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Tatort-Kritik "Echolot" Tatort-Kritik "Echolot": Interessante Idee - aber nicht zu Ende gedacht

Von Anne Burgmer 30.10.2016, 21:14
David Arnold (Christoph Schechinger) und Paul Beck (Matthias Lier) arbeiten an der Entwicklung von digitalen Assistenten, die die Arbeit erleichtern sollen.
David Arnold (Christoph Schechinger) und Paul Beck (Matthias Lier) arbeiten an der Entwicklung von digitalen Assistenten, die die Arbeit erleichtern sollen. RB TV/Pressestelle

Der Fall

Vanessa Arnold (Adina Vetter), Mitgründerin eines Bremer Startup-Unternehmens, kam bei einem Autounfall ums Leben. Schnell war klar, dass die Software ihres Autos manipuliert wurde. Als die Kommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) die Mutter informieren wollten, klingelte deren Telefon. Scheinbar ist die Tochter dran. Doch es ist nur eine virtuelle Kopie. Denn das Start-up, das Vanessa Arnold mit Freunden gegründet hatte, hat die virtuelle Assistentin Nessa (ebenfalls Adina Vetter) entwickelt, die nach Vanessas Vorbild gestaltet war. Die sieht aus und spricht wie die echte Frau, widerspricht aber nie und arbeitet effizienter. Sie soll dem jungen Unternehmen zum Durchbruch verhelfen und die Freunde reich und erfolgreich machen. Doch sie zogen nicht alle an einem Strang.

Die Auflösung

Verdächtig waren alle Mitstreiter der Toten. Denn als klar wurde, dass Arnold ihr digitales Alter Ego und damit auch den Erfolg der Firma löschen und die Idee verkaufen wollte, verstärkte sich der Verdacht gegen ihre Geschäftspartner Kai Simon (Lasse Myhr), Paul Beck (Christoph Schechinger) und ihren Mann David Arnold (Matthias Lier). Kai Simon hatte die virtuelle Kopie genutzt, um damit Pornoinhalte im Netz zu vertreiben, Paul Beck nutzte Nessa, um seine Träume von einer Beziehung zur realen Vanessa zu erfüllen. Doch am Ende war alles anders. Nessa selbst hatte die Software des Autos manipuliert, um zu verhindern, dass sie gelöscht wurde.

Die Kommissare

Inga Lürsen und Stedefreund gehören zu den altgedienten „Tatort“-Duos. Und ihre Spurensuche im digitalen Raum hatte durchaus reizvolle Szenen. Etwa, wenn sie den virtuellen Ableger der Toten befragten. Oder Stedefreund ganz am Ende auf Nessas Aussage, sie habe die Software manipuliert, fragte: „Warum hat sie uns das nicht gleich gesagt?“ Und sie nur antwortete: „Sie haben mich nicht gefragt.“ Doch auf Dauer war es anstrengend ihnen dabei zuzuschauen, wie sie durch diese für sie so fremde, neue Welt stolperten.

Fazit

„Echolot“ ist Teil der ARD-Themenwoche „Zukunft der Arbeit“. Interessant war dieser „Tatort“ (Regie: Claudia Prietzel und Peter Henning, der mit Christine Otto auch das Drehbuch schrieb)  immer dann, wenn er Fragen aufwarf, die durch die technischen Möglichkeiten entstanden. Da fand er mitunter starke Bilder, etwa wenn die Tochter der Toten zusehends Nessa als Mutterersatz auserwählte und mit dem Tablet im Bett lag. In der Tat wartete er mit einigen interessanten Gedankenspielen auf, doch richtig zu Ende gedacht war das alles nicht. Was auch daran lag, dass der Film vermischte, was heute schon möglich ist und was noch Zukunftsmusik ist. Und die Firma der Jungunternehmer sah leider aus wie aus der Klischeekiste „hippes Start-up“ zusammengezimmert.