"Polizeiruf 110" "Polizeiruf 110: Angst heiligt die Mittel" aus Rostock: Dieser Krimi wollte zuviel

Der Fall
In einem Dorf bei Rostock wurde eine Frau ermordet. Die betrunkene Obdachlose wurde misshandelt und vergewaltigt. Für die Dorfbewohner stand sofort fest, wer die Tat begangen haben musste. Martin Kukulies (Markus John) und Peter Buschke (Maciej Sakanib), zwei erst kürzlich entlassene Straftäter, die zum Leidwesen der Bewohner in die Nachbarschaft gezogen waren. Als dann noch die Fingerabdrücke von Kukulies auf der Bierflasche, mit der die Frau misshandelt wurde, gefunden wurde, schien der Fall klar. Doch für Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Sascha Bukow (Charly Hübner) passte das alles ein bisschen zu gut zusammen. Am nächsten Morgen fand man Buschke erhängt in dem Haus, Kukulies war verschwunden.
Die Auflösung
Der Titel „Angst heiligt die Mittel“ legte ja schon nahe, dass die Dorfbewohner etwas mit der Tat zu tun hatten. Und so war es dann auch. Sie hatten die Frau getötet und die Beweise gegen Kukulies bewusst am Tatort platziert. Außerdem hängten sie Buschke an, mit Kinderpornografie zu handeln. Und sie entführten Kukulies und sperrten ihn auf den Dachboden eines Hauses in der Nachbarschaft.
Der Sendetermin
Dass dieser „Polizeiruf 110“ am 1.Januar läuft, ist das Ergebnis eines ziemlichen Hin und Hers. Eigentlich sollte an Neujahr der Dortmunder „Tatort: Sturm“ laufen. Doch der brisante Fall schildert den Terroranschlag eines Islamisten und das war den Verantwortlichen der ARD zu nah an den Ereignissen auf dem Berliner Weihnachtsmarkt. Man beschloss, die Ausstrahlung nach hinten zu verschieben. Ersatz sollte der „Tatort“ mit dem Titel „Väter und Söhne“ sein. Doch nach Intervention des Saarländischen Rundfunks wurde dieser wieder vom Neujahrstag auf den ursprünglich geplanten Termin am 29. Januar verschoben, weil der Sender erst einmal die Vorabpremiere des Films auf dem Saarbrücker Max-Ophüls-Festival Ende Januar abwarten wollte. Warum man sich darüber nicht vorher verständigte, bleibt allerdings schleierhaft.
Fazit
Hinter den Klinkerfassaden des beschaulichen Örtchens lauerten viele Geheimnisse, so viel war schnell klar. Susanne Schneider (Drehbuch) und Christian von Castelberg (Regie) zeichneten das Bild einer verrohten und verlogenen Dorfgemeinschaft.
Das Privatleben Bukows, dessen Vater im Koma lag, und die Karrierepläne Königs, die eine neue Stelle in Berlin hat, kamen da eher am Rande vor. Die beiden Hauptdarsteller, die zu den besten Ermittlern des ARD-Sonntagabends gehören, überzeugten aber auch ohne viele private Szenen. Besonders ihr Zusammenspiel ist immer auf den Punkt. Da reichen oft Blicke oder Gesten.
Auch der Fall war interessant, warf er doch die Frage auf, wie die Gesellschaft mit Menschen umgehen will, die ihre Strafe verbüßt haben, denen aber trotzdem niemand verzeiht und deren Resozialisierung daher beinahe unmöglich ist. Leider flachte der Film ab dem Moment der Flucht Kukulies ziemlich ab. Warum man auch noch eine Kindesentführung und Menschenhandel unterbringen musste, ist schwer nachzuvollziehen. Da wollten die Macher einfach zu viel.