Willy Millowitsch Willy Millowitsch: Ein populärer Vollblut-Komödiant

Köln/dpa. - EinMillionen-Publikum lag Willy Millowitsch zu Füßen, der am 8. Januarvor hundert Jahren geboren wurde. Seine TV-Spitzen-Einschaltquote von88 Prozent blieb Rekord. Millowitsch war auch als Stimmungssängererfolgreich, galt als Inbegriff des rheinischen Humors und liefertedem Kölner Karneval zahlreiche Hits. Mehr als ein halbes Jahrhundertlang führte der Vollblut-Schauspieler das Kölner Millowitsch-Theater,aus dem 1953 erstmals ein Bühnenstück live im deutschen Fernsehenübertragen wurde.
Am 20. September 1999 starb Millowitsch 90-jährig, doch Fans wieDagmar und Manfred Sontag schreiben noch heute in sein Gedenkbuch:«In unserer Erinnerung wirst Du ewig leben.» Sein Sohn PeterMillowitsch, der 1996 die Leitung des Familientheaters übernahm undselbst fast täglich auf der Bühne steht, glaubt: «Der Willy ist nochimmer mit dabei, das gilt für Theater, Volksmusik oder den Karneval.»
Komödie, Lustspiel, Klamauk und derbe Späße waren MillowitschsDomäne. Als sein Militärschwank «Der Etappenhase» im Oktober 1953live im TV ausgestrahlt wurde, kritisierte der damalige WDR-ChefAdolf Grimme - nach ihm ist einer der renommiertesten Fernsehpreisebenannt - den seichten Inhalt. Das Publikum war trotzdem begeistert,für Millowitsch bedeutete es den Durchbruch. Mehr als hundert TV-Übertragungen aus seinem Volkstheater folgten - manche waren«Straßenfeger». Bei einem Schwank schalteten 88 Prozent ein.
Millowitsch wirkte in vielen Filmproduktionen mit, für Fernsehenund Kino. Dabei stand er auch mit Romy Schneider, Peter Alexander,Harald Juhnke oder Liselotte Pulver vor der Kamera. Das Publikummochte ihn in Musikfilmen, Verwechslungs- und Heimatkomödien. Inernsten Rollen wie im «Hamlet» kam Millowitsch dagegen nicht an. Inder TV-Serie «Klefisch» spielte er noch mit 80 Jahren einen Kommissara.D. im WDR und erfüllte sich damit einen Lebenstraum.
Millowitsch stammte aus einer Schauspielerdynastie, stand selbstschon als Knirps auf der Bühne, ohne je eine Schauspielschule voninnen gesehen zu haben. Auch einen Schulabschluss hatte Willy nichtgemacht. Eigentlich habe er nie etwas richtiges gelernt, sagte derDarsteller einst über sich selbst. Bundesverdienstkreuz, den «Bambi»und ein eigenes Denkmal in der Kölner Innenstadt (1992) erhielt ertrotzdem. Millowitsch sang auch - vor allem Stücke zum Schunkeln undFeiern im Karneval wie «Schnaps, das war sein letztes Wort», «Wirsind alle kleine Sünderlein» oder «Kölsche Jung». Er brachte es aufrund 30 Schallplatten-Produktionen.
Wegen eines Hüftleidens trat Millowitsch 1995 von der Bühne ab,ein Jahr später stand er zum letzten Mal vor der Kamera. Zu seinem90. Geburtstag wurde eine große Feier für den Kölner Ehrenbürgerausgerichtet. Als er Monate später starb, nahmen HunderttausendeAnteil, verfolgten die Trauerfeierlichkeiten in der Stadt oder an denFernsehschirmen. Nach seinem Tod wurde ein zentraler Platz im HerzenKölns nach ihm benannt.
«Das besondere an ihm war seine Offenheit und die Art, wie er aufdie Menschen zu gegangen ist», erinnert sich Peter Millowitsch (59).Bühne und Beruf seien dem Vater allerdings wichtiger gewesen als dieFamilie, es habe Meinungsverschiedenheiten und Querelen gegeben,hatten die vier Millowitsch-Kinder durchblicken lassen. «Aber mitAbstand sieht man die Dinge klarer, warum er so war wie er nun malwar», erklärt Sohn Peter. TV-Schauspielerin Mariele Millowitsch, einevon drei Töchtern, verriet jüngst in der ARD bei «Beckmann», ihrVater habe «massive Versagensangst» gehabt, diese aber immer gutkaschieren können. Seine Frau Gerda, mit der er seit 1946 verheiratetwar, starb 2004.
Zum 100. Geburtstag lädt die Stadt zu einer Gedenkfeier, am Grabdes Kölner Ehrenbürgers werden Kränze niedergelegt - und dasMillowitsch-Theater hält eine Überraschung für seine Gäste bereit.«Theater zu machen, war schon immer schwer, auch zu Willys Zeiten»,klagt Peter Millowitsch. Nach ihm werde das Traditionshaus wohl keineZukunft mehr haben, glaubt der Theaterchef. Der Name WillyMillowitsch werde aber unvergessen bleiben: «Die Fan-Schar ist nochda, sie wird natürlich kleiner - Willy ist ja nicht mehr sofernsehpräsent. Und die, die ihn auf der Bühne gesehen haben, werdenälter und weniger. Aber Willy ist ein Kölner Wahrzeichen und wird esauch bleiben.»