«Red Tails»: Kriegsfilm über schwarze Flieger
Berlin/dpa. - Auch im Hollywood des 21. Jahrhunderts sind Filme mit durchweg afroamerikanischen Darstellern in den Hauptrollen eine Seltenheit: «Red Tails» ist so eine Ausnahme, erzählt er doch von der 332nd Fighter Group, der ersten afroamerikanischen Lufteinheit der US-Streitkräfte.
Während des Zweiten Weltkrieges war diese unter anderem in Italien stationiert. Produziert wurde der Film vom legendären, unlängst an den Disney-Konzern verkauften Studio Lucasfilm. George Lucas («Star Wars») selbst soll über 20 Jahre lang davon geträumt haben, die von wahren Ereignissen inspirierte Story schwarzer Weltkriegs-Piloten ins Kino zu bringen.
Die Regie übernahm Anthony Hemingway, bekannt durch TV-Serien wie «The Wire». Zu seinem Cast bei «Red Tails» zählen David Oyelowo («Planet der Affen: Prevolution») sowie Oscar-Preisträger Cuba Gooding Jr. («Jerry Maguire - Spiel des Lebens»).
Italien, im Jahr 1944: Anstatt sich mit Kampffliegern der Wehrmacht zu duellieren, sind die Männer der afroamerikanischen Fliegerstaffel in Europa zunächst dazu verdonnert, Angriffe auf Züge oder Lastwagentransporte zu fliegen. Weder sind sie damit ausgelastet, noch entspricht diese Aufgabe ihrem Selbstverständnis.
Während sich der eine Pilot mit Whisky betäubt, stürzt sich Joe «Lightning» Little (David Oyelowo) in ein Liebesabenteuer mit einer Italienerin. Auch über die Befehle ihres Majors (verkörpert von Gooding Jr.) setzen sich die stolzen Flieger gern mal hinweg. Nach einigen Bewährungsproben aber wartet auf die Männer der 332nd Fighter Group dann doch noch die große Chance: Sie sollen amerikanische Bomber-Maschinen eskortieren, die sich auf den Weg gen Nazi-Deutschland machen, um Berlin anzugreifen.
«Red Tails» ist so unterhaltsam wie vorhersehbar. Beeindruckend der Zusammenhalt und Team-Geist innerhalb der Lufteinheit, stark das Schauspiel von Cuba Gooding Jr. - auch gelingt Regisseur Hemingway ein erhellender Blick auf den Rassismus der Zeit, selbst in den eigenen Reihen haben die afroamerikanischen Soldaten zunächst mit Vorurteilen und Ressentiments zu kämpfen.
Die holzschnittartige Zeichnung der Nazi-Piloten indes erinnert an Hollywood-Streifen der 50er Jahre, wenn nicht an billige B-Movies. Die stakkato-artige, gleichsam comichafte Diktion der Hitler-Flieger ist mehr dazu angetan, Klischees zu bedienen, als die Gräuel des Zweiten Weltkriegs tatsächlich abzubilden.
Kaum überzeugender sind die allzu pittoresken Italien-Bilder des Films, mit ewig im Wind flatternden Wäscheleinen, gütigen, grauhaarigen Mamas und hübschen Töchtern. Der Ernsthaftigkeit des Themas wird Anthony Hemingway mit seiner oft übers Ziel hinaus schießenden Inszenierung nicht immer gerecht. Den Unterhaltungswert freilich für ein weniger auf historische Akkuratesse bedachtes Publikum sollte all dies jedoch nicht schmälern. Zumal Action-Fans und Anhänger des Kriegsfilm-Genres an den stets flott in Szene gesetzten Luftkampf-Szenen ihre Freude haben dürften.