CES in Las Vegas CES in Las Vegas: Mercedes zeigt seine Vision für die Autopilot-Ära

Las Vegas/Berlin - Das Auto ist der Star der Consumer Electronics Show (CES), die noch bis diesen Freitag in Las Vegas läuft. Insbesondere die deutschen Luxusmarken nutzen die Show zur Leistungsschau und zeigen Platzhirschen wie Google und Co. damit beiläufig auf deren Heimterrain, das auch sie Elektronik- und Technik-Fans begeistern können.
Vor der breiten Einführung selbstfahrender Autos steht für Daimler-Chef Dieter Zetsche noch die Lösung zahlreicher Probleme. Von Themen wie Regulierung und Versicherung reiche das Feld bis in den ethischen Bereich: Wie solle sich etwa ein Auto verhalten, wenn ein Unfall nicht mehr zu verhindern sei? Autoexperten wie Thilo Koslowski von der Beratungsfirma Gartner fordern indessen konkrete Lösungen statt neuer Prototypen: „Langsam werden die Konsumenten etwas ungeduldig.“ Die Autoindustrie müsse realer in ihren Projekten werden, statt „nur Appetit zu machen mit dem, was sein kann“. (dpa)
Audi zeigte schon symbolisch, wohin die Reise gehen soll: Aus dem Internet-Mekka Silicon Valley schickte der deutsche Konzern einen selbstfahrenden A7 mit amerikanischen Journalisten an Bord autonom auf die 900 Kilometer lange Reise nach Las Vegas. Und Mercedes stellte dort gleich einen eigenen Prototypen als Auto der Zukunft vor.
F015, so wird der selbstfahrende Daimler genannt, wirkt wie eine luxuriöse Mini-Raumkapsel mit bequemen Lounge-Sesseln, Parkettboden und einem Kaffeetischchen. Die Insassen sitzen sich gegenüber wie im Zugabteil. Dabei könne jeder von ihnen jederzeit die Kontrolle über das Fahrzueg übernehmen, betonte Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Müssen sie aber nicht: Der Wagen fährt vollständig alleine und kann sogar mit Fußgängern reden, etwa um sie zum Überqueren der Straße aufzurufen. Der Mercedes könnte ihm dann sogar einen Laser-Zebrastreifen auf die Straße projizieren. Der Konzern machte jedoch keine Angaben dazu, wann ein Fahrzeug auf Basis des F015-Prototyps auf den Markt kommen könnte.
Mit ihren Zukunftsvisionen sind die Deutschen in Las Vegas nicht alleine: Inzwischen sind alle namhaften Autobauer dort vertreten, auch US-Größen wie General Motors und Ford. Natürlich spielt hier auch der Faktor Imagewerbung eine Rolle. Für Autobauer ist die Hightech-Schau wichtig, um zu demonstrieren, dass sie technologisch ganz vorne dabei sind – das wirkt schon heute verkaufsfördernd.
Zugleich werden vernetzte und autonome Autos für die IT- und die Mobilfunkbranche immer interessanter. In manchen Forschungslaboren sollen Connected Cars inzwischen viel wichtiger sein als neue Smartphones. Schließlich gibt es hier riesige Umsatzpotenziale. Die Experten der Unternehmensberatung Roland Berger gehen davon aus, dass das autonome Fahren im Jahr 2030 ein zusätzliches Umsatzvolumen bis zu 40 Milliarden Dollar jährlich generieren wird – allein für die Hardware, also für Kommunikationssysteme, Sensoren und Kameras. Denn der Autopilot funktioniert nur, wenn permanent riesige Datenmengen gesammelt werden.
Weitere 20 Milliarden könnten für Software hinzukommen, denn die Daten müssen verarbeitet werden. Hierbei handelt es sich um raffinierte Algorithmen, die Prognose- und Entscheidungsprozesse abarbeiten: Der Rechner analysiert komplexe Verkehrssituationen und entscheidet dann, was zu tun ist. Das macht deutlich, dass die Auto- und die IT-Branche künftig zusammenwachsen werden.
Der Gewinn dieser Verbindung für die Kunden ist aus Sicht von Daimler-Chef Zetsche riesig. „Das wertvollste Gut im 21. Jahrhundert sind privater Raum und Zeit“, sagt er. So ein autonomer Mercedes biete gleich beides auf einmal.