Theater Theater: Publikum bejubelt «FußballFieber»

Dortmund/dpa. - Wohl kaum einer blieb verschont: Blitzschnellerfasste «FußballFieber» am Freitagabend in Dortmund dasPremierenpublikum. Nach über zwei Stunden Kabarett-Revue mit HerbertKnebel und den Ex-Missfits Gerburg Jahnke und Stephanie Überall hieltes keinen der mehr als 2100 Zuschauer auf den Sitzen: Langer Applausund lauter Jubel für die von Ulrich Waller inszenierte Ruhrgebiets-Komödie mit viel Musik und ein wenig Tanz rund um den daniederliegenden Fußballverein «FC Bolzen» und die Liebesgeschichten seinerProtagonisten.
Das mit derben Späßen reichlich garnierte Stück spielt im Vorfeldeiner Fußball-Weltmeisterschaft. Der ebenso einfältige wie gutaussehende Paul (Alexander Stirnberg) ist ein großes Fußballtalent.Trainer Herbert Knebel (Uwe Lyko), der Wirt der Vereinskneipe «ZurLatte» Erwin (Heinz Peter Lengkeit), und Vereinspräsident RalfGünther (Jochen Malmsheimer) wollen ihn groß rausbringen: Er soll inder Nationalelf spielen. «Wir sehen dich als einer von die elfFreunde», sagt Erwin im Ruhrpott-Slang.
Doch auch Ralf Günthers Tochter Jenni (Bianka Lammert) hat einAuge auf Paul geworfen. Jennis Mutter Gudrun (Stephanie Überall) gehtdas alles mächtig auf die Nerven: vor allem ihr Mann Ralf Günther undsein Einsatz für den Verein. Und dann ist da noch die ServiererinElfie (Gerburg Jahnke), Mutter von Paul, die schon 18 Jahre für Erwinarbeitet und ihn ebenso lange begehrt.
Wer Knebel mag und die Missfits liebte, kam in der ausverkauftenSpielstätte, einem Großzelt im Westfalenpark, voll auf seine Kosten.Knebels Ratschläge erstickten wie gewohnt jeden Widerspruch im Keim:«Flach schießen, hoch gewinnen», rät er Paul vor einer entscheidendenEinwechslung. «So ein herrliches Pils ist herrlicher als dasherrlichste Wetter», besingt er poetisch ein frisch Gezapftes.«Einigkeit und recht viel Freizeit» stimmt er die Nationalhymne an.
Ebenbürtig in der Situationskomik: Elfie, die durch eineFußballkarriere die Anstreicherlehre ihres Sohnes gefährdet sieht.«Ich habe dich schon ganz oben auf der Leiter gesehen», schluchztsie. Auch mit Seitenhieben auf Fußballgrößen spart sie nicht, etwawenn sie in «Dr. Calmunds kleiner Ernährungslehre», einem dickemWälzer, nachschlägt. Köstlich auch Gudrun als keifende undfrustrierte Realschullehrerin («Abseits? Ich will gar nicht wissen,was das ist.»), die nachher zum «Strafraumluder» mutiert und sichdoch noch die Abseitsregel erklären lässt.
Auch die mehr als 15 Lieder überzeugen, begleitet von derfünfköpfigen «RuhrRevue Band». Gesungen auf bekannte Melodien wie«Love me tender» stimmt Ralf Günther etwa selbstmitleidig «Liebt micheiner» an - großartig intoniert mit sonorem Bass. Viele Liederanimieren das Publikum zum Mitklatschen, wie etwa «P.A.U.L.» gesungenauf die Melodie von «Y.M.C.A.».
Viele Kleinigkeiten machen viel Spaß. Neben atemberaubendenSoloeinlagen wie Ralf Günthers Rede über die Kosten von Kindern oderdie Kommentierung des legendären WM-Spiels Deutschland-England 1970durch Knebel und Erwin ist es auch das Bühnenbild mit orangenenVorhängen, einem Urinal auf der Herrentoilette und einem bereits seitsechs Jahren defekten Zigarettenautomaten. Und das Ende vom Lied:Paul wird tatsächlich zu einem DFB-Sichtungslehrgang eingeladen - dieLiebe siegt natürlich trotzdem.
Weitere Aufführungstermine im April: 6., 7., 8., 9., 12., 13., 15.,16., 17., 20., 21., 22., 23., 27., 28., 29., 30.; Kartentelefon:0 18 05/70 80 77