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Autoreifen Autoreifen: Reparatur spart mitunter teure Neuanschaffung

Von Heiko Haupt 09.01.2004, 19:12
Reparatur-Pilz für kleine Reifenschäden - der Spezialpfropf wird von innen durch das Loch gezogen. Danach liegt der breite Kopf an der Innenseite des Reifens an. Nach dem Vulkanisieren gehen Pfropf und Reifen eine dichte Verbindung ein. (Foto: dpa)
Reparatur-Pilz für kleine Reifenschäden - der Spezialpfropf wird von innen durch das Loch gezogen. Danach liegt der breite Kopf an der Innenseite des Reifens an. Nach dem Vulkanisieren gehen Pfropf und Reifen eine dichte Verbindung ein. (Foto: dpa) Tip Top Stahlgruber

München/Bonn/dpa. - «In jedem Jahr gibt es in Deutschland zwischen fünf und sechsMillionen Reifenschäden», sagt Peter Dahlheimer, Leiter desGeschäftsbereichs Automotive bei Tip Top Stahlgruber in Poing beiMünchen. Das Unternehmen stellt unter anderem Zubehör fürReifenreparaturen her. Bei Lastkraftwagen seien solche Reparaturendurchaus üblich, bei den Pkw jedoch lange fast vergessen gewesen, soDahlheimer. «In letzter Zeit erleben wir allerdings eine Renaissance.Das Kostenbewusstsein der Autofahrer ist größer geworden.»

«Grundsätzlich ist jeder Reifen zu reparieren», sagt Hans-JürgenDrechsler, stellvertretender Geschäftsführer des BundesverbandesReifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) in Bonn. «Es gibt abereine Richtilinie, in der festgehalten ist, welche Schäden überhauptrepariert werden dürfen.»

Der typische Schaden am Reifen ist der so genannte Einfahrschaden- wenn also beispielsweise ein Nagel durch die Lauffläche gedrungenist und die Luft langsam entweicht. «Diese Beschädigungen machen weitmehr als 90 Prozent der Reifenschäden aus», sagt Drechsler. Siedürfen bei einem Pkw repariert werden, wenn ihr Durchmesser nichtgrößer als sechs Millimeter ist. Die Kosten für die einfacheSchnellreparatur liegen bei 15 bis 25 Euro, so Peter Dahlheimer.

Stark begrenzt sind aus Sicherheitsgründen die erlaubtenAusbesserungsmöglichkeiten an anderen Stellen des Reifens - das giltvor allem für den Wulst, also jenen Bereich, mit dem der Reifen ander Felge sitzt. «Auch eine Reparatur an der Reifenflanke ist schonkritisch», sagt Axel Böhme, Reifenexperte des TÜV Nord Straßenverkehrin Hannover. Problematisch sind laut Ruprecht Müller vom ADAC inMünchen auch Ausbesserungsarbeiten an der so genannten Schulter desReifens. «Das ist der Bereich, an dem die Seitenwand des Reifens indie Lauffläche übergeht. Hier treten die höchsten Belastungen auf.»

Die typische Schnellreparatur eines Autoreifens wirkt auf denersten Blick einfach, kann aber nur von einem geschultenVulkaniseur-Meister vorgenommen werden. «Es gibt Reifenhändler, diedazu fachlich nicht in der Lage sind», sagt Hans-Jürgen Drechsler.Der Meister darf sich nicht mit seinem einmal erworbenen Wissensstandbegnügen, sondern muss sich auch regelmäßig zu Schulungen einfinden.

«Die Reparatur an sich ist unkritisch, wenn sie fachgerechtausgeführt wird», sagt ADAC-Experte Müller. Der erste Abschnitt derArbeit besteht darin, den Reifen von der Felge zu nehmen, um denSchaden auch an der Innenseite zu begutachten. Peter Dahlheimer vonTip Top warnt vor vermeintlichen Fachleuten, die meinen, einenAutoreifen flicken zu können, ohne ihn von der Felge zu nehmen: «AlleReparaturen, die von außen durchgeführt werden, sind gefährlich.»

Laut Ruprecht Müller ist die Diagnose der Innenseite schon derBeginn der Reparatur. Dabei wird kontrolliert, wie stark dieStahlfäden im Reifen beschädigt sind. Kann repariert werden, wird derStichkanal des eingefahrenen Gegenstands gesäubert. Dann kommt derpilzförmige Reparatur-Pfropfen zum Einsatz. Aus dem Ende des Stielsragt ein dünner Metallstift, an dem er durch das Loch gezogen wird.Danach liegt der breite Kopf des Pilzes an der Innenseite des Reifensan. Außen wird der überstehende Teil entfernt. Zum Schluss wirdvulkanisiert, so dass Reifen und Reparatur-Pilz eine dichteVerbindung eingehen. Das alles dauert laut Peter Dahlheimer geradeeinmal 15 bis 20 Minuten.

Ist der Reifen einmal repariert, ist er nach Aussagen der Expertengenauso einsatzfähig wie vor der Beschädigung. Unterschiede gibt eslaut Hans-Jürgen Drechsler aber je nach Reifenmarke - einigeHersteller schränken die Freigabe einzelner Reparaturmöglichkeitenein. Und dann ist da noch das Thema Garantie: Die gibt nach einersolchen Ausbesserung nicht mehr der Reifenhersteller, sagt KlausEngelhart von Continental in Hannover: «Wer die Reparatur durchführt,muss auch die Garantie dafür übernehmen.»