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Uwe Steimle Uwe Steimle: Auch mit 50 Jahren ein überzeugter Ossi

15.06.2013, 08:27
Schauspieler und Autor Uwe Steimle
Schauspieler und Autor Uwe Steimle dpa Lizenz

Dresden/dpa - Günter Zischong, Jens Hinrichs oder Rolf Anschütz: Ob Hausmeister, TV-Kommissar oder DDR-Gastronom, Uwe Steimle ist auch in seinen Rollen als Ostdeutscher authentisch. „Ich verbiege mich nicht“, sagt der Dresdner Schauspieler und Kabarettist, der an diesem Donnerstag (20. Juni) 50 Jahre alt wird. Die Zahl schreckt ihn und macht Angst. „Ich fühle mich super, es geht mir gut, aber 50 ist eben mehr als die Hälfte“, sinniert er. „Man muss der Sache ins Auge blicken, die da heißt, alles ist endlich.“

Als sächselnder Mime ist der Sohn einer Arbeiterfamilie einer der bekanntesten Ossis im Land. Die Erfindung des Begriffs „Ostalgie“ hat er sich sogar patentieren lassen. Das so betitelte erfolgreiche Bühnenprogramm machte ihn und seinen Kollegen Tom Pauls auch im Westen bekannt. Als skurriles sächselndes Pärchen zogen sie über DDR-Alltagsprobleme und Schwierigkeiten bei der Umstellung auf die neue Zeit her. Pauls Figur Ilse Bähnert ist Kult, Steimles Günther Zischong aber wurde nach der Trennung des Duos kein Solist.

Steimle wurde 1963 in Dresden geboren, war auf der Sportschule. Nach einer Ausbildung als Industrieschmied studierte er 1985 bis 1989 an der Leipziger Theater-Hochschule Schauspiel. Danach war er an verschiedenen Bühnen Ostdeutschlands und gehörte auch als Autor zum Team des Kabaretts Herkuleskeule in seiner Heimatstadt. 1991 bis 1994 gehörte er zum Ensemble des Dresdner Staatstheaters, später spielte er auch an Stadttheatern von Erfurt und Halle. 1993 wurde er in ganz Deutschland durch das Fernshen bekannt - in seiner Rolle als besserwisserischer Kommissar Jens Hinrichs in der populären Krimiserie „Polizeiruf 110“.

In Schwerin ermittelte der Parodist von Ex-DDR-Staatschef Erich Honecker mit Kollegen wie Kurt Böwe, Henry Hübchen und Felix Eitner. Dabei kritisierte er auch Drehbücher und den Umgang des NDR mit dem in der DDR entwickelten Format - und löste Mitte 2009 dann seinen letzten Fall. „Ich wollte dort raus, auch wegen der Art und Weise, wie mit uns umgegangen wurde“, sagt er rückblickend. Es sei kein normaler Ausstieg gewesen. „Ich wurde entfernt.“ Für ihn aber kein Karriereeinschnitt, wie er erklärt. „Das Wort Karriere gibt es für einen Ossi nicht.“ Er gehöre zu den Unbequemen, und die hätten es in jedem System schwer.

Steimle macht kein Hehl daraus, dass er sich mit dem Osten und den dort lebenden Menschen identifiziert. Er schätze das „Unverstellte“ mit Grundtugenden wie Ehrlichkeit, Tiefe, Wärme, Mitgefühl oder Disziplin. Das zeigte er auch in TV und Kino - als ostdeutscher Bundestagsabgeordneter in „Die Hinterbänkler“ oder DDR-Grenzbeamter in „Crazy Race 2 - Warum die Mauer wirklich fiel“. Im Kinofilm „Sushi in Suhl“ war er jüngst der Gastronomen Rolf Anschütz, der einst das einzige japanische Restaurant in der DDR im Thüringer Wald führte. „Da wurde bewiesen, dass sich Systeme ändern, aber Menschen nicht.“

Momentan verdient der Schauspieler, der auch schon für seine Verdienste um die deutschsprachige Dialektliteratur geehrt wurde, als Autor und Kabarettist seinen Lebensunterhalt. „Und ich lebe wunderbar!“, bekennt er. An eine Rückkehr ins Fernsehen glaubt er nicht. „Man wünscht sich dort immer große Individualisten, Menschen mit Ecken und Kanten - und die möglichst rund“, erklärt er. „Und das bin ich nicht.“ Da konzentriert er sich lieber auf die Bühne und das Publikum, für das er spielt.

Priorität im Leben von Steimle aber hat die Familie. Dort „bei meiner Liebsten“ kann er auch entspannen, wie bei der Bildenden Kunst. „Das ist etwas Wunderbares“, sagt Steimle, der vor allem die Werke der Dresdner Maler Kurt Querner und Theodor Rosenhauer bewundert. „Und das Schöne ist, man kann auch mal schweigen.“ Seine Ex-Frau, seine Lebensgefährtin und die beiden 31 und 19 Jahre alten Töchter, sind für den Fan von Oldtimer-Cabrios „das Schönste“. „Aber ich würde lieber am 50. Juni 20 werden.“