TV-Kritik zu "Hart aber fair" mit Frank Plasberg TV-Kritik zu "Hart aber fair" mit Frank Plasberg: Unübersichtliche Diskussion zum Thema Gleichberechtigung

Köln - Au weia, das ging gleich zum Auftakt unter die Gürtellinie, als Wolfgang Kubicki im jovial schulterklopfenden Ton eine Bemerkung zu Anton Hofreiters langen Haaren machte.
Und das in einer "Hart, aber fair"-Ausgabe, in der es darum ging, ob und wie man Frauen und Männer in Deutschland gleich behandelt: "Nieder mit den Ampelmännchen, her mit den Unisextoiletten. Deutschland im Gleichheitswahn", so der epische und nicht sonderlich neutrale Titel der Sendung, in der sich der FDP-Politiker Kubicki auch weiterhin vornehmlich dadurch hervortat, dass er auf er der Leitung stand.
Nicht nur rhetorisch wie in seinem Eingangsstatement, sondern auch bei schlichten Verständnisfragen, als es etwa um Zahlen des Statistischen Bundesamts ging, die ziemlich eindeutig belegen, dass Frauen und Männer keineswegs einem "Gleichheitswahn" ausgesetzt sind, wenn es um die Gehälter geht. Man muss Kubicki - der dies ausdauernd leugnete - allerdings zugute halten, dass auch seine weibliche Mitdiskutantin, die Schauspielerin Sophia Thomalla, nach Kräften an der Realität vorbeischaute.
Da mag ganz Hollywood derzeit eine Kampagne erleben, in deren Verlauf Schauspielerinnen beklagen, weit weniger zu verdienen als ihre männliche Kollegen - Frau Thomalla schien von diesen Dingen noch nichts gehört zu haben.
Auch in einem weiteren Punkt hatte Kubicki unrecht: dass Männer, wie er es seinem Sitznachbarn Hofreiter von den Grünen glaubhaft machen wollte, mehr zu Konkurrenz und Aggressivität neigten als Frauen. Die hitzigsten Gefechte der Debatte lieferten sich nämlich die beiden Publizistinnen Birgit Kelle und Anne Wizorek, wobei sich Kelle gegen Ende immer mehr in biologistischen Anschauungen zum "Naturell" der Frauen verhedderte.
Dass die Diskussion derart unübersichtlich verlief, lag aber vor allem an Moderator Frank Plasberg. Der schien seine Gesprächspartner zu Beginn auf eine Debatte über Sinn und Unsinn der Gender-Forschung einschwören zu wollen - doch worum es dann im Verlauf der Sendung wirklich ging, war etwas ganz anderes: nämlich um den Alltag von Frauen und Männern in Deutschland, bezogen auf ihre Geschlechtszugehörigkeit. Plasberg sollte sich besser vorher überlegen, worauf er eigentlich hinauswill.