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Österreicherin lebt nun in Leipzig Österreicherin lebt nun in Leipzig: Kabarettistin Lisa Eckhart pflegt den scharfen Witz

Von Matthias Röder 13.08.2020, 05:00
Lisa Eckhardt
Lisa Eckhardt H. Punz/APA/dpa

Wien - Als sich der Sturm zusammenbraute, war sie in Kroatien. Handy aus. Bei der Rückfahrt stellte sie es wieder an. „Ich glaube, es summt heute noch“, erzählt Lisa Eckhart im Wiener Stadtsaal. Der Auftritt ist ihr Comeback nach mehrmonatiger Pause wegen der Coronakrise. Er fällt zusammen mit einem viel diskutierten Vorgang: Der Ausladung der 27-jährigen österreichischen Kabarettistin durch die Veranstalter des Hamburger Literaturfestivals Harbourfront wegen Sicherheitsbedenken. Eine spätere Einladung konnte die Situation nicht mehr retten.

Doch an diesem Abend in Wien ist von dem Wirbel wenig zu spüren. Eckharts scharfzüngigen Ritt durch Gesellschaft und Geschichte in ihrem Programm „Die Vorteile des Lasters“ quittiert das Publikum mit viel Beifall.

Kritiker werfen der Kabarettistin vor, rassistische und antisemitische Klischees zu bedienen. Das lässt die junge Frau nicht gelten. „Es gibt teilweise ein boshaftes Missverstehen“, sagt Eckhart. Sie prangert einen verbreiteten Reflex an, auf bestimmte Reizworte zu reagieren. „Wie geht man mit Antisemitismus und Rassismus um?Erhebt man sie zum Tabu oder degradiert man sie zum Witz? Ich bin immer auf der Seite des Humors“, so Eckhart. Wenn man ihre Auftritte genau anschaue, trieften sie fast schon beschämend vor Humanismus und Feminismus. „Wenn mich jemand entlarven will, dann sieht er das.“

Jetzt hat sich Eckhart, die Germanistik und Slawistik studiert hat, zusätzlich aufs Schreiben verlegt. In der kommenden Woche erscheint ihr Debütroman „Omama“ über das Leben ihrer Großmutter.

Als Zugabe erzählt Eckhart, die seit drei Jahren in Leipzig lebt, augenzwinkernd von den Gemeinsamkeiten der Österreicher und der Ostdeutschen. „Es wird uns beiden unterstellt, wir seien notorisch rechts.“ Wegen des Scheiterns der deutschen Wiedervereinigung gelte es nun, ein Ostreich zu schaffen. „Österreicher und Ostdeutschland, wir sind doch füreinander geschaffen. Die hatten die Ost-Mark, wir waren die Ostmark.“ Sie selbst als Kaiserin, eine Mischung aus Stalin und Sissi: Stasi. (mz)