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Autodesign Autodesign: Autohersteller setzen auf Variantenvielfalt

15.04.2003, 11:05
Crossover-Variante vom 3er-BMW: Die Studie xActivity - eine Mischung aus Geländewagen und Kombi - gab bereits einen Ausblick auf den neuen X3. (Foto: dpa)
Crossover-Variante vom 3er-BMW: Die Studie xActivity - eine Mischung aus Geländewagen und Kombi - gab bereits einen Ausblick auf den neuen X3. (Foto: dpa) BMW

Nürtingen/dpa. - Kein Stück des Automarktes ist so klein, dass es nicht noch einmal geteilt werden könnte. Nach diesem Motto dringen die Autohersteller in neue Marktsegmente vor und schaffen eine Nische nach der nächsten. Dabei belassen es viele nicht dabei, in einem Segment nur die Größenverhältnisse zu ändern. Vielmehr schaffen sie durch Kreuzung bestehender Gattungen neue Spielarten, die vor Jahren nicht einmal als Studien Chancen gehabt hätten.

Gerade diesen so genannten Crossover-Konzepten sagen Experten eine große Zukunft voraus. So erwartet etwa das Institut für Automobilwirtschaft (IFA) der Fachhochschule Nürtingen, dass im Jahr 2010 schon jedes vierte neu verkaufte Auto Elemente mehrerer Fahrzeuggattungen vereint. Grund genug für die Ankündigung des inzwischen aus dem Unternehmen ausgeschiedenen VW-Vertriebsvorstandes Robert Büchelhofer, diesem Trend mit neuen Nischenmodellen Rechnung zu tragen: Den Anfang hat VW im Herbst mit dem luxuriösen Geländewagen Touareg gemacht, in diesen Tagen startet auf der Golf-Plattform der Van Touran, und schon bald wird es nach Herstellerangaben auch einen kleinen Roadster und einen kompakten Geländewagen geben.

Manche Nische entsteht nach Einschätzung von Branchenanalysten zwar auch durch die schärfere Trennung von groß und klein, komfortabel und puristisch oder premium und preiswert. Doch mit Crossover-Modellen wie dem Mercedes Grand Sports Tourer oder dem Audi Pikes Peak quattro als Mischung aus Kombi, Van, Geländewagen und Limousine entstehen neue Gattungen, die dem wachsenden Kundenwunsch nach Abwechslung und Flexibilität besser erfüllen: Nach Ansicht der IFA-Experten steigt ihr Marktanteil bis 2010 auf fast 25 Prozent.

Als besonders wachstumsträchtige Segmente in der Crossover-Familie haben die Forscher dabei Sport-Tourer - eine Mischung aus Oberklasse-Limousine, Van und Coupé -, Off-Roadster - eine Mischung aus SUV und Roadster - sowie Sport-Vans - eine Mischung aus Van, Coupé und SUV - ausgemacht. Der Marktanteil traditioneller Segmente wie Limousinen und Kombis soll dagegen von 87,5 auf 60,5 Prozent fallen.

Während VW, Opel und Ford dem alten Schubladendenken lange treu blieben, haben BMW und DaimlerChrysler die Weichen anderweitig früh gestellt: Nicht umsonst bietet BMW etwa den Dreier in fünf Versionen an. Eine sechste Variante ist laut Hersteller mit dem geländegängigen X3 in Vorbereitung. Noch weiter gespreizt ist die Palette bei manchen französischen Modellen, wie etwa dem Renault Mégane. Doch als unumstrittenes Vorbild gilt Mercedes-Benz: Denn aus der Monokultur früherer Jahre, in denen es nur die E- und die S-Klasse sowie einen SL-Roadster und ein G-Modell gab, haben die Schwaben ein breiteres Angebot entwickelt. Die Palette spannt sich nun von der A-Klasse bis zum CL über elf Baureihen mit zum Teil drei oder vier Varianten.

Für wie wichtig die Besetzung neuer Nischen gehalten wird, zeigt auch die neue Strategie von Opel. Konzernchef Carl Peter Forster hat wiederholt angekündigt, dass der Hersteller in den klassischen Segmenten künftig nur noch 40 Prozent seines Umsatzes machen will. 20 Prozent der Kunden sollen mit Cabrios, Coupés oder Vans gewonnen und immerhin vier von zehn Euro mit völlig neuen Konzepten erzielt werden. Die Vorreiter dieser Strategie werden der Meriva, der das Segment der Vans in der Corsa-Klasse eröffnet, sowie der Signum, der auf Basis des Vectra die bezahlbare Business-Class definieren soll.

Dennoch ist die Nischen-Strategie nicht immer erfolgreich, wie Mercedes und Renault derzeit erkennen müssen: So sind die Schwaben mit den Verkaufszahlen des Maxi-Mini-Vans Vaneo so unzufrieden, dass im Konzern zahlreiche Gerüchte über eine vorzeitige Einstellung des Modells kursieren. Und die Franzosen mussten gleich zwei Mal einen Planungsfehler eingestehen: Der als erster Gelände-Van präsentierte Scénic RX4 wird nach Herstellerangaben nicht mehr aufgelegt. Auch das futuristische VanCoupé Avantime wurde nach nur anderthalb Jahren und 5000 verkauften Exemplaren deutlich vor der Zeit vom Markt genommen.