Ute Freudenberg Ute Freudenberg: und seit 40 Jahren auf der Bühne

Erfurt/dpa. - Die „Jugendliebe“ ist immer dabei - sogar, wenn Ute Freudenberg Chansons von Jacques Brel und Edith Piaf singt. Die Zuschauer würden auch dann auf diesen Hit warten und ganz „bedeppert“ dreinschauen, wenn er nicht kommt, erzählt die Sängerin. Sie singe ihr berühmtestes Lied dann wie ein Chanson. Das klinge wunderbar. Die „Jugendliebe“, 1981 von Freudenberg und der Weimarer Gruppe Elefant aufgenommen, hat eine ganze DDR-Generation begleitet und tut es immer noch. 2005 wurde der Evergreen in einer Umfrage zum beliebtesten DDR-Hit gewählt. Diesen Freitag (18. Mai) feiert die 56 Jahre alte Weimarerin ihr 40. Bühnenjubiläum in der Alten Oper in Erfurt.
Der Song hat die 1,59 Meter große Powerfrau, die dreieinhalb Oktaven mühelos bewältigt, fast immer begleitet - durch Höhen und schwere Zeiten: Mit ihm feierte sie in der DDR die größten Erfolge, verliebte und trennte sich, floh 1984 in den Westen und kam 1996 zurück in ihre Heimatstadt.
Ein Auftritt auf dem Weimarer Zwiebelmarkt blieb unvergesslich: Die Menschen standen dicht an dicht und als Freudenberg die „Jugendliebe“ anstimmte, legten die Männer die Arme um ihre Frauen. „Die Menschen haben nach den für viele katastrophalen ersten Jahren nach 1990 gemerkt, wie wertvoll die DDR-Musik war.“ Ute Freudenberg war nach schweren Düsseldorfer Jahren wieder mit dem Lied in ihrer Heimatstadt angekommen.„Wenn man als Künstler nicht mehr stattfindet, dann geht man“, sagt sie kurz und knapp zu ihrem damaligen einschneidenden Entschluss, der DDR bei einem Gastspiel in Hamburg den Rücken zu kehren. Sie habe damals alles zurückgelassen: die Familie, ihren Mann, Weimar, die Fans.
„Im Westen war ich ein No-Name“. Ihre fundierte Gesangsausbildung an der Musikhochschule „Franz Liszt“ war nicht gefragt. Der Künstlerdienst in Düsseldorf habe ihr geraten, nicht so anspruchsvoll zu sein, als sie „My Way“ bei Galas singen wollte. Sie habe diese Jahre jedoch nie bereut: „Ich habe dort mehr begriffen als je zuvor.“ Und sie sei sich nicht zu schade gewesen, etwa auf Kreuzfahrtschiffen neben dem Pool „Pack die Badehose ein“ oder russische Folklore zu singen.Sie habe dennoch immer versucht, einem Lied ihren Stempel aufzudrücken. 1990 sang sie die deutsche Version „Ein Tag wie heut“ des Whitney-Houston-Hits „One Moment in Time“. Unter dem Künstlernamen Heather Jones 1988 bekam Freudenberg den Titelsong zum Tatort „Pleitegeier“. Der erhoffte Durchbruch im Westen blieb aus.
Ihre Lebensfreude, Energie und Leidenschaft fürs Singen hat sie nie verloren: „Ich wusste, dass der Weg noch lang ist - und, dass die Menschen Qualität hören wollen.“ In den neuen Ländern trafen ihre Lieder nach 1990 auf offene Ohren. Der begehrte Ost-Medienpreis „Die Henne“, mit dem sie gewürdigt wurde, ist eine ihrer liebsten Auszeichnungen.
„Ich bin nicht nur Sängerin, sondern auch Interpretin der Themen, die die Menschen bewegen“, ist Freudenberg überzeugt. In ihrem neuen Album „Willkommen im Leben“ singt sie über eine Frau, die sich zurück ins Leben kämpft. Die Ballade „Julia“ erzählt von der Tochter, die nie geboren wurde - stellvertretend für viele Frauen, deren Kinderwunsch unerfüllt bleibt. In „Verblasste Bilder“ greift sie die Demenzerkrankung ihrer Mutter auf. „Ich werde nie vergessen, als mich mein Mütterlein im Heim zum ersten Mal nicht erkannt hat“, beschreibt sie.
40 Jahre nach Beginn ihrer Karriere ist Ute Freudenberg auf einem ihrer Höhepunkte: Im Duett „Auf den Dächern von Berlin“ besingt sie mit Schlagersänger Christian Lais das gleiche Lebensgefühl der Jugend in Ost und West - und trifft damit den Nerv nicht nur Älterer. Der Titel stürmte 2011 die Charts, das gemeinsame Album „Ungeteilt“ wurde für den Echo-Preis 2012 nominiert.
Im Herbst ist Freudenberg mit Band auf Jubiläumstour. Was sie sich wünscht? „Mit 70 und 80 Jahren noch die Menschen begeistern.“ Die körperliche Fitness holt sie sich allmorgendlich auf dem Trampolin.