Philipp Vandenberg Philipp Vandenberg: Vater des deutschen Sakral-Krimis wird 65

Baiernrain/dpa. - «Andere bewahren im Tresor Geld auf, ich bewahre darin Ideen auf. Die will ich alle verwirklichen.»Vandenberg hat Millionen Leser zu ägyptischen Grabungsstätten,geheimnisvollen Schriften und in den Vatikan geführt. Seine Bücherwurden weltweit in 33 Sprachen übersetzt und rund 21 Millionen Malverkauft. Am 20. September wird Vandenberg, der im bayerischenBaiernrain und in Deutschlands längster Burg in Burghausen lebt, 65Jahre alt.
Ruhestand gibt es für ihn nicht, er arbeitet an seinem nächstenBuch, das wieder ein Thriller sein wird. Über seinen 65. Geburtstaghat er sich, anders als über neue Bücher, ohnehin noch keine Gedankengemacht: «Das ist so eine blöde Zahl, die schmeckt mir überhauptnicht.» Sein Erfolg schmeckt ihm da schon besser: «Im vergangenenJahr ist jede Woche irgendwo auf der Welt ein Vandenberg erschienen.Das macht natürlich stolz.»
Vandenberg profitiert wie andere Autoren auch vom Hang der Leserund Verlage zu sakralen Krimis - Bestseller sind aus kirchlichenGeheimnissen, Mysterien und Mord im Stile Dan Browns gemacht. Sohätten jüngst seine Werke aus den 80er Jahren, darunter «SixtinischeVerschwörung», den Weg zurück auf die Bestsellerlisten gefunden, sagtder Autor. Doch der oft angestellte Vergleich mit «Sakrileg»-AutorDan Brown trifft den Schriftsteller: «Ich werde fuchsteufelswild,wenn ich das höre», beklagt er sich. «Vandenberg, der "deutsche DanBrown", das ist eher ein Schimpfwort als ein Kompliment.» Eher gehees an, Brown als «amerikanischen Vandenberg» zu bezeichnen,schließlich schreibe er schon deutlich länger als der Kollege.
Was ist das Erfolgsgeheimnis des Autors, der sich gern von derromantischen Umgebung der Burg in Burghausen mit ihrem Folterturminspirieren lässt und historische Luxuskarossen sammelt? «Es gibtkein einzelnes Geheimnis für so einen Erfolg», sagt er. «Ich schreibenie Bücher für meine Leser, ich schreibe Bücher, die mich selbstinteressieren. Dann macht das Schreiben Spaß.» Er recherchiere immeran mindestens drei Themen zur gleichen Zeit. Denn für ihn istRecherche alles auf dem Weg des ebenso kreativen wie listigen«Verwirrenwollens» der Leser.
Fast unmerklich verlässt der Autor im Laufe der Geschichten dieHistorie und betritt das Reich der Fantasie. «Die Akribie derRecherche hat sich nicht verändert», sagt der ehemalige Journalist.Aber teurer sei sie geworden: «Heute gehen schon mal 50 000 Euro fürdie Recherche drauf.» Dennoch haben auch seine Werke manchmalSchwächen. Ausgerechnet sein letztes Buch «Das vergessene Pergament»wirkt nicht restlos zu Ende recherchiert und lässt ein wenig Spannungvermissen.
Geboren wurde Vandenberg 1941 in Breslau. Nach dem Krieg wuchs erim Waisenhaus und bei einer Pflegemutter auf. Er studierteKunstgeschichte und Germanistik und absolvierte einZeitungsvolontariat. 1973 begann nach kurzer Journalistenlaufbahnseine Karriere als Autor populärer Sachbücher mit «Der Fluch derPharaonen» - trotz anfänglicher Schwierigkeiten, sich von derjournalistischen Schreibe zu lösen. Große Beachtung fand 1995 «DerSchatz des Priamos. Wie Heinrich Schliemann sein Troja erfand». Damitschaffte er es auch in den «Spiegel»: Dessen früherer HerausgeberRudolf Augstein bediente sich für einen Beitrag zum Thema Troja desBuches von Vandenberg, ohne die Quelle zu nennen. Das Magazinentschuldigte sich.
Doch für Vandenberg ist die Zeit der Sachbücher vorbei. «Ich kannmir nicht vorstellen, zu wissenschaftlichen Werken zurückzukehren»,sagt er. «In mir sitzt ein Stachel. Das Buch, das von der Kritik ammeisten gelobt wurde, war meine Schliemann-Biografie, und die hat diegeringste Auflage von allen.»