Xavier Naidoo Xavier Naidoo: «Zusammenhalten und durch»

Hamburg/dpa. - Wenn Xavier Naidoo jetzt neue Lieder schreibt, handeln sie immer öfter von Liebe. Unter den noch unveröffentlichten Songs, die er erstmals bei der am Freitag beginnenden Tour vorstellen will, seien «klassische Liebeslieder, die auch sehr schön sind, obwohl ich eigentlich nie Wert drauf gelegt habe, die Dinge so schön zu beschreiben», sagt der 31-jährige Musiker.
Grundlage der Tour werden aber Songs des ein Jahr alten Albums «Zwischenspiel/Alles für den Herrn» sein, eines zweieinhalbstündigen Werks mit Liedern über Gott, Glauben, Gewalt, Liebe, Tod und Trennung. Trotz der ernsten, komplizierten Texte und der meist traurigen Melodien hielt es sich über Wochen an der Spitze der deutschen Charts und brachte Naidoo in der Presse Spitznamen wie «Jesus der Hitparaden» ein.
Die neuen Songs haben romantische, poetische Bilder dabei, sagt Naidoo. Man werfe ihm vor, er würde alles schwarz malen. Das liege daran, dass er in seiner Musik den Weg über den Schmerz suche, um diesen dann hinter sich zu lassen. «Mein Uranliegen ist es, den Menschen zu zeigen, es wird schon gut alles, wir haben es in der Hand.» Die Botschaft sei: «Zusammenhalten und durch.» Ein Zusammenhalten, «wie es die Leute nach dem krieg hatten». Und weil er glaube, dass die Probleme in Deutschland so gelöst werden könnten, heißen auch die eben erschienenen Live-CD und die Konzert DVD nach einem der Songs «Alles gute vor uns».
Den Aufbruch versucht Naidoo in seiner Heimatstadt Mannheim vorzuleben. In der von hoher Arbeitslosigkeit und Kriminalität geprägten einstigen Industriestadt siedelte er sein eigenes Label an, das inzwischen auch Musik anderer Künstler herausbringt und unterstützt unter anderem eine Popakademie. «Langsam kommt, was wir uns nie hätten vorstellen können, dass Mannheim auf irgendeine Weise in ist.»
Durch die vielen Aufgaben habe er jetzt häufig über längere Abschnitte nicht mehr die Zeit, in der Bibel zu lesen, sagt Naidoo. Sein Glaube sei aber unvermindert stark: «Ich mache alles mit Gott.» Und auch bei Sachen, auf die er nicht so stolz sei, hoffe er, dass «er da cool ist mit mir». Naidoo betont stets, dass sein Glaube nur auf der Bibel fuße und er die Zwänge der Kirchen ablehne: «Gott ist vielleicht auch ein Mensch. Es kann nicht relevant sein, für den Glauben ein Gebäude zu haben. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Jesus zu Homosexuellen gesagt hätte: "Ich will Euch in meinem Haus nicht sehen."»
Seinen Glauben habe er in der Silvesternacht von 1992 zu 1993 gefunden, sagt Naidoo. «Meine Mutter beerdigte meinen Vater in Südafrika, ich hatte Zivildienst und saß an dem Abend und las einfach die Bibel.» Und je weiter er las, habe alles Sinn gemacht und sein Leben verändert. «Die Lieder, die ich singe auf der Bühne, zu denen stehe ich», betont er.
Auf das nächste Naidoo-Soloalbum werden die Fans trotz fertiger neuer Songs noch warten müssen. Zunächst steht für ihn die Arbeit mit den «Söhnen Mannheims» im Vordergrund. Vielleicht noch dieses Jahr komme die neue Single «König/Königin von Deutschland», ein Album solle spätestens im kommenden Frühjahr folgen. Und auch das Projekt «Brothers Keepers», in dem sich Künstler zusammengeschlossen hatten, um Musik gegen rechte Gewalt zu machen, habe die Fortsetzung für das erste Album schon so gut wie fertig.
(Tour-Start ist am 27.6. in Hannover. Weitere Termine: 28.6. Damme, 29.6 Essen, 1.7. Bonn, 2.7. Berlin, 4.7. Schwäbisch Gmünd, 5.7. Neu- Isenburg, 6.7. Singen, 8.7. und 9.7. Mannheim, 11.7. Fulda, 12.7. Würzburg, 13.7. Leipzig)