Kölner Tatort "Tanzmariechen" Kölner Tatort "Tanzmariechen": Ein Mord kurz vor Sessionsbeginn

Köln - Ein Schock für den Karnevalsverein „De Jecke Aape“: Nach einer Veranstaltung wird Tanztrainerin Elke Schetter (Katja Heinrich) brutal im Vereinsheim erschlagen. Und das kurz vor Sessionsbeginn. Für die Kölner „Tatort“-Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) steht schnell fest: Günther Kowatsch (Herbert Knaup), Vereinspräsident der „Jecken Aapen“ muss etwas mit dem Verbrechen zu tun haben. Immerhin hatte er sich kurz vor dem Mord noch mit der Trainerin über den ausbleibenden Erfolg der Truppe gestritten.
Doch auch unter den Tänzerinnen gibt es Probleme: Saskia Unger (Sinja Dieks) und Annika Lobinger (Natalia Rudziewicz) buhlen seit geraumer Zeit um den Platz des ersten Tanzmariechens. Und hat möglicherweise der Suizid der 16-jährigen Evelyn Pösel (Stella Holzapfel), die kurz vor ihrem Tod von der Tanzgruppe ausgeschlossen wurde, mit dem Mord zu tun? Für Evelyns Vater Rainer Pösel (Tristan Seith) ist klar, dass der Karnevalsverein schuld am Suizid seiner Tochter ist. Ein Motiv, Trainerin Schetter ermordet zu haben, hat er also. Nach eigener Aussage war er jedoch zum Zeitpunkt der Tat mit dem Roller unterwegs. Ballauf und Schenk gehen der Sache nach.
Gute Idee, nicht so gut umgesetzt
Gleichzeitig spielen sich im Kölner Kommissariat verrückte Szenen ab. Kommissar Schenk beauftragt seinen Assistenten Tobias Reisser (Patrick Abozen) damit, ein Prinzessinnenkleid für seine Enkeltochter zu besorgen. Das übernimmt Reissers Lebensgefährte und bringt das Kostüm direkt ins Büro. Dass das schwule Pärchen allerdings auf der Dienststelle turtelt, sieht Freddy Schenk nicht so gerne. Und dass seine Enkeltochter dann sogar doch lieber Zombie als Prinzessin sein möchte, ist ein Schlag ins Gesicht für den überzeugten Karnevalisten. Kollege Max Ballauf hat indes wenig Lust auf die fünfte Jahreszeit und konzentriert sich voll und ganz auf den Fall.
Die Idee, einen kritischen Blick auf den Kölner Karneval und seinen Klüngel zu werfen, ist eigentlich gut. Wenige Tage vor Weiberfastnacht erscheint „Tanzmariechen“ damit auch zum richtigen Zeitpunkt. Doch leider wird die Kritik, die Drehbuchautor Jürgen Werner und Regisseur Thomas Jauch 85 Minuten lang äußern, in der letzten Szene entkräftet.
Außerdem bedient der „Tatort: Tanzmariechen“ an einigen Stellen zu viele Köln-Klischees: Das homosexuelle Paar im Büro, der nicht ganz weltoffene Kommissar, die engstirnige Karnevals-Familie Pösel. Es wirkt, als hätte Jürgen Werner einmal kurz gebrainstormt, was man denn in einem Tatort über den Kölner Karneval alles machen könnte, und seine ersten Ideen gleich final aufgeschrieben. Leider verläuft die Folge dann auch ohne wirkliche Spannung. Somit ist die Auflösung nach rund 90 Minuten wenig überraschend.