Roland Kaiser feiert 65. Geburtstag Roland Kaiser feiert 65. Geburtstag: Ein Sänger für alle feiert Erfolge wie jugendlicher Popstar

Halle (Saale) - Der Kaiser - das wäre ein angemessener Titel für den Schlagerbarden, der ihm jetzt, da er 65 Jahre alt geworden ist, angeheftet werden könnte. Zumal er ja so heißt: Roland Kaiser.
Aber der Kaiser, das ist und bleibt eben Franz Beckenbauer. Und völlig unbeeindruckt davon, welche befremdlichen Nachrichten aus dem Dickicht hin- und hergeschobener Gelder um die deutsche Bewerbung für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 noch bekannt werden sollten.
In dieser Hinsicht ist von Roland Kaiser wohl nichts zu befürchten. Der Sänger gilt als Saubermann schlechthin. Kein noch so winziger Fleck, kein Stäubchen ist auf dem dunklen Anzug samt Weste zu entdecken, in dem er aufzutreten pflegt. Außerdem ist Kaiser ein Mensch, der sich sozial engagiert und auch politisch Haltung zeigt. Das ist in der Showbranche ebenso selten wie im bezahlten Fußball.
Roland Kaiser: Sänger zeigt klare Kante gegen Pegida
Als vor zwei Jahren Künstler gegen Pegida mobil machten, war Roland Kaiser dabei. Die Nachrichten aus Dresden spiegelten „nicht das Bild einer Stadt wider, wie ich sie kennengelernt habe“, sagte er.
Das hat man wahrgenommen, auch unter den selbst ernannten Verteidigern des Abendlands natürlich. Die schimpften im Internet, er habe sich kaufen lassen. Da sind dem Star einige Fans von der Fahne gegangen.
Das hat er in Kauf genommen. Und es sind ja immer noch überwältigend viele, die ihm zujubeln. Tausende füllen die Säle und Arenen, wenn Kaiser Hof hält.
Roland Kaiser: Sänger genießt Vertrauen
Womit einmal mehr bewiesen wäre, dass die anmaßend gebrüllte Behauptung von Pegida, „das Volk“ zu sein, nicht wirklich durch Fakten gedeckt ist.
Roland Kaiser dagegen ist der Mann, dem man trauen kann. Quer durch alle Alters- und Sozialschichten wird das so gesehen. Sogar von Menschen, die seine Lieder gar nicht besonders mögen.
Er ist der Typ, dem man einen Gebrauchtwagen abkaufen würde. Aber davon gibt es zum Glück immer noch viele. Schlagersänger auch. Jüngere zudem, die mit aufgeknöpftem Hemd und breiter Brust um das Publikum werben.
Roland Kaiser: Das männliche Pendant von Helene Fischer
Das macht er auch, aber mit geschlossenem Kragen und Krawatte, mit Stil, Charme und Eleganz. Steht auf der Bühne, breitet die Arme aus, als wollte er alle ans Herz drücken, und singt seine alten Lieder. „Santa Maria“, spätestens da sind alle hin und weg. Die Frauen besonders, aber nicht nur die.
Roland Kaiser ist die männliche Variante von Helene Fischer: Präsent, schick, zugewandt. Verbindlich. Einer für alle. Und, was verstärkend hinzu kommt: Er ist in einem Alter angelangt, in dem man Menschen, vor allem den männlichen Exemplaren der Gattung, nur noch lautere Absichten unterstellt.
Dies um so mehr, als der Star einiges durchgemacht hat in seinem Leben. Geboren am 10. Mai 1952 im Westen Berlins, wuchs der Junge in einfachen Verhältnissen bei einer Pflegemutter auf.
Roland Kaiser: Mit großer Stimme große Gefühle verkaufen
Seine leibliche Mutter war erst 17 Jahre alt, als sie ihren Sohn gebar. Die Frau, die ihn aufzog, arbeitete als Putzfrau im Kurt-Schumacher-Haus der SPD im Arbeiterbezirk Wedding, so erklärt sich vielleicht auch Genossen Kaisers Bindung an die Sozialdemokratie.
Aus dem jungen Mann sollte jedenfalls etwas werden, er absolvierte eine kaufmännische Lehre und machte dann Karriere als Werbeleiter in einem Autohaus. Gesungen hat er nebenbei - bis ihn der Musikproduzent Gerd Kämpfe entdeckte.
Der Rest ist schon Legende. 1977 nahm Kaiser ein Stimmungslied auf, das heute, nach 40 Jahren, immer noch jeder mitsingen kann: „Sieben Fässer Wein können uns nicht gefährlich sein.“ Und „Santa Maria“ sollte bald folgen. Kaiser war ein gemachter Mann. Mit großer Stimme große Gefühle zu verkaufen - das ist der Königsweg in der Branche.
Roland Kaiser: Der Höhenflug hält an
So berühmt, so geliebt wie heute ist er damals, als Roy Black und Rex Gildo noch am Start waren, nicht gewesen. Und es gab auch ein paar Hänger. Aber dann, als er nach schwerer Krankheit zurückkehrte, flogen ihm die Herzen wieder zu.
Im Februar 2010 war ihm eine Lunge transplantiert worden, im Oktober des gleichen Jahres startete er sein Comeback. Seitdem ist Roland Kaiser auf stetigem Höhenflug. Aktuelle Station ist der wiedereröffnete Dresdner Kulturpalast. Dort singt er am Samstagabend noch einmal. „Grenzenlos“ heißt der Abend. Das passt. (mz)