Fast vergessener Italiener: Der Fiat 131 Mirafiori
Turin/dpa. - Es fällt schwer, einen Fiat 131 zu beschreiben. Wie er aussah? Ziemlich eckig - so wie Dutzende anderer Autos der 70er Jahre auch. Was er an besonderen Merkmalen hatte? Keine, höchstens noch die Doppelscheinwerfer bei bestimmten Ausstattungsvarianten. Das alles erscheint wenig für ein Auto, das keine geringere Aufgabe hatte, als das Erfolgsmodell Fiat 124 zu beerben. Der hatte es 1966 immerhin zum Titel «Auto des Jahres» gebracht, fuhr beachtliche Verkaufszahlen ein und durfte sogar als Basis für einen schicken Spider dienen.
Der 131 sollte nun alles besser können. Konnte er im Grunde auch: Er war moderner, der Fahrkomfort war ordentlich, Platz gab es genug. Alles in allem war er also kein schlechtes Auto - nur eben völlig nichtssagend. Bei Fiat hoffte man jedoch auf eine große Karriere.
Man gab sich sogar Mühe, ein typisches Fiat-Problem zu beseitigen: Damit der 131 länger als bei der Marke üblich auf den Straßen glänzte, hatte man sich vergleichsweise intensiv dem Thema Rostvorsorge gewidmet. Tatsächlich litten die Fahrzeuge in den ersten Jahren kaum unter Korrosion. Nach einer Weile gaben sich die Bleche aber alle Mühe, die verlorene Zeit bis zur Durchrostung aufzuholen.
Die Technik dagegen gab sich recht langlebig und unverwüstlich. Die Motorleistungen sorgten zusätzlich dafür, dass es dem Fahrer kaum gelingen konnte, durch forsches Fahren die Materialien an ihre Grenzen zu bringen. Die Basis bildete zunächst ein 1,3-Liter-Motor mit 55 PS, daneben gab es noch 1,6 Liter Hubraum mit 75 PS.
Damit wäre eigentlich schon alles über den vergessenen Fiat gesagt - wäre da nicht noch die überraschende sportliche Karriere, die dem Langweiler aus Turin kaum jemand zugetraut hätte. Den Anfang machte 1976 das Modell 131 Abarth mit 140 PS starken 2.0-Liter-Motor.
Untrennbar verbunden sind die sportlichen Erfolge des Fiat 131 mit dem deutschen Rallye-Piloten Walter Röhrl. Der war erstmals 1977 mit dem Fiat unterwegs. 1978 konnten schon Erfolge verzeichnet werden. Das wirklich große Jahr war allerdings 1980: Schon zu Jahresbeginn fuhr der Deutsche mit dem 131 einen überlegenen Sieg bei der legendären Rallye Monte Carlo ein. Es folgten weitere Siege und Topplatzierungen. Am Ende war die Paarung schließlich Weltmeister.
Zu dieser Zeit befand sich der 131 allerdings schon in seiner Endphase. In der Zwischenzeit hatte er mehrere Veränderungen hinter sich: Bereits 1978 erfolgte das erste Facelift, die so genannte Serie III kam 1981 unter anderem mit üppigen Stoßfängern aus Kunststoff. Ein Dieselmotor war Ende der siebziger Jahre ins Programm aufgenommen worden, es gab den 131 Sport mit 115 PS, einen so genannten Supermirafiori und auch einen Panorama genannten Kombi.
Während er auf der Rallye-Piste für Furore sorgte, konnte der 131 auf der Straße nie an die Erfolge seines Vorgängers anknüpfen. Selbst wer heute eines der wenigen erhaltenen Exemplare erblickt, wird kaum besondere Gefühle für den 131 Mirafiori entwickeln. Es sei denn, der Wagen steht neben einem Fiat Regata - der übernahm 1982 die Nachfolge und schaffte das Unmögliche, indem er den 131er in Sachen Langweiligkeit problemlos übertrumpfte.