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Rosemarie Fendel Rosemarie Fendel: Mit großer Würde

Von tilman p. gangloff 15.03.2013, 18:58
Rosemarie Fendel und ihre Tochter Suzanne von Borsody bei Dreharbeiten zum ARD-Film „Mensch Mutter“ 2003 in München
Rosemarie Fendel und ihre Tochter Suzanne von Borsody bei Dreharbeiten zum ARD-Film „Mensch Mutter“ 2003 in München dpa/archiv Lizenz

halle/MZ - Die 1927 im Koblenzer Ortsteil Metternich geborene Schauspielerin wirkte zuletzt vor allem in Produktionen der ARD-Tochter Degeto mit und war unter anderem wichtiger Bestandteil der Fernsehfamilie Sonnenfeld. In neun Filmen der Reihe spielte sie die leicht zickige Großmutter, die eine Vorliebe für das letzte Wort hat.

Das war zwar eine Rolle von der Stange, aber Fendel verkörperte die alte Dame mit großer Würde. Über welche charismatische Kraft die Schauspielerin auch im hohen Alter noch verfügte, zeigten dagegen die Dramen „Mensch Mutter“ (2004) und „Das zweite Leben“ (2007), in denen sie gemeinsam mit ihrer Tochter vor der Kamera stand: Suzanne von Borsody, ihr einziges Kind, stammt aus der Ehe mit dem Schauspieler und Regisseur Hans von Borsody. Später war die Fendel mit dem Regisseur Johannes Schaaf liiert; ihren Lebensabend hat sie als „bekennender Single“ im Frankfurter Stadtteil Höchst verbracht.

Fotos zeigen die große Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter, aber auch, dass Rosemarie Fendel zwar attraktiv, aber keine klassische Schönheit war. Das hatte immerhin den Vorteil, dass sie sich nie von der Rolle der jungen Liebhaberin emanzipieren musste. Ihr größtes Kapital war womöglich ohnehin ihre Stimme, die sie als Synchronsprecherin viele Jahre lang weltberühmten Kolleginnen wie Elizabeth Taylor und Jeanne Moreau lieh. Darüber hinaus schrieb sie auch Drehbücher (unter anderem zu dem von Schaaf inszenierten Kinofilm „Momo“ (1986).

Wenn es in den Figuren, die sie in Dutzenden von Theaterinszenierungen und mehr als 100 Filmen und Serienfolgen verkörpert hat, eine Konstante gab, dann diese: Sie hat es nie darauf angelegt, dass ihr die Sympathien des Publikums zuflogen. Diese Haltung prägte auch ihre Altersrollen. Warum sich die Fendel über 65 Jahre lang zu den wichtigsten deutschen Schauspielerinnen zählen durfte, zeigte zuletzt der Film „Die Schwester“ von Margarethe von Trotta (2010), ein Film über die Hassliebe zweier Schwestern, die seit sechzig Jahren zusammenleben und sich gegenseitig schikanieren. Rosemarie Fendel und Cornelia Froboess stachelten sich hier gegenseitig zur Höchstleistung an.

Während andere Schauspieler im Alter deutlich kürzer treten, ließen Fendels herzerfrischende Auftritte in den „Familie Sonnenfeld“-Filmen den Schluss zu, dass sie noch recht gut in Schuss war. Am Mittwoch ist die Vollblutschauspielerin nach kurzer schwerer Krankheit 85-jährig gestorben.