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Wuppertal Wuppertal: «Skulpturenpark Waldfrieden» ist kultureller Magnet

Von Frank Bretschneider 04.07.2011, 08:27
Die Plastik «Point of View» des Künstlers Tony Cragg aus dem Jahr 2008 steht in Wuppertal auf dem Gelände des Skulpturenparks Waldfrieden. Durch dichten Wald führt der Serpentinenweg stetig ansteigend zum Eingang. (FOTO: DAPD)
Die Plastik «Point of View» des Künstlers Tony Cragg aus dem Jahr 2008 steht in Wuppertal auf dem Gelände des Skulpturenparks Waldfrieden. Durch dichten Wald führt der Serpentinenweg stetig ansteigend zum Eingang. (FOTO: DAPD) dapd

Wuppertal/dapd. - Nach mehrerenhundert Metern ist der Eingang erreicht: In einem Waldstück imStadtteil Unterbarmen hat sich der britische Bildhauer Tony Craggeinen Lebenstraum erfüllt. Im Park der Villa des 1989 verstorbenenWuppertaler Lackfabrikanten Kurt Herberts eröffnete er vor dreiJahren den «Skulpturenpark Waldfrieden».

Kunst und Natur gehen auf diesem Gelände eine faszinierendeSymbiose ein. Exakt 21, zum Teil meterhohe Skulpturen Craggs sind indem acht Hektar großen Park «versteckt» - Kunstwerke, die demBesucher nicht sofort auffallen, sondern die beim Spazieren durchden Park im Gebüsch und zwischen Bäumen erst entdeckt werden wollen.

Für die Fläche des Parks ist die Zahl der Skulpturen nicht geradegroß - das ist Absicht: «Es gibt Skulpturenparks, die regelrechtüberfrachtet sind. Das wollte Tony Cragg nicht», sagt derGeschäftsführer der Stiftung Cragg Foundation, Michael Mader.«Nichts soll den Blick auf die Skulpturen verstellen, die sich sodurch wechselnde Blickachsen immer wieder neu erschließen lassen.»

So schrauben sich etwa auf einer kleinen Waldwiese drei grazileFormationen in die Höhe. «Points of View» heißt das Skulpturentrio -und je nach Perspektive vermag man in den Windungen desBronzematerials Gesichter zu erkennen. Aber nicht nur wechselndeBlickwinkel, auch sich ändernde Lichtverhältnisse oder der Wechselder Jahreszeiten lassen die Skulpturen im Park immer wieder anderserscheinen - und verstärken so zugleich ihre Unergründlichkeit.

Die Formationen und die vom städtischen Trubel entrückte Lagemachten den «Skulpturenpark Waldfrieden» nahezu vom Start weg zueinem kulturellen Magneten der Stadt, der zunehmend auch Besuchervon außerhalb anzieht. «Rund 36.000 Besucher hatten wir imvergangenen Jahr», berichtet Mader.

Zwtl: Skulpturengarten bietet auch Musik und Ausstellungen

Viele Besucher kommen auch wegen der Wechselausstellungen oderder Konzertreihe «Klangart». Beide finden im lichtdurchflutetenGlaspavillon neben dem Eingangsgebäude statt. Aktuell sind dort nochbis Sonntag (10. Juli) Skulpturen von Norbert Kricke (1922-1984) zusehen. Für die Reihe «Klangart» gewinnt Cragg immer wiederinternational renommierte Musiker für Gastauftritte.

Der heimliche Star des Skulpturenparks, die Villa Waldfrieden,ist für die Öffentlichkeit nur von außen zu betrachten. Das von 1946bis 1949 entstandene Haus ist dem anthroposophischenArchitekturkonzept Rudolf Steiners verpflichtet und hat keinerleirechte Winkel. Statt Ecken gibt es rund geschwungene Übergänge, auchan Türen, Fenstern und Rahmen.

Die Villa verfiel nach dem Tod von Lackfabrikant Herberts ineinen Dornröschenschlaf und geriet beinahe in Vergessenheit - bisCragg, der selbst seit 30 Jahren in Wuppertal lebt, davon hörte.Haus und Park hätten perfekt zu Craggs Idee gepasst, einenSkulpturenpark zu errichten, berichtet Mader. «Er hat sofort dieEinzigartigkeit der Villa und des Geländes für sein Vorhabenerkannt.»

Mehr als 60 Fachplaner und Handwerker waren damit beschäftigt,die Villa und das Grundstück wieder herzurichten. Auch wenn allesfertig zu sein scheint, haben die Handwerker immer noch alle Händevoll zu tun. «Wir müssen vor allem die Skulpturen regelmäßigreinigen, damit sie nicht von Moos überwuchert werden», sagt Mader.

In Kürze soll das Grundstück um weitere acht Hektar erweitert unddamit verdoppelt werden. Dann dürfen sich die Besucher auf weitereSkulpturen in der Dauerausstellung freuen. Aber auch das neueGrundstück soll keinesfalls mit Exponaten «überfrachtet» werden.Mader kündigt an: «Wir planen den Aufbau von allenfalls achtSkulpturen.»