Arznei für Haustiere: Tabletten im Fressen verstecken
München/Bonn/dpa. - Kleine Patienten weigern sich häufig, Medikamente einzunehmen. Das gilt auch dann, wenn sie vier Beine oder Flügel haben. Wer als Halter seinem Haustier Tabletten oder Tropfen geben muss, der muss es deshalb in vielen Fällen überlisten.
«Denn allein mit gutem Zureden kriegt man keinen Hund dazu, einen bitteren Saft zu schlucken», sagt Inge Brinkmann von der Bundestierärztekammer in Bonn. Tabletten, Kapseln, Tropfen oder Pasten verschreiben Tierärzte bei den verschiedensten Leiden von der Infektion bis zum Diabetes - oder auch als Vorsorge gegen Wurmbefall. Geht es ums Einnehmen, sind Hunde längst nicht die größten Sorgenkinder, ganz im Gegenteil: «Sie sind die einfachsten Patienten», sagt Tina Hölscher von der Aktion Tier aus München. «Am schwersten hat man es mit Katzen - und irgendwo dazwischen liegen Tiere wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Ratten.»
Bei vielen Hunden genügt es schon, wenn der Halter eine Tablette im Futter oder in einem Stück Wurst versteckt. «Besonders gut klappt das mit Streichwurst wie Leberwurst, dann spüren sie die Tablette nicht mit der Zunge», erläutert Elke Deininger vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Auch Tropfen oder Paste lassen sich in Streichwurst mischen.
Häufig reicht es sogar, eine Tablette in einer Scheibe Käse oder gekochtem Schinken zu verstecken. Laut Inge Brinkmann fressen viele Hunde so gierig, dass sie das Medikament erst bemerken, wenn es «zu spät» ist. Trotzdem kann es laut Elke Deiniger passieren, dass der Vierbeiner die Tablette ausspuckt - darauf sollte der Halter ein Auge haben.
Bei Katzen kann der Wursttrick ebenfalls klappen, die Erfolgsquote ist aber weitaus geringer als bei Hunden - kein Wunder, schließlich sind Katzen grundsätzlich wählerischer. «Da wird fein säuberlich um die Tablette herumgefressen, und die 'bittere Pille' bleibt im Napf liegen», sagt Inge Brinkmann.
Dann wird sie am besten zerkleinert und unter die Wurst gemischt. Viele Katzen sind laut Deininger versessen auf in Butter Gebratenes wie Hähnchen und fressen vielleicht - abgelenkt durch dessen Duft - die zerbröselte Tablette mit. Am besten werden immer nur kleine präparierte Portionen gefüttert, rät Brinkmann. Dann lässt sich am ehesten sicherstellen, dass das Tier die Medizin komplett aufnimmt.
Doch nicht alle der vermeintlich bitteren Pillen darf der Halter zerkleinern. «Bei Kapseln, die den Magen durchwandern und sich erst im Darm auflösen sollen, geht das nicht», sagt Tina Hölscher. Hier hilft oft nur geduldiges Experimentieren - möglicherweise mit dem Inhalt eines Babygläschens, wie Elke Deiniger rät: «Das hat unter Umständen die richtige Konsistenz und überdeckt auch den Geschmack.»
Ob Hund, Katze oder Nager: Medikamente in Tropfenform könnten theoretisch in den Wassernapf gegeben werden. Aber wer kann schon garantieren, dass der Schützling diesen ganz austrinkt? «Das macht das Dosieren sehr schwierig», sagt Tina Hölscher. Vögeln werden der Tierärztin zufolge dagegen häufig Medikamente über das Trinkwasser verabreicht - weil dies die einfachste Methode ist.
Manchmal helfen alle Tricks nicht weiter. «Wenn das Verabreichen über das Futter nicht gelingt oder der Tierarzt davon abrät, muss das Medikament direkt gegeben werden», sagt Inge Brinkmann. Am besten lasse sich der Halter vom Veterinär zeigen, wie er das Tier richtig festhält und ihm das Maul öffnet. «Für Ungeübte ist das nicht leicht, denn die Tablette oder Kapsel muss bis ganz nach hinten auf den Zungengrund geschoben werden, sonst wird sie wieder ausgespuckt.»
Bei besonders renitenten Schützlingen werden die Tropfen oder eine zerkleinerte Tablette mit etwas Flüssigkeit in eine Spritze gegeben. Sie wird hinter den Backenzähnen in die Mundhöhle geschoben und dann ausgedrückt. «Das muss aber langsam geschehen, damit keine Flüssigkeit in die Luftröhre gelangt», warnt Tierärztin Brinkmann.
Im Fachhandel gibt es Tina Hölscher zufolge auch sogenannte Tabletteneingeber. Sie ähneln größeren Spritzen und sollen vor allem bei sich sträubenden Katzen das Verabreichen erleichtern. Die Tierärztin rät davon aber ab: «Wer es schafft, eine Katze gut genug festzuhalten, um den Eingeber anzusetzen, der schafft das auch ohne ihn.»