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15-Jähriger erklärt 15-Jähriger erklärt: Warum hängen Teenies eigentlich dauernd vor dem Smartphone?

Von Isabell Wohlfarth 02.03.2017, 11:02
Robert Campe und seine Mutter Sabine.
Robert Campe und seine Mutter Sabine. Nico Klein-Allermann

Was Eltern einfach nicht checken: Teenager von heute sind dauernd online. Aber was genau machen die eigentlich, wenn sie ständig auf dem Smartphone herumtippen? Der 15-jährige Robert Campe weiß Bescheid: In seinem Buch „What’s App, Mama?“ gibt der Schüler aus Hamburg einen Einblick in die Welt der Teenies von heute – und zeigt, was es mit Ballerspielen, Youtube-Tutorials, Streaming, Instagram, Hauls, Pins und Snaps so auf sich hat.

Was fesselt Jugendliche wirklich ans Smartphone?

Das Buch ist zwar alterstypisch in lässigen Ton geschrieben und hat einige „Erwachsene, ihr seid ja so alt, ey!“-Momente. Besonders die kleinen Eltern-Kind-Dialoge im Buch über Online-Phänomene, die den Eltern Fragezeichen auf die Stirn treiben, sind höchst amüsant zu lesen. Und doch meint es der Autor durchaus ernst mit seiner Mission: Er erklärt verständlich und mit vielen Beispielen, was Teenies online so begeistert und beschäftigt – vom Überbegriff bis zum schrägen Detail, Beispiele inklusive. Wer wirklich erfahren möchte, was Jugendliche so ans Smartphone fesselt, für den ist das Buch ein echter Ratgeber – in cool natürlich.

Wir haben ein paar Fragen herausgegriffen, auf die Robert Campe Antworten gibt (Zitate aus dem Buch):

Warum drehen Teenies durch, wenn ihr Smartphone kaputt ist?

„Ein Leben ohne Smartphone? Kann ich mir nicht vorstellen! […] Als mein erstes Smartphone kaputtging, fühlte ich mich komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Mit einem Mal war ich nicht mehr auf Whatsapp oder Snapchat erreichbar - genauso gut hätte ich auf den Mond auswandern können. Gruselig, was ich gerade alles verpasste, einfach nur, weil ich kein Smartphone hatte.“

Warum finden junge Leute Facebook eigentlich so uncool?

„Langweilige Urlaubsfotos, politische Diskussionen, die in Kommentarspalten ausgetragen werden, zugegebenermaßen niedliche, aber doch sinnlose Tiervideos und eben der ganze Rest – ist das wirklich euer Ernst? Wie haltet ihr Erwachsenen das nur aus?“

Was ist eigentlich dieses Snapchat?

„Die Grundidee ist, Bilder – ‚Snaps‘ genannt – an Freunde zu verschicken und dabei selbst zu bestimmen, wie lange sie das gesendete Bild auf ihrem Handydisplay sehen können.“
„Es geht um den Augenblick und darum, Freunde direkt am gesnappten Moment teilhaben zu lasen.“

Und warum macht man das – wenn die Bilder doch nach kurzer Zeit wieder weg sind?

„Mal ehrlich: Wie oft habt ihr eure Freunde früher wissen lassen, dass ihr gerade an sie denkt? Einmal pro Woche? Einmal im Monat? Wir tun das täglich, manchmal stündlich. Snaps mögen an sich sinnlos sein, aber sie verbinden und sind ein liebevolles ‚Denk an dich‘.

Warum ist Youtube so wichtig?

„Wofür ihr früher Bravo, MAD oder Yps gebraucht habt, dazu schauen wir heute Youtube. Wo ihr früher Tapes aufgenommen habt, erstellen wir heute Playlists auf Youtube. Und wo ihr früher eure Eltern um Rat fragen musstest, schauen wir Youtube-Tutorials und zeigen euch, liebe Eltern, wie man euren neuen Hightech-Staubsauger von Sony programmiert.“

Auf Youtube scheint es eine eigene Sprache zu geben. Was bedeutet es eigentlich, wenn eine „Vloggerin“ einen „Haul“ hat?

Vater-Tochter-Dialog aus dem Buch:

Vater: „Und was ist das für ein Video?“
Tochter: „Das ist eine Beauty-Vloggerin, die gerade ihren dm-Haul zeigt.“
Vater: „Das ist was? Was für eine Flocke? Hohl?“
Tochter: „Papa! Das sieht man doch. Sie zeigt halt ihre Einkäufe, die sie vom Drogeriemarkt mit nach Hause gebracht hat.“
Vater: „Aber…warum macht jemand denn so was? Und warum schaust du dir das an?“

Robert Campes Definitionen:

Vlog: „Das Wort ‚vloggen‘ ist eine Kombination aus ‚bloggen‘ und ‚Video‘ und bedeutet einfach nur, dass man einen Ausschnitt aus seinem Leben in Form eines Videos online stellt.“

Haul: „Ein Haul ist so was Ähnliches wie ein Unboxing-Video, nur packt man dabei kein Produkt aus dem Karton aus, sondern zeigt, welche Einkäufe man von einer Shoppingtour mit nach Hause gebracht hat.“

Sind Jugendliche wirklich alle süchtig nach Instagram?

„Dieses Phänomen kennt wahrscheinlich jeder in meinem Alter, denn wir alle sind schon mal im Instagram-Universum verloren gegangen – kein Wunder, denn es gibt da auch wirklich jede Menge zu entdecken. Und für uns gehört es eben dazu. Ob etwas draußen auf der Straße passiert oder bei Instagram und Co ist für uns einfach kein Unterschied mehr.“

Was muss man über Tumblr-Blogs wissen?

„Tumblr steht für eine gewisse Ästhetik, die so kein anderer Social-Media-Dienst hat. […] Ruft man einen Tumblr-Blog auf, ist die Wahrscheinlichkeit zumindest ziemlich hoch, dass man sich in einer schnieken Bilderwelt wiederfindet, in der alles viel, viel besser aussieht, als es das in Wirklichkeit überhaupt jemals könnte – und in fünfzig Prozent der Fälle läuft auch noch kitschige Musik im Hintergrund.“

Warum lesen Teenies so selten klassische Blogs?

„Der Grund dafür ist nicht, dass uns die Themen nicht interessieren, sondern, dass Youtube und Instagram uns die gleichen Informationen in kompakterer Form liefern. Warum einen langen Blogbeitrag lesen, wenn man sich stattdessen ein kurzes Video anschauen oder durch seinen Instagram-Stream scrollen kann.“

Ein Tipp für Eltern, um die Aufmerksamkeit der ständig am Smartphone hängenden Teenies zu erlangen?

„Schlagt sie mit ihren eigenen Waffen! Das nächste Mal, wenn euer Kind etwas von euch will, seid ihr einfach auch zu beschäftigt mit eurem Smartphone oder Laptop und könnt in diesem Moment wirklich keine Aufmerksamkeit für irgendwelche läppischen Teenager-Problemchen entbehren. […] Die Tochter kommt hungrig aus der Schule und fragt, warum das Mittagessen nicht auf dem Tisch steht? ‚Dafür hatte ich heute leider keine Zeit, ich hab den ganzen Vormittag lang Candy Crush gespielt.“

Buchtipp: Robert Campe, „What's App, Mama?“, Eden Books, 2017