MZ-Test Mercedes-Kombi als Sparmobil
Ausgestattet mit einem Vierzylinder-Diesel und 265 PS lässt sich das T-Modell der Mercedes C-Klasse mit weniger als sieben Litern auf 100 Kilometern fahren.



Halle / Saale - Die C-Klasse ist der Verkaufshit bei Mercedes. Von keiner Modellreihe werden mehr Exemplare gefertigt. Die Kombi-Version davon - die Stuttgarter nennen es T-Modell - ist dabei besonders beliebt. Zwei Drittel aller Bestellungen gehen auf das Konto des Transporters. Er ist 4,75 Meter lang. Die Ladefläche lässt sich bei umgeklappten Rücksitzlehnen auf eine Länge von 1,63 Meter erweitern.
Als Fünfsitzer genutzt, steht ein Ladevolumen von 490 Litern zur Verfügung. Das ist kein Spitzenwert, VW Passat oder Skoda Superb haben deutlich über 500 Liter, aber das ist wohl der eleganten, flachen Linienführung der T-Modell-Karosserie geschuldet. Als Gesamt-Ladevolumen werden aber dennoch beachtliche 1.510 Liter angeben. Der Wagen liegt sehr flach, was man beim Aussteigen merkt. Gut ist das aber für das Beladen des Kofferraums, da schätzt man die sehr niedrige Ladekante und die weit nach oben öffnende Heckklappe.
Im Test gefahren wurde der Diesel Mercedes C 300 d T-Modell, der sich ein wenig Hilfe von einem Mild-Hybrid-System holt. Das hilft - freilich kaum im alltäglichen Fahrbetrieb spürbar - , die Antriebseffizienz zu verbessern und Emissionen zu reduzieren. Wie alle Mild-Hybrid-Systeme kann auch dieses nicht geladen werden, rein elektrisch fahren ist nicht möglich.
Steigt man in den vollgetankten Mercedes Diesel ein und blickt auf die Reichweitenanzeige, kann man sich einen kleinen Seufzer nicht verkneifen: Etwas über 1.000 Kilometer werden angezeigt, und wenn der Vorrat verbraucht ist, dauert es keine zehn Minuten bis wieder 1.000 Kilometer drin sind. Diesen Vorteil wird der Selbstzünder noch lange Zeit für sich haben und Langstrecken- und Vielfahrer beruhigt auf Tour gehen lassen.
Der Verbrauch ist dabei eindrucksvoll. Denn bei eine Leistung von 245 PS ist es tatsächlich möglich, auf einen Verbrauch deutlich unter sechs Liter zu kommen. 5,5 Liter auf 100 Kilometer waren der Bestwert, der im Test erreicht wurde, wenn man es bewusst mit verhaltener, vorausschauender Fahrweise darauf anlegt, besonders stark zu sparen. Mit 6,5 Litern abseits von Sparversuchen liefert der vergleichsweise starke Wagen aber auch einen sehr guten Wert. Mit einem Drehmoment von 550 Newtonmetern, das bereits ab 1.800 Touren anliegt, hat man jederzeit ausreichend Durchzug. Unterstützt wird der Reihenvierzylinder vom Mild-Hybrid-Systems, das zusätzlich 20 PS beisteuern kann.
Der Turbodiesel glänzt in Summe mit guter Laufruhe. Die Kraft wird durch eine Neun-Gang-Automatik verteilt, was die ausgesprochen harmonisch und schnell macht. Übergänge zwischen den Schaltstufen sind kaum spürbar. Die Kraft gelangt an die Hinterachse. Bei nasser Fahrbahn sind bei sehr beherztem Krafteinsatz Traktionsprobleme spürbar, das Heck zieht weg. Das Maximum an Kraft bringt man nur bei trockenem, befestigtem Untergrund auf die Straße. Allradantrieb ist leider nicht verfügbar.
Sind die Bedingungen optimal, spurtet der 1,8 Tonnen schwere Mercedes-Kombi in nur 5,8 Sekunden von null auf 100 km/h - beachtlich, auch wenn eher selten sinnvoll. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h elektronisch begrenzt und selbst in diesen Geschwindigkeitsbereichen fühlt sich der Wagen vollkommen ausgeglichen und ruhig an, liegt wie das vielzitierte Brett auf der Straße. Eine Hinterachslenkung kann zusätzlich für Agilität sorgen. Zudem wird dadurch der Wendekreis reduziert, was man beim Einparken schätzen dürfte.
Das Fahrwerk haben die Stuttgarter mit einer komfortablen Straffheit versehen. Unebenheiten und Verwerfungen werden fast ausnahmslos souverän-komfortabel kompensiert. Die Lenkung gefiel mit ihrer Präzision und sensibler Rückmeldung. Fünf Fahrprogramme sind wählbar und verändern spürbar die Leistungscharakteristik und Fahrdynamik. Die Bremsanlage ist sehr fein dosierbar und lässt sich bei Bedarf mit brachialem Nachdruck nutzen.
Das große farbige Head-up Display bietet eine ganze Armada an Informationen, die alle in einem System vereint sind, das Mercedes mit dem Kürzel MBUX versehen hat. Das Navigationssystem nutzt Augmented Reality, indem das per Kamera erfasste Straßenbild vor dem Auto in Echtzeit auf dem Zentralbildschirm gezeigt und mit Symbolen wie Pfeilen der Routenführung unterlegt wird. So entgeht dem Fahrer keine Ausfahrt oder Abbiegung. Aktiviert man dazu den Abstandstempomat mit dem Spurhalteassistenten, berücksichtigt das System alle Gegebenheiten der Strecke mittels Kamerabild sowie GPS-Daten und passt die Geschwindigkeit entsprechend an. Im Praxistest funktionierte dies sehr gut. Vor allem in unbekannten Gegenden ist das eine gute Hilfe. Und natürlich spricht das Auto auch mit dem Fahrer und lässt bald erkennen, dass es aber eine klare, deutliche Ansprache liebt. Gelingt das, kann man per Sprachbefehl Radio, Telefon und Klimaanlage bedienen, Fahrziele wählen - oder auch ganz einfache Bedürfnisse anzeigen. Teilt man seinem Auto mit „Ich habe Hunger“, wird prompt informiert, wo der nächste Tisch gedeckt ist.
Technische Daten
Mercedes C-Klasse, 300 d T-Modell:
Antrieb: Vierzylinder-Diesel mit zwei Litern Hubraum
Leistung: 265 PS
Drehmoment: 500 Nm
Verbrauch: 6,5 l/100 km
Höchsttempo: 250 km/h
Schaltung: Neun-Gang-Automatik
Gewicht: 1,8 t
Zuladung: 535 kg
Länge: 4,75 Meter
Kofferraum: 490 Liter
Preis: ab 67.443 Euro