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Auto Auto: Amerikanische Sportwagen begeistern gestern wie heute

Von Thomas Geiger 09.06.2005, 13:37
Rückbesinnung auf sportliche Zeiten - Ford greift mit dem Design des aktuellen Mustang die Ära der Muscle Cars wieder auf. Unter der langgestreckten Haube des Coupés arbeiten hubraumstarke V6- oder V8-Motoren mit bis zu 221 kW/300 PS. (Foto: dpa)
Rückbesinnung auf sportliche Zeiten - Ford greift mit dem Design des aktuellen Mustang die Ära der Muscle Cars wieder auf. Unter der langgestreckten Haube des Coupés arbeiten hubraumstarke V6- oder V8-Motoren mit bis zu 221 kW/300 PS. (Foto: dpa) Ford

Delft/Detroit/dpa. - Wer im automobilen Weltatlas nachSportwagen sucht, blickt nach Deutschland, England oder Italien - undbegeht einen Fehler. Denn auch in Amerika haben kraftstrotzende AutosTradition, nur mit anderen Vorzeichen: «Während dieses Vergnügen inEuropa über lange Jahre nur den klassischen Herrenfahrern vorbehaltenwar, haben Ford, Chrysler & Co. mit halbwegs bezahlbaren Sportwagenvor allem die "Jungen Wilden" bedient und damit vor rund 50 Jahrendie Gattung der "Muscle Cars" geschaffen», sagt Tobias Wittwer,Experte für US-Fahrzeug aus Delft (Niederlande).

Er erinnert an Fahrzeuge wie den Ford Thunderbird, den ChevroletCamaro, den Dodge Charger, die Modelle der «Chrysler Letter»-Serieund den Pontiac GTO, die sich auf dem Highway wie der Viertelmeiledes so genannten Drag Racing bewährten. Doch diese Autos haben nichtnur eine glorreiche Vergangenheit: Alle drei großen amerikanischenHersteller haben den Muskeln und Mythen die Treue gehalten undmittlerweile wieder neu aufgelegte Muscle Cars im Programm.

So erinnert zum Beispiel bei Ford sehr erfolgreich der Mustang andie «gute alte Zeit». Der legendäre Kraftmeier gilt dem Konzern ausDetroit nach eigenen Angaben als Ur-Modell des Muscle Car. «SeinenEinstand gab er am 17. April 1964 als Coupé, das schon am ersten Tag22 000 Mal verkauft wurde», sagt US-Experte Wittwer. Bis heute sindden ersten Bestellungen mehr als acht Millionen weitere gefolgt.

In seiner jüngsten Auflage nimmt der Zweitürer mit dem wilden Gaulam Kühlergrill als Coupé und Cabrio die Rolle des sportlichenAushängeschildes wieder auf: Er besitzt eine aggressive Front, recktdem Wind eine lange Haube entgegen und zeigt dem Rest der Welt einknackig-kurzes Heck. Dazu gibt es ein Innenleben, das mit glänzendemLeder und blinkendem Chrom die Anfänge des automobilen Reitsportsaufgreift. Unter der Haube stecken laut Ford «ur-amerikanische»Motoren: ein vier Liter großer V6 mit 149 kW/202 PS oder ein 4,6Liter großer V8, der es auf 221 kW/300 PS bringt.

Eine nicht minder lange Tradition hat die Corvette der GeneralMotors-Marke Chevrolet, die als wichtigster Sportwagen im GM-Konzernandere Muscle Cars wie den Pontiac GTO oder den Chevrolet Camaroüberlebt hat. Die Geschichte der Corvette beginnt nach Angaben vonWerner Röser, Sprecher beim deutschen Importeur in Meerbusch, Mitteder fünfziger Jahre und währt bereits sechs Fahrzeuggenerationen. Indieser Zeit seien mehr als 1,4 Millionen Exemplare verkauft worden.«Und ihre Muskeln haben an Spannkraft nicht verloren», sagt Röser.

Nicht umsonst habe General Motors die zum Jahreswechseleingeführte Neuauflage noch einmal schlanker, stärker und sportlicherausgelegt. Röser verweist auf das auf 1508 Kilo verringerte Gewichtoder den V8-Motor, der aus 6,0 Litern Hubraum 297 kW/404 PS schöpft.

Während Ford und GM die Verbindung in die Vergangenheit nie habenabreißen lassen, hat sich Chrysler erst in jüngerer Zeit wieder zuden Muscle Cars bekannt. Das begann im Chrysler 300C mit der Rückkehrdes Hemi-Motors, der seinen Namen von den halbrunden, hemisphärischenBrennräumen hat und laut Auto-Experte Wittwer seit seinem Debüt 1966einer der berühmtesten Muscle Car-Motoren ist.

Neben dem Motor, der heute nach Angaben von Markus Hauf, Sprechervon Chrysler Deutschland in Berlin, aus acht Zylindern und 5,7 LiternHubraum in der stärksten Serien-Version 318 kW/415 PS schöpft, gibtes nun auch wieder das passende Auto: den Dodge Charger. Er gehtzurück auf den Ur-Charger von 1966, von dem laut BranchenkennerWittwer in den besten Jahren rund 100 000 Fahrzeuge verkauft wurden.

Wie das Original ist auch das neue Modell eine alltagstauglicheLimousine, die nach Angaben von Chrysler-Entwicklungschef EricRidenour auf dem Weg zum Einkaufszentrum ebenso gut aufgehoben istwie auf dem Drag Strip. «Doch bei aller Hochachtung vor der "gutenalten Zeit" darf in unseren Augen ein Muscle Car heute keine reineKopie eines früheren Modells sein», sagt Ridenour. «Natürlich wollenwir unsere Wurzeln nicht verleugnen und zitieren bewusst Elemente ausder Vergangenheit. Doch wer nur zurück schaut, der verliert dieZukunft aus dem Auge.»

Deshalb habe ein reiner Retro-Sportwagen nie zur Debattegestanden. «Zwar müssen ältere Fahrer im neuen Charger durchaus denTraum ihrer Jugendjahre wieder erkennen», sagt Ridenour. Doch solltendamit auch Kunden erreicht werden, die in der Blütezeit der MuscleCars noch gar nicht ans Autofahren gedacht haben. «Und das geht nur,wenn man die Vergangenheit in die Gegenwart überträgt und Klassikernicht einfach kopiert, sondern modern interpretiert.»

Auch wenn den Muscle Cars in den USA mittlerweile wieder alleHerzen entgegenfliegen - in Deutschland haben die Kraftmeier eineneher exotischen Ruf, weshalb das Angebot dürftig ist. Einzig dieCorvette wurde mehr oder minder ununterbrochen auch hier zu Landeverkauft. Seit rund zehn Jahren ist auch die Viper zu haben.

Der Dodge Charger dagegen ist wegen seiner Nähe zum Chrysler 300Claut Chrysler-Sprecher Hauf nicht unter den drei Modellen, mit denendie Marke vom Jahr 2006 an außerhalb der USA expandieren wird. Undbei Ford ist eine Europaversion des aktuellen Mustang noch immer nurein schlecht dementiertes Gerücht. Fans müssen dennoch nicht darben –schließlich gibt es zahlreiche freie Importeure, die die alten undneuen Klassiker über den Atlantik holen. Einer von ihnen ist DieterThiel, Mitinhaber von USCars24.de in Wuppertal: «Wenn die Herstellerdiese Wünsche nicht befriedigen können oder wollen, dann machen ebenwir die Träume der Fans wahr», sagt er.