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Rockmusical Tabaluga Tabaluga: Peter Maffay mit neuer Show

Von Andreas Montag 30.09.2016, 20:08
Peter Maffay präsentiert sich mit Tabaluga auf der Rathaustreppe von Lingen.
Peter Maffay präsentiert sich mit Tabaluga auf der Rathaustreppe von Lingen. Friso Gentsch/dpa

Lingen - „Der Heinz ist mit dem Hund spazieren.“ Das ist es, was einer der Headset-Träger, einer aus der „Tabaluga“-Truppe, in sein Mikrofon spricht und damit die Information wiederholt, die er eben erhielt. Aufgeregt klingt das nicht, es gibt sicher größere Probleme in der Proben-Endphase für das Musical, das am kommenden Freitag in der Barclaycard Arena in Hamburg Premiere feiern wird. Eine glanzvolle, davon darf man ausgehen, wenn man den Perfektionisten Peter Maffay ein wenig kennt, der hinter dem Unternehmen steckt. Vom 21. bis zum 23. Oktober wird der Drachen-Zirkus dann in der Arena Leipzig Station machen.

Peter Maffay: „Weihnachten kommt die Erlösung, dann ist Schluss“

Geprobt wird seit Wochen in Lingen an der Ems, tief im Nordwesten der Republik, an diesem Wochenende zieht der Tross samt Bühnenaufbauten nach Hamburg, an den Tatort der Auftakt-Shows der Tournee, die am 17. Dezember in Zürich enden wird. „Weihnachten kommt die Erlösung, dann ist Schluss“, sagt Peter Maffay und lacht. Ob sie dann immer noch Freunde sind? „Ich hoffe doch“, gibt sich der Deutschrocker zuversichtlich: „Sonst hätte das ganze Projekt ja seinen Sinn verloren.“

Denn in der Hauptsache geht es bei „Tabaluga“ um die Kraft, die man aus Freundschaft und Liebe gewinnen kann - wie sich das für ein Märchen gehört, das sein Publikum stets auch ein bisschen an die Hand nehmen und die Zuversicht stärken will, dass man mit Freundlichkeit und Solidarität manchmal Berge versetzen kann.

Was den vermissten Heinz betrifft, Heinz Hoenig ist gemeint - der Schauspieler, eben 65 Jahre alt geworden, wird gebraucht und natürlich auch gefunden für das rasch improvisierte „Setting“, bei dem sich die anwesenden Darsteller und Musiker vor den Fotografen und Kameraleuten versammeln. Es darf gelächelt werden, und so geschieht es auch.

Peter Maffay, Uwe Ochsenknecht, Rufus Beck und Heinz Hoening sind beteiligt

Die Künstler sind dabei um den kleinen Drachen gruppiert, der schließlich der Held der Geschichte ist und rund 180 Menschen, so viele sind an der Produktion beteiligt, über Monate verbindet. Natürlich geht es dabei nicht nur um die hehren Ideale allein, die Aufführungen sollen die kostspieligen Vorbereitungen auch refinanzieren und obendrein noch Geld in die Kasse bringen - Künstler leben schließlich nicht vom Applaus allein.

Um Sack und Pack der Mitwirkenden in die 19 Tournee-Städte zu transportieren, werden 17 Trucks benötigt. Neben dem Bühnenbild, der Ton- und Lichttechnik sowie den übergroßen LED-Wänden brauchen auch die 160 aufwendigen, handgefertigten Kostüme viel Platz, weil die empfindlichsten von ihnen jeweils eigene Transportboxen bekommen - zum Beispiel die Schneeflocke und der Glückskäfer.

Rufus Beck spielt den Käfer

Die Rolle des Käfers ist dem Schauspieler und Synchronsprecher Rufus Beck zugefallen, der zugleich auch für die Regie des ganzen Spektakels Mitverantwortung trägt. „So hab ich Dich auch noch nicht gesehen“, kommentiert Maffay den Auftritt von Beck im Kostüm des pummligen Marienkäfers. Dem kommt eine Schlüsselrolle zu in „Es lebe die Freundschaft“: Er begegnet dem erst bewusst-, dann orientierungslosen Tabaluga, den der fiese Arktos quasi vereist hatte.

Nun fehlt dem kleinen Drachen etwas ganz Wichtiges, das wird jedem Kind einleuchten: die Erinnerung. Ohne diese gibt es auch keine Zukunft. Aber, so viel darf man denn doch schon verraten, Freundschaft und Liebe können die Sache rasch wieder ins Lot bringen. Hübsch anzusehen, wenn die vom Käfer in seiner Not herbeigerufene Ameisenarmee aufmarschiert, deren Soldaten den armen Tabaluga erst einmal bergen.

Ochsenknecht: „Irgendwann ist man auch froh, wenn die Bombe platzt“

Das sieht schon sehr ordentlich aus, die Choreografie der Ameisenbeine stimmt und auch die Trauer des Käfers ist rührend, der bei Tabaluga erst einmal abgemeldet ist, als diesem das Wunder der Liebe geschieht. Die Band macht ordentlich Musik dazu, Peter Maffay und Kollegen singen - die Sache muss und wird Schmiss und Charme haben, wenn es zur Premiere geht.

Der Schauspieler Uwe Ochsenknecht ist auch mit von der Partie, geduldig hockt er nach den Szenen, die der Presse vorgespielt wurden, neben Rufus Beck auf einer Bühnentreppe, beide lassen sich fotografieren und geben kurze Interviews. Ob die Vorbereitung auf die Show nicht auch manchmal nervt? Das will Ochsenknecht so nicht sagen. Aber: „Irgendwann ist man auch froh, wenn die Bombe platzt“. Bis dahin wird noch eine Menge Feinschliff zu erledigen sein, vor der Emsland Arena wird respektvoll getuschelt, Maffay habe zuletzt von 14-Stunden-Tagen gesprochen.

Carl Carlton ist für den musikalischen Part mitverantwortlich

So sieht er gar nicht aus. Entspannt und lässig geht er fünf Minuten vor dem eigentlichen Beginn der Begegnung zum Reporterpulk, schüttelt Hände und signiert auch das Porträt, das ein Fan von ihm angefertigt hat. Schon klicken die Kameras, das kommt alles mit in die Berichte, alles hilft, dem Projekt „Tabaluga“ Aufmerksamkeit zu verschaffen. Und schließlich ist Maffay auch nicht der Mann, der Appelle zur Nächstenliebe verbreitet, im wirklichen Leben aber als Stiesel umhergeht.

Noch gelassener, wenn das denn denkbar ist, erledigt Carl Carlton seinen Job. Der Gitarrist und Komponist ist einer der renommiertesten Musiker Deutschlands, den man auch in den USA gut kennt. Dort hat Karl Walter Ahlerich Buskohl, wie der 1955 in Ostfriesland geborene, liebenswürdige Lulatsch eigentlich heißt, unter anderem in der Band von Willy DeVille gespielt und auch mit Eric Burdon und Levon Helm („The Band“) gearbeitet.

Hundertausende Tickets sind schon verkauft

Carlton ist seit Jahren mit Maffay, aber auch mit Lindenberg und jüngst auch mit Westernhagen unterwegs, sein Terminkalender ist übervoll. Macht aber nichts, in freien Stunden während der „Tabaluga“-Tour will er weiter an seiner Autobiografie tippen, die im Frühjahr erscheinen soll.

Einstweilen aber hat der kleine Drache Vorrang, Hunderttausende Tickets sind schon verkauft. Und niemand, der die Show besucht, soll enttäuscht nach Hause gehen. Bevor es glitzern und klingen kann, steht allemal viel Arbeit an. Von der man dann nichts, aber auch gar nichts mehr spüren soll.

(mz)

Mitglieder der Drachencrew, darunter sitzend von links: Heinz Hoenig, Peter Maffay, Rufus Beck und Uwe Ochsenknecht
Mitglieder der Drachencrew, darunter sitzend von links: Heinz Hoenig, Peter Maffay, Rufus Beck und Uwe Ochsenknecht
Andreas Montag