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Theo Adam ( 92 Theo Adam ( 92): Bassbariton war einer der wenigen internationalen Stars der DDR

Von Kai Agthe 11.01.2019, 18:38
In Dresden zuhause: Theo Adam am 13. Februar 1985 vor der Semperoper am Tag ihrer Wiedereröffnung
In Dresden zuhause: Theo Adam am 13. Februar 1985 vor der Semperoper am Tag ihrer Wiedereröffnung Haessler/dpa

Dresden - Am Ende schloss sich der Kreis, als Theo Adam im Jahr 2006, anlässlich seines 80. Geburtstages, seine einzigartige Gesangskarriere in der Rolle beendete, mit der er 1949 seine Bühnenlaufbahn begonnen hatte: als Eremit in Carl Maria von Webers Klassiker „Der Freischütz“ an der Semperoper in Dresden, seiner Heimatstadt.

Dazwischen lagen fast 60 Bühnenjahre, in denen der Bass- und Heldenbariton - der zwar immer in der DDR lebte, aber die Musikfreunde weltweit begeisterte - weit über 100 Partien gesungen hat. Ähnlich bemerkenswert ist Adams Diskografie: Unter Dirigenten-Berühmtheiten wie Herbert Blohmstedt, Karl Böhm, Herbert von Karajan und Franz Konwitschny entstanden mehr als 100 Schallplatten mit Opernarien, Kantaten, Oratorien, Messen, Passionen und Liedern.

Zu seinem 90. Geburtstag erschien eine Edition mit drei CDs, die die ganze Breite seines gesanglichen Könnens mit Werken von Bach und Mozart, Richard Strauss und Richard Wagner noch einmal erlebbar macht.

Am Freitagabend wurde bekannt, dass Theo Adam am Donnerstag nach langer Krankheit mit 92 Jahren in einem Pflegeheim in Dresden gestorben ist.

Drei Jahrzehnte in Bayreuth

„Meine schönste Zeit war eindeutig Bayreuth“, bekannte Adam nach seinem Abschied von der Bühne 2006. Fast 30 Jahre war der Bassbariton auf dem Grünen Hügel in Bayreuth zu erleben. Zwischen 1952 und 1980 sang er bei den Festspielen etwa den König Heinrich im „Lohengrin“, den Landgrafen im „Tannhäuser“ und Amfortas im „Parsifal“. Allein 13 Jahre war Theo Adam in Wieland Wagners Bayreuther Inszenierung von Richard Wagners Hauptwerk „Der Ring des Nibelungen“ zu erleben.

Die Partie des Wotan sang er jedoch 1967 erstmals in einer „Ring“-Inszenierung in London, sein Debüt als Hans Sachs in den „Meistersingern von Nürnberg“ gab er wiederum 1963 an der Metropolitan Opera in New York. Eine für einen Opernsänger, zumal aus der DDR, mehr als respektable Berufsbiografie.

Adam, der 1926 als Sohn eines Dekorationsmalers geboren wurde, erhielt seine erste musikalische Ausbildung im berühmten Dresdner Kreuzchor, dem er von 1937 bis 1944 angehörte. Die letzten Monate des Zweiten Weltkrieges erlebte er als Wehrmachtssoldat, nach Kriegsende war er als Neulehrer in Dresden tätig. Parallel dazu nahm er Gesangsunterricht und erhielt 1949 sein erstes Engagement an der Staatsoper Dresden. Seine Karriere nahm an Fahrt auf und war, bis er sich vor zwölf Jahren endgültig zurückzog, nicht mehr zu stoppen. Sein Engagement in Bayreuth mag dazu beigetragen haben, dass Adam - dessen künstlerische Heimat sowohl die Oper Dresden als auch die Berliner Staatsoper in Ost-Berlin war - seit Mitte der 50er Jahre als Gast an der Oper Frankfurt am Main, der Wiener Staatsoper und der Covent Garden Opera London zu erleben war. Auch bei den Salzburger Festspielen stand er zwischen 1981 und 1999 mit schöner Regelmäßigkeit auf der Bühne.

Groß auch als Lied-Interpret

Die großen Opernpartien dürfen aber nicht den Blick dafür verstellen, dass Theo Adam dazu ein Meister der Liedinterpretation war. Doch egal ob Wagner-Rolle in Bayreuth oder Brahms-Lied in Dresden, der Künstler nahm jede einzelne Note ernst, die er zu singen hatte. „Es ist ja so, dass man sich mit vielen Dingen beschäftigen muss, wenn man auf der Bühne Menschen darstellen will oder wenn man den Menschen mit der Kunst etwas geben will“, erklärte Adam seine Arbeitsweise. „Das heißt, man muss über die Rollen, die man singt, über die Partien, genau Bescheid wissen, man muss das Werk kennen. Man darf nicht nur seine Notenwerte stur auswendig lernen, sondern man muss wirklich das Ganze kennen und lieben lernen, indem man sich ganz intensiv damit beschäftigt.“

Ähnlich genau nahm es der Sänger übrigens auch mit seiner Vorbereitung, wenn er vor der Kamera stand: Für das DDR-Fernsehen moderierte er ab 1977 die beliebte Unterhaltungssendung „Theo Adam lädt ein“.

Als Adam - der seit dem Jahr 2000 auch Ehrenmitglied der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft mit Sitz in Löbejün im Saalekreis war - anlässlich seines 80. Geburtstages gefragt wurde, wie er das biblische Alter erreicht habe, sagte er: „Ich habe gesund gelebt, nie geraucht und war immer treu.“

Und den jungen Sängerkollegen riet Theo Adam, der trotz seines weltweiten Erfolgs bescheiden blieb: „Fleiß, Selbstkontrolle, Disziplin und vor allem mit den Füßen auf dem Boden bleiben.“ (mz)