Elektromobilität Hyundai Santa Fe und Tucson im MZ-Test: Nur eine volle Batterie hilft spürbar Sprit sparen
Im rein elektrischem Betrieb kommt der SUV Tucson bis zu 74 km weit, der SUV Santa Fee schafft 58 km. Beide Fahrzeuge haben Allradantrieb.

Halle/Saale - Gut 800 Kilometer liegen zwischen Santa Fe und Tucson im Südwesten der USA. Die beiden großen Hyundai-SUV, die diese Städtenamen tragen, sind technisch sehr dicht beieinander. Beide werden als Plug-in-Hybrid angeboten und fahren dabei mit identischen Antriebsaggregaten. Im Verbund arbeiten jeweils ein 1,6 Liter-Benzinmotor mit 180 PS und ein 91 PS Elektromotor. Der Fahrer kann aus einer Systemleistung von 265 PS schöpfen und bei Bedarf 350 Nm Drehmoment abrufen. Der Santa Fe ist vier km/h langsamer als der 191 km/h schnelle Tucson. Der hat bei der reinen elektrischen Reichweite die Nase vorn und schafft 74 km, der Santa Fe 58 km. Beide kombinieren eine Sechs-Gang-Automatik mit Allradantrieb und auch der Verbrauch ist annähernd gleich.
Für beide Autos gilt der eherne Plug-in-Hybrid-Grundsatz: Nur wer die Batterie immer wieder voll lädt, kommt in den Genuss vom Spritsparen. Nur dann unterstützt der Strom den Verbrenner halbwegs spürbar. An der Haushaltssteckdose dauert das Aufladen 6,5 Stunden bei beiden Modellen. Drei Stunden Ladezeit werden es, mit einem leistungsfähigen Ladesystem. Fährt man sehr, sehr verhalten ausschließlich im Elektromodus, wurden diese Reichweiten nahezu erreicht. Grob gesagt: Nach einer Elektro-Stunde am Stück ist der Saft alle und es geht nur noch mit dem Benziner vorwärts. Will man den aber dazu bringen, Sprit zu sparen, muss man stets im Hybridmodus fahren, das heißt der Elektromotor unterstützt permanent in verschiedenen Fahrsituationen beim Beschleunigen. Wir kamen im Test über viele hundert Kilometer auf einen Verbrauch von 7,2 l auf 100 km für den Tucson, 0,2 Liter mehr waren es beim Santa Fe. Die vom Hersteller angegebenen Verbrauchswerte von 1,5 l pro 100 km haben mit dem Alltag nichts zu tun, das ist ein rechnerischer Wert, der theoretisch erreichbar ist, wenn man nahezu ausschließlich elektrisch fährt, aber das macht ein Plug-in nun mal nicht, der bewegt sich zu 90 Prozent durch das Verbrennen von Kraftstoff.

Dennoch, um die sieben Liter ist kein schlechter Wert für so große Autos. Man merkt bald, dass - wie stets - Streckenprofil und Fahrweise sehr darüber entscheiden, wieviel die Hybrid-Modelle verbrauchen. Hatten wir im Test oft Hilfe vom Stromer, etwa bei kurzen Strecken ohne Last, auf Landstraßen, in der Stadt, konnte der Verbrauch auf 6,5 l gesenkt werden. Fast geräuschlos geht es dann beim Rangieren, Einparken oder auf Schleichfahrt durch die Stadt voran. Sowie man in üblicher Weise aufs Gaspedal tritt und zügig beschleunigt, verabschiedet sich der E-Motor und überlässt gut hörbar dem Benziner, fortan für Fahrspaß zu sorgen.
Fährt man beide Wagen im Vergleich, hat man eine Ahnung davon, mit welcher Frage sich Kaufinteressenten vor allem rumschlagen dürften: Brauche ich mehr oder brauche ich weniger Platz? Die Leistungsunterschiede dürften kaum eine Rolle spielen. Denn obwohl der Santa Fe gut vier Zentner schwerer ist, nimmt man keine markanten Unterschiede im Be-schleunigungsverhalten wahr. Beiden Wagen haben das Potential, auch mal abseits glatter Pisten gefahren zu werden. Sucht man im ruppigen Gelände die Grenzen des Möglichen, sorgt der Allradantrieb dafür, dass man sich einiges wagen kann. Das, was an Technik mitgegeben wurde, sorgt für Entschlossenheit in Schlamm und Schotter, und man quert ohne Panik auch mal steile Hänge. Denn die Kraft wird schlupfabhängig auf Vorder- und Hinterachse verteilt. Die volle Kraft kann nur die Vorderräder treiben oder der Schub wird halbe halbe auf Vorder- und Hinterachse verteilt, was starken Halt garantiert. Doch beide Wagen dürften das Schicksal ähnlicher SUV teilen - im Gelände werden sie eher selten bewegt.
Wer weiß, dass er häufig viel Platz braucht ist mit dem Santa Fe sicher besser beraten (ab 55.750 Euro). Er ist fast 30 cm länger (4,79m) wie der Tucson (ab 42.350 Euro), steht massiger, wuchtige, höher auf der Straße. Der längere Radstand schafft im Santa Fe innen üppig Platz auf allen Sitzpositionen. Die Batterie für den E-Antrieb ist flach und platzsparend unter dem hinteren Fußraum untergebracht. Wenn nötig, lässt sich beim Santa Fe eine dritte Sitzreihe aus dem Boden klappen, beim Tucson bleibt es bei zwei. Bestuhlt mit zwei Reihen bietet der Santa Fee 634 l Kofferraumvolumen an, ein Spitzenwert in dieser Wagenkategorie (Tucson: 558 l). Die Ladefläche ist eben, auch bei umgelegter Rückbanklehne, Verzurrhilfen garantieren Sicherheit bei Transporten. In beiden Wagen sorgt die erhöhte Sitzposition für vorzüglich Rundumblick, Einparkhilfe machen das Rangieren leicht, auch wenn es der Santa Fe auf einen stattlichen Wendekreis von 11,40 m bringt (Tucson: 10,60 m). Die multimedialen Angebote sind in beiden Fahrzeugen nahezu identisch, die Systeme sind leicht und gut bedienbar. Wichtige Funktionen, die man häufig braucht, sind nicht in Untermenüs versteckt, sondern direkt erreichbar. Alles was in dieser Preisklasse an elektronischen Helfern für mehr Sicherheit und hohen Komfort denkbar ist, wird angeboten.
Technische Daten Hyundai Santa Fe Plug-in-Hybrid
Antrieb: Vierzylinder-Benzinmotor mit 180 PS plus Elektromotor mit 91 PS, Drehmoment: 350 Nm, Höchsttempo:187 km/h, Testverbrauch: 7,4 l pro 100 km, Länge: 4,79 m, Kofferraum: 634 l, Preis: ab 55.750 Euro
Technische Daten Hyundai Tucson Plug-in-Hybrid
Antrieb: Vierzylinder-Benzinmotor mit 180 PS plus Elektromotor mit 91 PS, Drehmoment: 350 Nm, Höchsttempo:191 km/h, Testverbrauch: 7,4 l pro, 100 km Länge: 4,50 m, Kofferraum: 558 l, Preis: ab 42.350 Euro