Test Cupra macht aus dem Leon Kombi einen Sportler
Cupra hat seinen Lademeister Leon Sportstourer VZ 333 PS verpasst. Er ist damit bis zu 250 km/h schnell und bietet 620 Liter Laderaum. Die Preise starten bei 56.310 Euro.
Halle / Saale - Was er kann, sieht man Cupras Leon Sportstourer kaum an. Allenfalls die aggressiv gestaltete Front mit ihren vielen eckigen Lufteinlässe lässt ahnen, dass der Kombi nicht nur ein Lademeister ist, der in der gleichen Liga fährt wie ein Golf-Kombi. Der steckt auch drin, denn Cupra ist eine Marke von Seat und die gehört zu Volkswagen. Rechts hinten am Heck signalisieren die beiden Buchstaben VZ, dass dieser Leon Sportstourer zu den Sportlern bei Cupra gehört. Die Buchstaben stehen bei der Marke für Veloz, was auf Spanisch schnell heißt. Und dieser Kombi ist extrem schnell. Bei 250 km/h wird der Vortrieb automatisch abgeriegelt. Die 333 PS wäre wohl auch für mehr gut. Legt man es darauf an, erreicht der Vierzylinder-Benziner in weniger als fünf Sekunden Tempo 100. Dann mobilisiert die Zwei-Liter-Maschine 420 Nm Drehmoment, was in jedem Drehzahlbereich enormen Vorschub sichert. Der Sound lässt dabei keinen Zweifel daran, dass man in einem Sportler bewegt.
Der Cupra Leon Sportstourer VZ (ab 56.310 Euro) ist ein Auto für Liebhaber, ein Spartenprogramm, das sich die Spanier leisten können. Denn Cupras verkaufen sich seit Jahren richtig gut. Das sportlich-schicke Design der Marke Cupra spricht viele Kunden an. Manch einer fühlt sich vielleicht - derart dynamisch verpackt - auch gleich ein wenig dynamischer und schicker, auch wenn er vielleicht in einem Cupra-Modell sitzt, das nur 150 PS hat. Unter dem geht nichts in der derzeitigen Cupra-Flotte. Zu ihr zählen beispielsweise die Verbrenner Formentor, Terrarmar oder Tavascan und der Stromer Cupra Born (ab 231 PS). Mit dem VZ am Heck kommt der Born auf 326 PS.
Der gefahrene Cupra Leon Sportstourer VZ ist 4,66 Meter lang. Damit seine Kraft sicher auf den Asphalt kommt, ist er mit Allradantrieb ausgestattet. Das lernt schätzen, wer versucht, das Kombi-Kraftpaket in Grenzbereichen der Physik durch Kurven zu treiben. Die Federung ist den sportlichen Möglichkeiten des Autos bestens angepasst, macht den Wagen aber nicht bretthart, sondern garantiert auch den wünschenswerten Komfort im Normalbetrieb.
Ein Tritt aufs Pedal und der Wagen schiebt brachial los. Das Siebengang-DSG schaltet sehr flink und geschmeidig durch die Gangstufen, ohne dass nennenswert Zugkraft verloren geht. Auf kurvenreicher Strecken freut man sich über die präzise, direkte Lenkung. Über Tasten im Lenkrad lassen sich die schärferen Fahrmodi „Sport“ und „Cupra“ anwählen, ein „Drift“-Programm ist etwas für Fahrer, die den besonderen Kick suchen - möglichst abseits der Landstraße, am besten auf Rennstrecken. Mit den Fahrprogrammen ändert sich auch, gut hörbar, der Sound, den die Auspuffrohre produzieren.
Zuverlässig arbeitet die Fahrassistenz, die bei VW unter dem Begriff „Travel Assist“ zusammengefasst wird, da bedient sich auch Cupra. Die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage steuert Tempo und Abstand zum Vordermann bis zu einer Geschwindigkeit von 210 km/h. Auch bei deaktiviertem System gibt es vor Ortseinfahrten oder festen Geschwindigkeitsbegrenzungen einen Hinweis im Kombiinstrument, der den Fahrer mahnt, den Fuß vom Gas zu nehmen. Per Eingriff in die Motorbremse wird auch dann sanft das Tempo herausgenommen. Folgt man dem Travel Assist diszipliniert, hat man direkt am Ortsschild meist 50 km/h erreicht.
Schöpft der Fahrer aus, was der Cupra Leon Sportstourer VZ kann, wird er beim Verbrauch selten unter die Zehn-Liter -Marke kommen. Der Versuch ergab, dass man sich ganz leicht der Elf-Liter-Grenze nähern kann. Es geht aber - bei entsprechender Fahrweise - auch anders. Im Test konnte erfreut registriert werden, dass der Wagen zeitweise mit 8,3 Liter auf 100 Kilometer auskam - wenn man auf der Autobahn lange Strecke unter 130 km/h bleibt. Selbst bei etwas flotterer Gangart, war der Wagen mit neun Litern zu bewegen, was nicht schlecht ist für einen 333 PS-Motor.
Das Cockpit mit seinem 13 Zoll großen Touchscreen-Display auf der zum Fahrer geneigten Mittelkonsole gefällt mit seiner Reaktionsfreudigkeit und klaren Anzeigen. Die Bedienung ist selbsterklärend. Man sitzt bequem auf den serienmäßigen Sportsitzen mit Mikrofaser-Bezügen. Obwohl in die Lehne integriert und somit nicht verstellbar, sind die vorderen Kopfstützen auch für große Fahrer hoch genug. Auch ohne ausziehbare Oberschenkelauflage steigt man selbst nach ein paar Stunden hinter dem Lenkrad entspannt aus. Die Serienausstattung des Cupra ist erfreulich komplett. Dinge wie eine elektrische Heckklappe mit Sensor-Steuerung, die Netztrennwand oder die Dreizonen-Klimaautomatik gehören dazu.
Ja, und was kann der Sportler nun als Kombi? Das, was ein Kombi dieser Klasse eben so kann. Der Laderaum ist sehr üppig bemessen. Mit 622 Liter Ladevolumen gehört er zu den Klassenbesten. Die Rücksitzlehnen umgeklappt, entsteht ein riesiges, ebenes Ladeabteil, da kann man die insgesamt 574 Kilo Zuladung gut ausschöpfen. Übrig bleibt die Frage nach der Sinnhaftigkeit von 333 PS für einen Kombi in dieser Wagenklasse. Wer so etwas liebt, wird begeistert sein und das VZ-Gaspedal wieder und wieder durchdrücken und dabei vergessen, dass er eigentlich in einem biederen Kombi unterwegs ist.
Technische Daten Cupra Leon Sportstourer VZ :
Antrieb: Vierzylinder-Benziner
Leistung: 333 PS
Hubraum: 2,0 Liter
Drehmoment: 420 Nm
Schaltung: Sieben-Gang-DSG, Allradantrieb
Höchsttempo: 250 km/h
Von 0 auf 100 km/h: 4,8 s
Test-Verbrauch: 9,2 l/100 km
Kofferraum: 620 l
Länge: 4,66 m
Preis: ab 56.310 Euro