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Kauftipps Kauftipps: Welches Motorrad passt zu mir?

Von Vivien Rehder 03.02.2006, 10:42
Auch Enduros eignen sich gut zum Reisen. Die hohe Bauweise macht sie aber etwas unpraktisch für kleine Fahrer. (Foto: dpa)
Auch Enduros eignen sich gut zum Reisen. Die hohe Bauweise macht sie aber etwas unpraktisch für kleine Fahrer. (Foto: dpa) Yamaha

Köln/Essen/dpa. - Bevor es zum Händler geht, stehengrundsätzliche Überlegungen an: «Fragen Sie sich, was Sie genauvorhaben», rät Michael Lenzen vom Bundesverband der Motorradfahrer(BVdM) in Köln. «Wollen Sie nur kurze Touren oder auch Reisen mitGepäck unternehmen, lange Strecken auf der Autobahn zurücklegen oderin den Bergen durch Serpentinen kurven? Fahren Sie immer allein oderhäufiger zu zweit?» Für jeden Zweck gibt es das ideale Motorrad.

Entscheidend für unerfahrene Biker ist, dass sie sich auf derMaschine wohl fühlen. «Gewicht, Sitzposition und Sitzhöhe sindwichtige Kriterien», sagt Kerstin Martens von Honda in Offenbach.Wenn die Sitzhaltung unbequem ist, die Füße nicht sicher den Bodenerreichen oder sich das Motorrad im Schritttempo nur schwierigmanövrieren lässt, ist es das falsche.

Gewicht und Motorisierung sollten am Anfang gemäßigt sein. «Mit 34bis 50 PS in einer leichten Maschine kann man schon flott fahren undüberholen, ohne als Einsteiger zu sehr gefordert zu sein», sagtStefanie Löwenstein, Sprecherin bei BMW in München. Anfänger solltenso oft wie möglich Probe sitzen - bei Händlern oder Motorradmessen.

Jeder Motorradtyp hat Eigenschaften, die Wünschen entgegenkommen.Unverkleidete Maschinen überzeugen viele Einsteiger, weil sie leicht,übersichtlich und einfach zu manövrieren sind. Längere Strecken oderFahrten bei schlechtem Wetter werden mit den «Naked Bikes» aberschnell ungemütlich, weil sie kaum Schutz vor Wind und Regen bieten.

Das Gegenteil bilden Tourenmaschinen: «Sie setzen auf Komfort,optimalen Windschutz und eignen sich gut zum Fahren mit Sozius, fürschnelle Autobahnetappen oder Landstraßentouren», sagt Achim Martenvom Industrieverband Motorrad (IVM) in Essen. In maßgeschneidertenPacksystemen lässt sich locker Urlaubsgepäck für zwei unterbringen.

Auch Enduros eignen sich gut zum Reisen. Weitere Pluspunkte fürAnfänger sind bei ihnen die aufrechte Sitzposition und der breiteLenker, die ein sicheres Gefühl geben. Viele Enduros sind jedoch sehrhoch gebaut - das macht sie praktisch für große Fahrer, aber wenigergeeignet für kleine.

Chopper sind wegen ihrer niedrigen Sitzhöhe besonders beliebt beiFrauen. «Mit ihrer lässigen Sitzposition und viel blinkendem Chromsind sie genial zum gemütlichen Cruisen», sagt Honda-SprecherinKerstin Martens. Doch die vermeintlich bequeme Haltung mit den Füßennach vorn macht das Manövrieren schwieriger als bei anderenMaschinen. Für Anfänger eignen sich Chopper deshalb nach Meinung vonMotorradexperte Michael Lenzen nicht besonders.

Ein Vorteil vieler neuerer Modelle ist die Möglichkeit, sie dereigenen Größe anzupassen. Viele Hersteller bieten verschiedeneSitzbänke und Lenker an. Besonders wichtig: Brems- und Kupplungsgriffmüssen bequem zu erreichen sein. Bei vielen Motorrädern sind dieGriffe verstellbar. Sehr große oder sehr kleine Fahrer können dieSitzbank auf- oder abpolstern lassen und so bis zu zehn ZentimeterHöhenunterschied herausholen. «Für große Fahrer gibt es auchFußrastenabsenkungen und Lenkererhöhungen, sagt Achim Marten.

Speziell für Anfänger bieten viele Hersteller Einsteigermotorräderan. Sie haben meist um 600 Kubikzentimeter Hubraum und vereinenEigenschaften verschiedener Typen. «Diese Maschinen sind sozia- undreisetauglich und absolut ausreichend motorisiert», sagt Marten.Empfehlenswert für Anfänger ist ein Motorrad mit Anti-Blockier-System(ABS) - darin sind sich alle Experten einig. «In Paniksituationennimmt ABS dem Fahrer einige Aufgaben ab», erläutert Lenzen. «Weil esÜberbremsen verhindert, kommt es nicht so schnell zum Sturz.»

Wer ein gebrauchtes Motorrad sucht, sollte sich als Laie zunächstbeim Händler umschauen. Händler sind verpflichtet, eine Garantie zugeben und achten deshalb meist genauer auf den Zustand der Maschinenals private Anbieter. «Nehmen Sie möglichst immer jemanden mit, deretwas davon versteht und kaufen Sie nie ohne Probefahrt», rät MichaelLenzen. Schwinglager, Lenkkopflager, Reifen und andere Teile könnenversteckte Mängel aufweisen, die ein Laie nicht erkennt.

Rund 1000 Euro zusätzlich kostet eine gute Ausrüstung mit Helm,Schutzkleidung und Stiefeln. «Wegen der Windgeräusche und möglicherZugluft sollten Sie mit einem neuen Helm Probe fahren», rät Lenzen.Die Kleidung darf nicht kneifen oder schlackern und muss vor allem imSitzen gut passen.

Wer als Anfänger ein Motorrad gekauft hat, sollte mit seiner neuenMaschine an einem Sicherheitstraining teilnehmen, empfiehlt Lenzen.ADAC, BvDM und andere Organisationen bieten solche Kurse für rund 100Euro an. Dort wird unter anderem Bremsen, Fahren bei Nässe undAusweichen ins Gelände geübt - genug Gelegenheit, das Motorradrichtig kennen- und beherrschen zu lernen, bevor es losgeht zurersten Tour.