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"The Wildabouts"-Sänger "The Wildabouts"-Sänger: US-Rocker Scott Weiland ist tot

Von Steffen Könau 04.12.2015, 08:55
Scott Weiland auf den „Classic Rock Roll of Honour“ in Kalifornien 2014.
Scott Weiland auf den „Classic Rock Roll of Honour“ in Kalifornien 2014. reuters Lizenz

Bloomington - Das letzte Lebenszeichen stammt vom März. Scott Weiland hatte ein neues Album gemacht, drei Jahre nach seinem letzten Solo-Werk und zwei nach seinem Rauswurf bei den Stone Temple Pilots, der Band, mit der Mann aus dem kalifornischen Santa Cruz Anfang der 90er Jahre berühmt geworden war. „Blaster“, der Sprenger, nannte der 47-Jährige die Platte, die ihn zum ersten Mal nach langer Zeit wieder in der Form seiner frühen Jahre zeigte.

Ruhm reicht nicht

Damals war der in der Familie seines Stiefvaters in Ohio aufgewachsene Mann mit der Reibeisenstimme eines des Gesichter des Grunge. Hinter Nirvana und Pearl Jam reihte sich seine Band Stone Temple Pilots mit Hits wie "Interstate Love Song" ein. Der Ruhm reichte, um ein zünftiges Rock’n’Roll-Leben zu führen. Aber er reichte nicht, um Scott Weiland zufrieden zu machen.

Immer wieder fiel der Sänger, der eigentlich Scott Richard Kline hieß, durch Drogenexzesse auf. Er war notorisch unzuverlässig, verpasste Auftritte und Videodrehs, schwächelte im Studio und ging seinen Bandkollegen auf den Geist. Die Pilots lösten sich auf, als es zu viel wurde. Weiland tat sich mit dem ehemaligen Guns’N’Roses-Gitarristen Slash zusammen und gründete die band Velvet Revolver, die lauten, lärmenden Rock spielte. Doch auch hier kam wenig später der Rausschmiss, weil es eine Gruppe mit Weiland als Sänger immer schwerer hat als ohne ihn.

Es reichte nicht zum großen Hit

Zum Glück wartete die alte Truppe wieder, weil nur der große Name allen genug Aufmerksamkeit und Einkommen garantieren konnte. Weiland war zu jener Zeit "Happy in Galoshes", wie er ein Soloalbum nannte. Er hatte die großen Stadien abgehakt, er behauptete, er sei clean, weg von Heroin und anderen Drogen. Er spielte nicht mehr Grunge, sondern Post-Rock und sperrigen Folk, immer mit gewichtiger Geste vorgetragen, immer aber auch so viel neben der Spur, dass es nicht zum ganz großen Hit reichen konnte.

"Nichts hat sich geändert / nichts ist wirklich", sang er in "Beautiful Day", einem schleppenden Elektro-Walzer, der den Eindruck wegwischte, dieser Mann könne nur in der Vergangenheit leben. Er konnte auch zarten Schmelz,  gequältes Geschrei und schunkelnde Verandaballaden mit Slideguitar und Huhu-Chor.

Drogen konnten Talent nichts anhaben

Grunge war vorbei, Grunge war die einzige Art Musik, die  Weiland ausließ. Lieber noch einen Bossanova, lustigen Zirkus-Rock, ein leises Lied und simplen Stoppelrock, den der begnadete Sänger von innen mit großen Gefühlen tapezierte. All die Drogen hatten nicht ausgereicht, sein Talent zu zerstören, das bewies auch das gerade erst erschienene Album „Blaster“, das Beatles-Harmonien mit scharfen Gitarren vermählte.

Mit seiner neuen Band The Wildabouts wollte Scott Weiland bis Weihnachten noch neun Konzerte spielen. Auf der Setlist standen inzwischen auch wieder viele Songs von Stone Temple Pilot. Weiland schien sich ausgesöhnt zu haben mit seinem unsteten Leben zwischen frühem Ruhm und langsamem Abstieg. Gestern wurde der Sänger nach einem Konzert in Bloomington im US-Bundesstaat Minnesota tot in seinem Tourbus gefunden. Er sei im Schlaf gestorben, bestätigte seine Frau, die Fotografin Jamie Weiland. Scott Weiland wurde 48 Jahre alt.