Tim Curry Tim Curry: Der «Sweet Transvestite» wird 65

London/dpa.Ein Mann in Minirock, Strapsen und Stöckelschuhen -skandalös! Nicht? Das dürfte dann wohl etwas mit Tim Curry zu tunhaben. Als der Brite 1973 erstmals als außerirdischer Transvestit inder «Rocky Horror Picture Show» auf der Bühne stand, sorgte die Showwegen ihrer Freizügigkeit für Wirbel. Heute ist das Musical Kult undCurry - obwohl er die Bühnenstrapse schon vor Jahrzehnten an denNagel hängte - der Inbegriff des Mannes in aufreizendenFrauenkleidern. Am Dienstag feiert der Schauspieler seinen 65.Geburtstag.
Was sich der medienscheue Brite zu seinem Ehrentag wünscht, istnicht bekannt. Klar dürfte aber sein, dass er eine sehr eigeneErfahrung mit Wünschen gemacht hat. «Sowas möchte ich auch machen»,soll Curry als junger Schauspieler 1968 in einem Londoner Theatereinem Freund zugeflüstert haben. Auf der Bühne stand Judi Dench. DieSchauspielerin, die heute als James Bonds strenge Chefin bekannt ist,brillierte freizügig in der Hauptrolle des Musicals «Cabaret».
Currys Wunsch wurde erhört. Nach ersten Erfolgen beimHippie-Musical «Hair» wurde er von «Rocky Horror»-Erfinder RichardO'Brien für die Hauptrolle in der neuen Show verpflichtet. Am 16.Juni 1973 mimte der Mann mit der außergewöhnlichen Singstimmeerstmals den Transvestiten Frank N. Furter vom Planeten Transsexual,der sich - fast wie sein Namensverwandter Frankenstein sein Monster- einen blonden Lustsklaven schafft.
Vom geschockten, konservativen Theaterpublikum geschmäht, wurdedie Show schon bald zum Kult. Spätestens seit der Verfilmung 1977 istCurry eine Ikone der Schwulen-Szene. Aber nicht nur dort.Aufführungen der «Rocky Horror»-Show arten nicht selten zuPartys aus - bei denen mit Wasserpistolen geschossen wird, Reis,Toilettenpapier und Toasts durch die Luft fliegen und nicht zuletztverkleidete Fans lautstark jede Zeile mitsprechen.
Curry selbst war mit der Rolle seines Lebens nicht immerglücklich: «Ich war Mister Frank N. Furter ein wenig überdrüssiggeworden», gab er vor ein paar Jahren zu. Inzwischen soll er sichaber damit abgefunden haben, dass er dem Publikum wohl aufewig in Strapsen in Erinnerung bleiben wird.
Dabei war der Brite auch anderweitig tätig. In mehr als 30 Filmenwar Curry zu sehen - meist in der Rolle des Bösewichts: Alskindermordender Clown in der Verfilmung von Stephen Kings «Es», alsmachtversessener Kardinal Richelieu in «Die drei Musketiere» oderals hinterlistiger Hotel-Portier in «Kevin - Allein in New York».
Auf der Leinwand blieb Curry die ganz große Karriere trotzdemverwehrt - ganz im Gegensatz zur Musicalbühne. Am Broadway gehörtCurry zu den Superstars. Als Mozart in «Amadeus» oder als King Arthurin «Die Ritter der Kokosnuss» feierte er große Erfolge. In seinerbritischen Heimat ist Curry mit seiner sonoren Stimme außerdem mitHörbüchern bestens im Geschäft.
Bereits vor Jahren kündigte Curry - der in seiner Freizeit einbegeisterter Gärtner ist - an, nicht ewig auf der Musicalbühne stehenzu wollen. «Das ist körperlich extrem fordernd - besonders, wenn duälter wirst.» Ab Juni ist Curry am Londoner Haymarket Theatre in derabsurden Tragikomödie «Rosenkrantz und Güldenstern sind tot» zusehen. Voraussichtlich ohne Strapse.