Tamara Danz Sängerin Tamara Danz von Silly starb vor zwanzig Jahren

Halle (Saale) - Was würde Tamara Danz heute tun? 63 Jahre alt wäre sie jetzt - und ist schon seit 20 Jahren tot. Wahrscheinlich stünde sie immer noch auf der Bühne. Stimme hatte die Frau, und was für eine! Energie auch.
Nur gegen den Krebs ist sie nicht angekommen, am Freitag jährt sich ihr Todestag.
Vergessen ist die in Thüringen geborene Danz freilich nicht. Die Band Silly um ihren Mann, den in Halle aufgewachsenen Gitarristen Uwe Hassbecker, hält das Erbe der Sängerin mit der erfolgreich eingestiegenen Neuen am Mikrofon, der Schauspielerin Anna Loos, in Ehren.
Tamara Danz war und ist die Heroine des Ostrock - mehr noch: Neben der 2011 verstorbenen Schriftstellerin Christa Wolf ist sie wahrscheinlich die letzte Heldin der DDR.
Und sie ist auch ein Gewächs des Staates, dem sie zuletzt, als die Honeckers & Co. das lecke Schiff auf Grund gefahren hatten, noch zu einem menschlicheren Antlitz verhelfen wollte.
Im September 1989 war Tamara Danz Mitinitiatorin und Wortführerin des Appells der DDR-Unterhaltungskünstler, in dem sie von den Funktionären mehr Freiheit forderten. Nach dem Mauerfall unterstützte Danz dann den Aufruf „Für unser Land“, der eine eigenständige Entwicklung der DDR zum Ziel hatte.
Später trat sie als Mitbegründerin des „Komitees für Gerechtigkeit“ auf, das sich als Anwalt der Ostdeutschen verstand.
Ihre Anfänge als Sängerin hatten Tamara Danz, deren Vater für die DDR-Regierung in Rumänien und Bulgarien tätig gewesen war, auch zum Oktoberklub geführt - einem herausragenden Sprachrohr der Propaganda.
Nicht wenige bedeutende Karrieren in der ostdeutschen Populärmusik haben hier begonnen, darunter die der Liedermacherinnen Barbara Thalheim und Bettina Wegner sowie der Schlagersängerin Aurora Lacasa.
Mit der Band Silly aber kam die Danz endlich dort an, wohin sie wollte: 1978 gründete sie gemeinsam mit Thomas Fritzsching, Matthias Schramm und anderen Musikern die Familie Silly, aus der dann zwei Jahre später Silly wurde.
Die Band war ganz auf die kraftvolle, eindringliche Stimme von Tamara Danz ausgerichtet, zuletzt, in den Neunzigern, schrieb sie auch die Texte. Und Titel wie „Verlorne Kinder“ vom 1989er Album „Februar“ erzeugen heute noch Gänsehaut. (mz)