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NSU Ro 80 NSU Ro 80: Ein Kind der Sechziger

Von Heiko Haupt 14.02.2006, 13:05

Neckarsulm/dpa. - Bisher war das Unternehmen im Autobereich vor allem für die eher kompakten Gefährte mit dem Namen Prinz bekannt. Und nun dies: ein Auto, das alle staunen ließ. Der damals noch recht exotische Windkanal war während der Konstruktionsphase ausgiebig genutzt worden. Heraus kam eine keilförmige Silhouette mit bemerkenswert flacher Frontpartie und sehr stark geneigter Windschutzscheibe. Die flache Front wurde aber erst durch den Motor möglich. Das Kürzel Ro steht schließlich für Rotationskolbenmotor, auch bekannt als Wankelmotor.

Felix Wankel war von den herkömmlichen Otto- und Dieselmotoren nicht wirklich überzeugt. Das Prinzip der immer wieder von oben nach unten rasenden Kolben hielt er für alles andere als perfekt. Schon 1954 hatte er seine Idee des Motors mit drehendem Kolben umgesetzt. Beim Wankelmotor sind weniger Bauteile nötig als bei herkömmlichen Aggregaten, außerdem wiegt er weniger und benötigt weniger Platz.

Der Ro 80 bekam sogar gleich die nächste Evolutionsstufe des Motors unter die Haube, den Zweischeiben-Kreiskolbenmotor. Zwei so genannte Kammern mit jeweils 497,5 Kubikzentimetern Hubraum brachten es auf eine Motorleistung von immerhin 115 PS. Damit beschleunigte der NSU in 12,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und ließ Autobahngeschwindigkeiten bis zu 180 Stundenkilometern (km/h) zu. Als sparsam gilt der Wankelmotor jedoch bis heute nicht. Angegeben wurde der Verbrauch des NSU Ro 80 mit 15 Litern Normalbenzin.

Für Sparsame war der große NSU ohnehin nicht die richtige Wahl. Schon von der Anschaffung her lag er mit einem Preis von 14 190 Mark deutlich über den Konkurrenten. Immerhin bekamen NSU-Käufer neben der serienmäßigen Extravaganz auch eine reichhaltige und moderne Ausstattung. Ab Werk gab es die Servolenkung ebenso wie ein halbautomatisches Getriebe und Scheibenbremsen.

Aber nicht jeder Käufer hatte seine uneingeschränkte Freude am Ro 80. Sparte sich jemand den Blick in die Bedienungsanleitung, konnte es passieren, dass der NSU sich zickig zeigte. Grundsätzlich startete der Wagen einwandfrei, wenn alle Vorschriften befolgt wurden. Und die besagten eben, dass beim Anlassen kein Gas gegeben werden sollte. Wer den Startprozess jedoch mit dem Gasfuß unterstützte, hatte es schnell mit einem komplett abgesoffenen Motor zu tun.

Bei frühen Modellen galten die Motoren als anfällig für Defekte. Das wurde zwar schnell mit ein paar konstruktiven Änderungen behoben, auch sorgte NSU kulant für Ersatz. Trotzdem hatte der Ruf des Ro 80 einen Kratzer bekommen. Hinzu kam später noch ein Rostproblem, das den zeitweisen Einsatz billigen Recyclingblechs zum Grund hatte. Trotz solcher Einschränkungen galt der Ro 80 als hochwertiges Auto.

Einen Weg in eine goldene Zukunft bildete er für NSU dennoch nicht - im Gegenteil. Die Verkaufszahlen bewegten sich in eher bescheidenem Rahmen. Im Jahr 1969 endet die lange NSU-Geschichte mit der Fusion zur Audi-NSU-Union. Der Ro 80 war damit nicht das erste Auto einer neuen Generation, sondern das letzte mit dem Markenzeichen NSU. Eine weitere Neuentwicklung fand zwar noch den Weg auf die Straßen, trug aber nicht mehr die drei Buchstaben in der Bezeichnung. Nach dem Wankel-Modell hatte man bei NSU noch eine Limousine mit herkömmlichem Benzinmotor entwickelt - verkauft als VW K 70.

Der Ro 80 selbst ließ zwar nicht die Kunden in Scharen die Autohäuser stürmen - er weckte jedoch manchen anderen Autohersteller auf. Mercedes baute ein Rekordfahrzeug mit Wankelmotor, andere versuchten sich an Serienmodellen. Heute allerdings hält nur noch Mazda am Prinzip der drehenden Kolben fest. Dem nicht wirklich sparsamen Ro 80 selbst versetzten Nachwehen der Ölkrise den Todesstoß, so dass die Produktion im März 1977 nach insgesamt zehn Jahren und 37 398 Exemplaren endete.