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MZ-Test Cupra Ateca Der spanische Ateca lockt Sportler in die Familienkutsche

Mit 300 PS augestattet sorgt das SUV für sportwagenähnliche Fahrwerte. Dafür wurden Fahrwerk und Bremsen besonders fit gemacht.

Von Hans-Ulrich Köhler 15.09.2022, 21:44
Cupra hat das Design des Ateca an der Front auf Sportlichkeit getrimmt. Auf dem Kühlergrill das Cupra-Markenlogo.
Cupra hat das Design des Ateca an der Front auf Sportlichkeit getrimmt. Auf dem Kühlergrill das Cupra-Markenlogo. huk

Halle /Saale - Den Seat Ateca kennt man als grundsolides SUV. Die technische Basis bildet der VW Tiguan. Mit dem hat er drei Sachen gemeinsam: fährt gut, lädt gut, spart gut. Nachdem Seat den kreuzbraven Ateca den Entwicklern der eigenen Sportmarke Cupra anvertraut hat, ist ein Wolf im Schafspelz daraus geworden.

Der Cupra Ateca geht nun als Sportler durch, was man auch hört. Geklappt hat das, weil Cupra dafür auf den Motor vom Golf GTI zurückgreifen durfte. Mehr Turboluft sorgt für mehr Newtonmeter. Zusätzliche Leistung haben die Cupra-Ingenieure dem TSI durch allerlei Finessen im Detail abgerungen. Am Ende liefert die Zwei-Liter-Maschine mit ihrem Vierzylindern gewaltige 400 Newtonmeter Drehmoment ab, beachtlich für ein kompaktes SUV, das besonders Familien im Normalausstattung vor allem als Lademeister schätzen. Nun können er oder sie beim Familienausflug auch mal den Sportler raushängen lassen. Denn immerhin 300 PS sind abrufbar. Wer soviel Muskeln in einem SUV mag, dem geht das Grinsen während der Fahrt gar nicht wieder aus dem Gesicht, so rasant kann der Cupra Ateca für Vortrieb sorgen, wenn gewünscht. Die Leistung bringt der Sportler über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) und einen Allradantrieb, der elektronisch geregelt wird, auf den Asphalt. Sieben Gangstufen hat das DSG, das geschmeidig und kaum spürbar die Gänge wechselt. Mit soviel Kraft und einer rasanter Tour durch die Gänge jagt der Cupra Ateca mühelos bis auf 249 km/h. Der bärenstarke Reihenmotor hat leichtes Spiel mit dem immerhin fast 1,6 Tonnen schweren Auto.

Heckansicht des Cupra Ateca, der Kofferraum fast 485 Liter.
Heckansicht des Cupra Ateca, der Kofferraum fast 485 Liter.
huk

Alles ist freilich nicht wirklich zeitgemäß, eigentlich ein nostalgischer Blick zurück: das kann Ingenierskunst der alten Schule, da kann man staunen, wenn man ausblendet, wieviel Sprit da verbrannt wird. Fährt man das Auto so wie es 300 PS möglich machen können, schnellt der Verbrauch sehr deutlich über die Zehn-Liter-Marke. Halbwegs maßvoll chauffiert, wurden im Test 10,2 Liter Benzin pro 100 Kilometer erreicht.

Cupra hat das SUV - was eigentlich keinen Sinn macht bei dem Fahrzeugtyp - deutlich tiefer gelegt. Serienmäßig gibt es ein Sportfahrwerk samt adaptiver Dämpferverstellung und breiten 19-Zoll-Rädern. In knapp fünf Sekunden lässt sich dieser Ateca von 0 auf Tempo 100 treiben. Soetwas war früher Sportwagen vorbehalten. Die Brembo-Bremsanlage macht optisch was her. Ihre Verzögerungswerte - 35 Meter braucht der Wagen von 100 km/h bis zum Stillstand - sind kein bestaunenswerter Spitzenwert, aber sie erlauben natürlich brachiale, zuverlässige Bremsmanöver. In Sachen Fahrdynamik kann der Cupra Ateca ganz vorn mitmischen. Unbeladen wie auch beladen wirkt er straff, bügelt Fahrbahnunebenheiten aber erfreulich konsequent weg. Auffällig ist die gute Geräuschdämmung. Auf Sportlichkeit macht der Cupra Ateca mit Schaltpaddels am Lenkrad - falls man doch mal besser, noch sportlicher wie das DSG schalten will. Adaptive Dämpfer und die progressive Lenkung halten den Ateca sicher in der schnellen Kurvenspur, was bei einem SUV mit relativ hohen Schwerpunkt eine konstruktive Herausforderung ist. Ein wenig Wankneigung bleibt, resistent dagegen sind dann doch eher die Wagen, für deren Sportlichkeit man doppelt soviel bezahlen muss.

Die Platzverhältnisse des knapp 4,40 Meter langen Sport-SUV sind großzügig und genügen einer vierköpfigen Familie. Dinge wie eine verschiebbare Rückbank oder der umklappbare Beifahrersitz fehlen zwar, aber Platzangst kommt nicht auf. Sowohl auf den Vordersitzen als auch auf Rückbank existiert reichlich Bein- und Kopffreiheit. 485 Liter Volumen sind zwar etwas weniger als im VW Tiguan, aber der ist elf Zentimeter länger und kann so 615 Liter Stauraum anbieten. Dass man die Heckklappe im Cupra Ateca optional elektrisch und sensorgesteuert nach einem Fußschwenk in Richtung Stoßfänger öffnet, ist praktisch, wenn man die Hände voll hat. Pluspunkte gibt es auch dafür, dass die Ladekante im tiefergelegten Cupra Ateca natürlich tiefer ist als im Seat Ateca.

Die digitalen Instrumente im Armaturenbrett sind serienmäßig an Bord. Die Bedienung gibt keine Rätsel auf. Zur Serienausstattung zählen neben dem Navigationssystem und dem Acht-Zoll-Touchscreen-Infotainment mit Sportanzeigen auch das 10,2-Zoll-Digitalcockpit mit individuell konfigurierbaren Instrumenten. Das Handy kann, wenn dafür geeignet, kabellos geladen und per Android Auto, Apple CarPlay oder Mirror Link ins Infotainment eingebunden werden kann. Vier Kameras machen Einparken rückwärts zur sicheren Sache.

Der Cupra Ateca lockt wohl am ehesten Leute, die stolz sind auf ihre 300 PS unter der Haube und die es auch nicht merkwürdig finden, einen SUV tiefer zulegen. Dafür zahlen sie gern mindestens 48.940 Euro. Der mit einigen Extras ausgestattete Testwagen brachte es auf knapp 53.000 Euro. Viel Geld für ein Auto, das es mit all seinen vielen alltagstauglichen Vorzügen auch für weniger Geld gibt - wenn man nicht unbedingt die Muskeln spielen lassen muss.

Technische Daten Cupra Ateca

Antrieb: Vierzylinder-Ottomotor mit zwei Liter Hubraum und 300 PS

Drehmoment: 400 Nm

Schaltung: Sieben-Gang DSG, Allradantrieb

Höchsttempo: 249 km/h

Testverbrauch: 10,2 l pro 100 km

Länge: 4,39 m

Kofferraum: 485 l

Anhängerlast, gebremst: 2.100 kg

Zuläsiges Gesamtgewicht: 2.170 kg

Tank: 55 l

Preis: ab 48. 940 Euro