Tag 11 im Dschungelcamp Dschungelcamp bei RTL: Daniele Negroni droht mit Explosion - Matthias Mangiapane bekommt Heiratsantrag

Tina York lebt. Und wie. Die Tränen kullern, es zerreißt ihr das Herz. „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so direkt und so herzlich war“, sagt sie und meint Ansgar Brinkmann oder zumindest das, was sie in ihren kurzen Wachperioden von dem Ex-Fußballer mitbekommen hat. Der ist inzwischen auf seinem Longboard davon, ein einsamer Aussiedler, nicht gemacht für die gesitteten Gesellschaftsstrukturen eines RTL-Universums.
Auch Daniele Negroni nerven die Regeln des Senders mächtig, wegen eines weiteren Verstoßes darf er nach erfolgreichem Rückfall schon wieder nicht rauchen. Mehrmals kündigt er einen Ausraster an, der kommt dann aber (leider) irgendwie doch nie. Vielleicht weil Natascha Ochsenknecht so verständnisvoll auf ihn einredet: „Stell dir vor, ich wäre süchtig nach Lippenstift. Dann würde ich auch ausrasten.“
Ohne Nikotin, aber mit viel Frust geht es also für Negroni zusammen mit Kattia Vides in die Dschungelprüfung. Die hat am Ende Symbolcharakter für die diesjährige Staffel: Wo es hingehen soll, scheint nur schwierig zu verstehen.
Ansgars Abschied
Ganz klar der vorläufige Höhepunkt der diesjährigen Show: Wer sich in fünfzig Jahren an Ansgar Brinkmanns Abschied aus dem Dschungel erinnert, wird das vermutlich in einem Atemzug mit der Novemberrevolution und dem Mauerfall tun - so epochal war der Auszug des ehemaligen Fußballers aus dem Camp. Ansgar steht da, umringt von seinen treuen Gefährten, und verabschiedet sich gefasst, begleitet von einem Kitsch-Orchester. Tina weint, David gibt Daniele den letzten Zug seiner Zigarette.
Man will sich schon faszinierte Reisegruppen aus Geschichtsleistungskursen der gesamten Republik vorstellen, die hinter einer Glasscheibe das Longboard des ehemaligen Fußballspielers betrachten, während Yorks Stimme aus Lautsprechern in Endlosschleife mimosert: „Er hat mir immer Kraft und Zuversicht gegeben.“ Was sich vor der Kamera allerdings nie bemerkbar gemacht hat.
„Wenn das nicht gesendet wird, dann halten wir die Klappe und Ansgar bleibt einfach hier“, schmiedet Tina einen wahren Masterplan der Reality-TV-Geschichte. Aber Daniele, ein Realist vor dem Herrn, kontert sie desillusionierend aus: „Die, wo gerade den Live-Stream geguckt haben, haben das doch gesehen. Das ist die erste Staffel mit 24-Stunden-Übertragung.“ Überraschte Gesichter. „Habt ihr eure Verträge nicht gelesen?“ raunt er abgebrüht.
Nur gibt es gar keinen 24-Stunden-Livestream, die Frage bleibt, ob Daniele eigentlich für ein Engagement bei Astro-TV unterschrieben hat. Aber da sitzt Ansgar auch schon vor einem Laptop und plaudert ungezwungen gezwungen mit Reiner Calmund. „Du hast im Team die Leute begeistert“, lautet Callis vorläufige Analyse, „trotz deines Bummskopfes.“ Seit seiner aktiven Zeit hat sich also nichts geändert.
Die Zigaretten
Irgendwo ist das Dschungelcamp ein fleckiger, verkratzter Spiegel der Gesellschaft. So ähneln die Lagerinsassen in diesem Jahr kaum aus Zufall den hiesigen Politikern in Regierungsverhandlungen: Gewinnen ist nicht so wichtig, am liebsten würden alle gleich aussteigen, aber ein wenig muss man erst aushalten – es geht ja um Image und Kohle. Gut, dass sich immerhin Daniele Negroni-Nahles mal traut, das rote Tuch hochzuhalten. Statt sozialer Gerechtigkeit kämpft der Irokesen-Minister in Spe allerdings um ein weitaus elementares Grundrecht: auf Zigaretten.
So setzt der Nikotin-Junkie zu einer wahren Brandrede an, als er vor Nervosität nach einem weiteren Tag Entzug aufwacht, um festzustellen, dass Tina alleine am Feuer sitzt. Und das reicht allemal noch, um eine dünne Selbstgedrehte anzukokeln. „So geht das Spiel nicht“, hechelt Daniele, schon das nächste Zigarettenembargo im Brustkorb spürend, „da müssen immer zwei sitzen.“ RTL bekäme diese ganzen Regelbrüche der Kandidaten selbst wahrscheinlich gar nicht mit, würde Daniele nicht immer so emsig selbst darauf hinweisen. Es folgen fünf Minuten italienischer Wahn, die problemlos als Werbevideos für ein erweitertes Nichtraucher-Schutzgesetz taugen würden.
Völlig derangiert taumelt Daniele am nächsten Morgen ins Dschungeltelefon, um dort die grausame Nachricht zu sichten: wieder keine Zigaretten. Genug ist genug, der Sänger rechnet ab, mit sich, mit seiner Welt und mit dem, was die überhaupt erst aufgebaut hat: RTL. „Ihr macht Psychoterror. Alle miteinander. Und das geht mir auf den Sack. Ich brauch das alles hier nicht. Ich explodiere, wenn ich will.“ Nur braucht man dafür ja gemeinhin eine Feuerquelle.
Die Dschungelprüfung
Mit wenig Schlaf, aber viel Schmacht geht es für den missmutigen Daniele auch noch zur Dschungelprüfung. Unter dem Titel „Wenn ich Du wäre, wäre ich lieber ich“ muss er blind mit allerlei Insekten gefüllte Kanister in die passenden Auffangbehälter und damit über Kattia Vides schütten, die hilflos gefesselt am Boden liegt. Das soll allerdings nicht Vides einzige Aufgabe bleiben: Gleichzeitig soll sie auch noch Daniele leiten. Da werfe einer den Produzenten noch einmal mangelnde Innovationen vor.
Berührt Daniele den Zaun, der Kattia umgibt, bekommt er Stromschläge. Ob das eine geeignete Therapie zur Nikotinentwöhnung ist, bleibt fraglich, aber zumindest spricht er in den fünf Minuten Prüfung mal nicht über seine Glimmstängel.
Kattia macht das gut. „Gäradde aus. Gäradde aus. Gäradde aus. Gäradde aus. Links“, dirigiert sie Daniele akribisch wie nach Partitur. Der kann allerdings nur Helene-Fischer-Texte auf seinem Smartphone lesen. Dennoch: Wenngleich die Unterscheidungsfähigkeit von „rechts“ und „links“ Vides für den Dschungel ein wenig überqualifiziert wirken lässt – eine Karriere als Navi-Stimme ist allemal drin.
Eimer voll Spinnen, grüne Ameisen, Kakerlaken, 2500 Grillen und acht Kilo Mehlwürmer später haben die beiden immerhin drei Sterne erekelt. Dank Kattia. Dennoch meckert Daniele. Er hätte die Schaben wohl lieber inhaliert.
Die Briefe
So sicher im Dschungel wie schlechte Gags von Daniel Hartwich: die Briefe aus der Heimat. Traditionell eine schöne Veranstaltung, merkt man dadurch doch, wer alles überhaupt noch dabei ist. Hallo, David!
Den Anfang macht Natascha Ochsenknecht, die das Schreiben von Matthias Mangiapanes Freund Hubert so sicher vorträgt wie ein legasthenischer Viertklässler beim regionalen Lesewettbewerb. Hubi, Mann der großen Worte und noch größeren Vergleiche, schreibt: „Du fehlst mir wie am ersten Tag.“ Ehe Matthias das verdaut hat, krakeelt Natascha urplötzlich: „Willst du mich heiraten?“
Schockschwere Not, eine Hochzeit im Dschungel. Hat Natascha die passende Schminke eingepackt? Wird Tina York Kuh-Urin gurgelnd „My heart will go on“ singen? Kann sie überhaupt noch einen ganzen Song lang wach bleiben? Und wie macht Matthias das jetzt Hubi klar? Dann Entwarnung: Die Nachricht kommt natürlich von Mangiapanes Geliebtem höchstpersönlich, vermittelt auf einem Stück Papier. „Natürlich will ich dich heiraten“, quietscht Matthias. Romantik pur.
In den folgenden Sequenzen beginnt man zu glauben, die Camper könnten hier auch das Etikett ihrer roten Einheitshosen vorlesen – irgendwer müsste trotzdem heulen. Am härtesten trifft es natürlich mal wieder Daniele, der überraschenderweise keinen Brief vom Marlboro-Mann bekommt, sondern von seiner Mutter. Die beschwört Durchhalteparolen. „Ich habe es ihr nicht immer leichtgemacht“, sagt Daniele, „Ich wünschte, meine Mutter wäre jetzt hier. Dann würde ich sie bitten, dass sie mir eine Zigarette anmacht.“ Es scheint wirklich schlimm zu sein.
Der Auszug
Es geht schnell und kurz und ohne Schmerzen, denn Tatjana Gsell hat, so lässt ihr Gesicht vermuten, davon ja auch schon genug gehabt. Die Busenmacher-Witwe muss gehen, zurück in das Leben einer Busenmacher-Witwe, wie auch immer das aussehen mag.
Sie freut sich, alle anderen auch, und Jenny Frankhauser ganz besonders. Die Katzenberger-Halbschwester, die nicht mehr als solche bezeichnet werden möchte, ist nun in der Show genauso weit gekommen, wie ihre Mutter vor fünf Jahren. Was für ein toller Erfolg.