Fahrfehler sind die häufigste Unfallursache
Berlin/München/dpa. - Schuld ist immer der andere - das scheint eine der Grundeinstellungen von Autofahrern zu sein, die an einem Unfall beteiligt sind. Tatsächlich aber muss jeder Fahrer immer wieder auch sein eigenes Verhalten selbstkritisch hinterfragen.
Bis heute führen zwar Verstöße wie zu hohes Tempo die Liste der Unfallursachen an. Nur selten beachtet werden jedoch die vielen Nachlässigkeiten, die sich bei alltäglichen Fahrten einschleichen. Denn die Liste der Unfallursachen ist gespickt mit Fahrerfehlern.
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden meldet für 2006 insgesamt 403 644 Unfälle mit Personenschäden. Ganz vorn bei den Ursachen steht mit 64 735 Fällen überhöhte Geschwindigkeit. Auf den Plätzen folgen Fehler in Situationen, die eigentlich beherrscht werden sollten. So führten Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren zu 62 080 dieser Unfälle. Auch die Vorfahrtsregeln scheinen noch nicht jedem klar zu sein - hier führte falsches Verhalten zu 59 671 Unfällen, bei denen Menschen zu Schaden kamen.
In vielen Fällen ist der Fahrer selbst nur Teil eines riesigen Ursachenpuzzles. «Es gibt dabei auch externe Gründe. So führt die zunehmende Verkehrsdichte dazu, dass der einzelne Fahrer immer stärker unter Druck gerät», erklärt ADAC-Sprecher Maximilian Maurer in München. Gerade zu den Stoßzeiten treffen große Mengen gestresster Fahrer aufeinander, was entsprechende Fehler zur Folge haben kann.
«Es ist vermehrt eine mangelnde Kommunikation im Straßenverkehr zu beobachten», sagt Marion Steinbach, Sprecherin der Deutschen Verkehrswacht (DVW) in Bonn. Dieser Mangel ist an Handlungen zu erkennen, die zu den Selbstverständlichkeiten gehören sollten. «Die Autofahrer verzichten verstärkt auf Zeichen, selbst das Blinken scheint auf gewisse Weise 'uncool' geworden zu sein.» Doch wer seinen Richtungswechsel nicht anzeigt, nimmt ein erhöhtes Risiko in Kauf.
Noch etwas anderes wird häufig kaum mehr beachtet: «Man braucht beide Hände zum Fahren», sagt Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin. «Leider gibt es aber immer noch viele Menschen, die mit einer Hand ihr Handy halten und telefonieren.»
Auch die technischen Spielereien sind nichts, was unterwegs ausprobiert werden sollte. Klaus Brandenstein von der Unfallforschung der deutschen Versicherer in Berlin fordert, die so genannten Verkehrsblindzeiten kurz zu halten. Der Begriff steht für die Zeit, die zum Beispiel aufgebracht wird, um ein Radio oder Navigationsgerät einzustellen, wobei der Blick nicht auf die Straße gerichtet ist.
Doch nicht nur das Verhalten am Steuer ist problematisch, auch der Umgang mit Mitfahrern erregt bei Fachleuten Besorgnis - besonders wenn es sich um den Transport von Kindern handelt. «In Deutschland ist es immer noch so, dass mehr als die Hälfte der im Straßenverkehr getöteten Kinder als Passagiere eines Autos sterben», warnt VCD-Sprecher Lottsiepen. Ursachen sind unsachgemäß montierte Kindersitze oder auch der Verzicht auf eine Sicherung des Kindes.
Umgekehrt können aber auch Passagiere eines Autos durch ihr Verhalten dazu beitragen, dass Wagen und Insassen sicher ans Ziel kommen. Eine Beziehungsdiskussion oder ein Ehestreit sollte besser daheim als vom Beifahrersitz aus ausgetragen werden - im Auto kann ein hitziges Gespräch den Fahrer oder die Fahrerin zu sehr ablenken.