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Alternative-Rock in Arena Leipzig Placebo in Leipzig: Britsche Alternative-Rockband

Von Mike Händler 04.11.2016, 10:44
Brian Molko von der britischen Alternative-Rock-Band Placebo steht am Mikrofon.
Brian Molko von der britischen Alternative-Rock-Band Placebo steht am Mikrofon. imago stock&people

Leipzig - Die Zeit ist gekommen, um auf 20 Jahre zurückzublicken. Im Jahr 1996 starteten Placebo mit dem erscheinen ihres gleichnamigen Albums eine Weltkarriere. Ausgangspunkt waren der charismatische Sänger Brian Molko, der zudem passabel Gitarre spielt, der Bassist Stefan Olsdal und Schlagzeuger Robert Schultzberg. Und natürlich das große Talent, Songs zu schreiben, die Menschen berühren. Am Samstag bat die britische Band in der Arena Leipzig dementsprechend zu einer besonderen Feier.

Geschenke gab es reichlich – für die Fans. Placebo spielten ihre alten Hits, obwohl sie diesen seit fast zehn Jahren abgeschworen hatten. Zum Auftakt versetzte „Pure Morning“ die voll besetzte Arena bereits in Ekstase, das mit bebenden Beats und akzentuierten Gitarren aus den überdimensionalen Boxen schallte. So gewinnt man in seiner Feiergesellschaft wahrlich schnell Freunde. Und es ist wie in alten Zeiten: Brian Molko verzückte die Massen durch Stil, Individualität und mit prägnanter Stimme.

Molko und Oldsdal stehen stets im Fokus

Nach mehreren explosiven Anfangsstücken entspannte die Band mit dem elegischen „Soulmates“ die Atmosphäre. Und das freudig begrüßte „Special Needs“ zeigte die ursprüngliche Identität von Placebo: reduzierte rhythmisch-funkige Gitarren, die Molko mit balladesken Melodien kontrastierte. Neben dem Sänger stand Stefan Olsdal als weiteres Band-Ursprungsmitglied auf der Bühne. Schlagzeuger indes kamen und gingen. Die zusätzlichen vier engagierten Live-Musiker, die ihre Sache fantastisch erledigten, rückten allerdings nicht nur räumlich in der Arena in den Hintergrund. Molko und Oldsdal standen stets im Fokus, unterstützt von funkelnden Lichtern, Lasern und Videoinstallationen.

Letztlich versammelte Brian Molko die Tausenden Augenpaare in Leipzig überwiegend auf sich. Der 43-Jährige bog und bäumte sich auf der Bühne, malträtierte seine Gitarre und schoss seine spitzen Gesangspfeile in die Herzen seiner Fans, die ihm entrückt entgegen blickten.

Punkig, diffus und brachial

Der Placebo-Frontmann trieb gut aufgelegt seine Spielchen mit dem Arena-Publikum. Als ihm die relative Ruhe im Auditorium nicht behagte, animierte Molko mit nonverbaler Kommunikation seine „Jünger“ zu einem Jubel-Orkan, den er nach Belieben zum Ersticken brachte. Besser noch vermochten die Hits der Band das Publikum zu entfesseln. Mit „Without You I’m Nothing“ folgte der emotionale Höhepunkt des Abends. Denn auf den Leinwänden erschien der im Januar verstorbene David Bowie, mit dem die Briten den Song 1998 einspielten. Der zwischenzeitlichen Besinnlichkeit setzten Placebo krachende Gitarren entgegen: Punkig, diffus und brachial fegten „For What It’s Worth“,  „Special K“ und „The Bitter End“ in die Gehörgänge der nun ausgiebig tanzenden Massen.

Wild und rebellisch inszenierte die Band nun ihre Klassiker, allen voran Molko und Oldsdal. Auf der Bühne tosten Klang- und Lichtgewitter in die Endzeit eines schrankenlosen Rockspektakels. Wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören. Wenige der Zuschauer hielten etwas von dieser Tugend und schafften es schließlich, Placebo zwei Zugaben zu entlocken. Allenthalben gab es am Schluss glückliche Gesichter – vor und auf der Bühne. (mz)