NS-Propaganda NS-Propaganda: Mit fanatischen Durchhalteparolen in den Untergang

Hamburg/dpa. - Mit einer zutiefst menschenverachtenden Einstellung steuerten der«Führer» und seine Paladine das Land bedenkenlos in den Untergang.«Wir wollen lieber sterben als kapitulieren», geiferte HitlersPropagandachef Joseph Goebbels zwischen Warnungen vor neuenfeindlichen Luftangriffen und fantasierten Siegesmeldungen über denGroßdeutschen Rundfunk. Andere - ausländische - Sender durften dieMenschen im braunen Reich schon seit lange nicht mehr hören, dieausführlich von den deutschen Niederlagen berichteten.
«Ich erwarte von jedem Deutschen, dass er ... seine Pflicht biszum Äußersten erfüllt, dass er jedes Opfer, das von ihm gefordertwird und werden muss, auf sich nimmt. ... Indem wir eine soverschworene Gemeinschaft bilden, können wir mit Recht vor denAllmächtigen treten und ihn um seine Gnade und seinen Segen bitten.» Mit diesem «Befehl» hatte sich Hitler Ende Januar 1945 zum letzten Mal im Radio an das kriegsmüde Volk und die Truppen gewandt. Fanatische «Gauleiter», allmächtige Regionalchefs der Nazi-Partei, folgten mit den noch verbliebenen Gesinnungsgenossen blindlings und überlieferten Zweifler gnadenlos den Schergen. Erst unmittelbar vor dem Zusammenbruch suchten viele in der Flucht ihr Heil.
Der Chef der parteieigenen Elite-Truppen SS und des Nazi-Sicherheitsapparates Heinrich Himmler ließ seit Ende Februar«Sonderstandgerichte zur Bekämpfung von Auflösungserscheinungen»wüten. Hitler selbst verfügte kurz darauf den Einsatz von «FliegendenStandgerichten» für die Wehrmacht, die vom Gnadenrecht keinenGebrauch machen durften und die meist die Todesstrafe verhängten. Einanderer Befehl holte den Jahrgang 1929 zu den Waffen; dieJugendlichen standen nach kurzer Ausbildung an der Front. «Wenn derKrieg verloren geht, wird auch das Volk verloren sein», wurde Hitlerzitiert. Was nach dem Kampf übrig bleibe, seien ohnehin nur die«Minderwertigen», die «Guten» seien gefallen.
Als im Westen die Alliierten gegen das industrielle HerzDeutschlands, das Ruhrgebiet, vorrückten, gab Hitler den wahnsinnigen«Nero-Befehl». Die zurückweichenden deutschen Kräfte sollten alle demFeind irgendwie nützlichen Einrichtungen wie «Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte» zerstören - wieeinst der römischen Imperator, der seine Hauptstadt niederbrennenließ. Diese Anordnung zur «verbrannten Erde» wurde zum Glück vonPolitikern, regionalen Nazi-Führern und Offizieren unterlaufen.
Himmler ließ «Schwäche vor dem Feind» bis zuletzt mit dem Todebestrafen. In Häusern mit weißen Fahnen seien alle männlichenPersonen zu erschießen, ordnete er Anfang April an. Im Radio wurdendie Deutschen zur Partisanenbewegung «Werwolf» aufgefordert: «Wirbrauchen keine Rücksicht zu nehmen auf veraltete Vorstellungen einerbürgerlichen Kampfführung... Hass ist unser Gebet und Rache unserFeldgeschrei.» Doch es fanden sich, abgesehen von ein paarFanatikern, keine Gefolgsleute mehr.
Als sich die Rote Armee den Ring um Berlin schloss, erklärte der«Reichsbevollmächtigte für den totalen Kriegseinsatz» Goebbels aufseiner letzten Pressekonferenz zynisch: «Das deutsche Volk hatversagt, es hat das Schicksal verdient, das es jetzt erwartet.» Erwiederholte nur, was Hitler zuvor schon noch drastischer einmal einemhohen SS-Offizier gesagt hatte: «Unterliegt das deutsche Volk, dannsoll es krepieren und dem biologisch Stärkeren Platz machen.» Dieser«Führer» und sein Propagandachef entzogen sich durch Selbstmord ihrerVerantwortung.