuen 5er Touring neben den Verbrenner-Varianten ab 2024 erstmals eine Elektrovariante i5 Touring.
Dass der Kombi komplett aussterben wird, befürchten die Experten übrigens nicht. Da das SUV bei einigen Gesellschaftsgruppen als anstößig gilt, werden Kombis, Vans und Bullis akzeptiert. „Image ist beim Autokauf ein wichtiger Punkt“ sagt Professor Bratzel.
Vielleicht erlebt die praktische Karosserieform einen zweiten Autofrühling und wird wieder stärker nachgefragt - als vernünftige Antwort auf die SUV. Spannende Modelle im Überblick:
Antrieb: bis zu zwei Elektromotoren Leistung: bis zu 350 kW/476 PS Länge: 4,96 Meter Ladevolumen: k. A. Preis: k. A.
Antrieb: Otto, Diesel und Plug-in-Hybrid Leistung: 162 kW / 220 PS bis 245 kW/333 PS Länge: rund 4,95 Meter Ladevolumen: bis zu 1830 Liter Preis: ab 64 498 Euro
Antrieb: Elektro Leistung: 360 kW/490 PS Länge: 4,79 Meter Ladevolumen: bis zu rund 1300 Liter Preis: ab 59 500 Euro
Antrieb: Otto, Diesel, Plug-in-Hybrid und Elektro Leistung: zwischen 81 kW/110 PS und 133 kW/180 PS Länge: 4,62 Meter Ladevolumen: bis zu 1634 Liter Preis: ab 28.610 Euro
Antrieb: Elektromotor Leistung: zwischen 81 kW/110 PS und 115 kW/165 PS Länge: 4,63 Meter Ladevolumen: bis zu 1533 Liter Preis: ab 45 765 Euro
Antrieb: Otto, Diesel, Hybridversion Leistung: zwischen 110 kW/150 PS und 195 kW/265 PS Länge: ca 4,90 Meter Ladevolumen: 690 bis 1920 Liter Preis: k. A.
Antrieb: Otto, Diesel, Hybrid Leistung: 110 kW/150 PS bis zu 200 kW/272 PS Länge: 4,92 Meter Ladevolumen: bis zu 1920 Liter Preis: ab rund 40.000 Euro
Antrieb: Elektro Leistung: bis zu 210 kW/286 PS Länge: k.A. Ladevolumen: 545 bis zu 1714 Liter Preis: ab rund 60.000 Euro
Kombis gibt es seit fast 100 Jahren - so ging's los
Ford verkaufte ab 1928 das Model A mit einem Holzaufbau als Station Wagen. Der Kombi als Kombination aus Limousine und Cargo wurde funktionell, ökonomisch und flexibel. Die Karosserieform fand viele Nachahmer und wurde schnell beliebt - in den USA bis Mitte der 1980er Jahre. Dann folgten die Minivans.
In Europa galt der Kombi lange als Handwerkerauto und kleines, aber spartanisches Nutzfahrzeug. Ab Ende der 1970er Jahre wurde die Bauform mit dem Mercedes-Benz T-Modell (Baureihe W 123) eine Alternative zur klassischen Stufenhecklimousine. Statt Nutzfahrzeug wurde der Kombi ein praktisches sowie komfortables Freizeit- und Lifestyle-Modell. Und dann kamen die SU.