Nie wieder tränende Augen Nie wieder tränende Augen: Bücher in Großdruck erleichtern das Lesen

Bonn/Frankfurt/Main/dpa. - DieVerlage führen meist Romanbestseller in großer Schrift, vereinzeltaber auch Sachbücher und Ratgeber. Sie sind nicht viel teurer als die Standardausgaben. Selbst Büchereien verfügen oft über eine Auswahl.
«Die Zahl der Großdruckbücher steigt», sagt Ursula Lenz von derBundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) in Bonn.Laut Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt sind es vorallem drei größere Verlage, die Bücher in Großschrift anbieten, hinzukommen Spezialanbieter. Eine Übersicht gibt es aber nicht.
Das Programm konzentriert sich meist auf Romane. «Sachbücher sindbei uns eher selten», sagt Marcus Gärtner von Rowohlt Taschenbuch inReinbek bei Hamburg. Der Verlag bringt jeden Monat einen neuen Titelin Großdruck heraus. Bisher erschienen sind etwa Werke von AlbertCamus oder Imre Kertész. Am erfolgreichsten seien aber die Bücher vonRosamunde Pilcher.
Titel von Siegfried Lenz, Christine Nöstlinger und Henning Mankellhat der Deutsche Taschenbuch Verlag (dtv) im Großdruck im Programm,aber auch Fantasygeschichten und Anthologien. Gut 130 Werke umfassedie Reihe, sagt Stefanie Witzgall, Verlagssprecherin in München.
Suhrkamp aus Frankfurt hatte eine 80-Titel-Reihe - und war damitnicht sehr erfolgreich, wie Winfried Hörning, Leiter des BereichsTaschenbuch, erläutert. Die Reihe wurde aufgegeben, nun setzt man aufwenige Bestseller. Zur Zeit gibt es acht Bücher in Großschrift, etwa«Das Geisterhaus» von Isabel Allende. Sechs weitere sollen im Herbstfolgen. Auf bekannte Namen setzt auch Ueberreuter aus Österreich. DerVerlag bietet etwa «Harry Potter und die Kammer des Schreckens» an.
Während die meisten Häuser einzelne Titel größer drucken, hat derKaufmann Verlag aus Lahr eine eigene Reihe auf dem Markt: «50plus -Bücher zum Leben» - mit Themen, «die ganz besonders ältere Menscheninteressieren». Dazu zählt der Verlag Sachbücher über Enkelkinderoder den Ruhestand, aber auch historische Romane und Erinnerungen.
Was Großdruck bedeutet, definieren die Verlage unterschiedlich.Rowohlt verwendet meist die Schriftgröße 13 Punkt. Suhrkamp undUeberreuter drucken in 16 Punkt. «Das finde ich etwas übertrieben»,sagt Ursula Lenz. «Dadurch werden die Bücher sehr schwer.»
Tatsächlich wächst durchweg der Umfang, denn alle Romane werdenvollständig gedruckt. «Die Bücher werden dadurch deutlich dicker»,bestätigt Winfried Hörning von Suhrkamp. Der Verlag setzt bei seinerGroßdruckreihe zudem auf ein größeres Format. Rowohlt versucht, zuschwere Bücher zu vermeiden. Daher kommen laut Gärtner nur Titel inden Großdruck, «die von vornherein nicht mehr als 500 Seiten haben».
Großdruck ist meist etwas teurer: Einen bis drei Euro mehr alsnormale Bücher kosten sie bei Suhrkamp, bei Rowohlt beträgt derAufschlag rund einen Euro, beim dtv einige Cent. Wer ausprobierenwill, ob er mit Großdruck zurechtkommt, kann sich an die städtischenBüchereien wenden. Machen die Augen auch bei den großen Buchstabenschlapp, müssen Liebhaber trotzdem nicht auf ihr Hobby verzichten,sagt Ursula Lenz. «Schließlich gibt es immer mehr Bücher zum Hören.»