Band Melodic-Rock-Institution: Magnum mit Studioalbum Nr. 23
Vor mehr als 50 Jahren wurde Magnum gegründet. Bis heute sind die britischen Rocker regelmäßig auf Tournee und veröffentlichen fast alle zwei Jahre ein neues Album - ohne Qualitätsverlust.
London - Wenn Bob Catley in seinem Wohnort Tamworth in der Nähe von Birmingham unterwegs ist, wird der Sänger der britischen Classic-Rock-Band Magnum häufiger angesprochen. „Das ist manchmal richtig peinlich“, sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London.
„Ich muss ja einkaufen gehen wie jeder normale Mensch, und ich werde in der Stadt ziemlich oft erkannt.“ Seit 1979 lebt Catley dort. Oft werde er gefragt, ob er immer noch Musik mache. Seine scherzhafte Antwort: „Ja, im Januar kommt erst unser 23. Album raus.“
Es geht Schlag auf Schlag
Die Karriere der auf melodischen Hardrock oder AOR spezialisierten Band aus Birmingham läuft im Vergleich zu anderen Genrevertretern seit Jahrzehnten etwas unter dem Radar. Aber Magnum haben eine treue Fangemeinde, die ihre Alben kauft und ihre Konzerte besucht. Und die Gruppe, deren Kern seit Gründung 1972 Frontmann Catley (76) und der Gitarrist und alleinige Songwriter Tony Clarkin (77) bilden, ist aktiv wie eh und je und regelmäßig auf Tour.
Ihr neustes Werk, „Here Comes The Rain“, ist das fünfte Studioalbum in zehn Jahren. „Das ist Tonys Schuld“, scherzt Catley über den Zweijahresrhythmus. „Wir machen ein Album, wir proben, wir gehen auf Tour. Bäng, bäng, bäng! Und schon sitzt er wieder in seinem Schuppen und arbeitet an Ideen für neue Songs. Andere Leute nehmen Urlaub, die verreisen, machen eine Pause von der Musik. Aber nicht Tony. Der geht gleich wieder ins Studio. Ich glaube, ihm wird sonst langweilig.“
Der Sound
Auf „Here Comes The Rain“ servieren Magnum ihre bewährte Mischung aus kernigen, kraftvollen Rocksongs mit starken Melodien („Run Into The Shadows“, „The Seventh Darkness“) und Powerballaden, die nah an der Grenze zum Kitsch sind („After The Silence“, „The Day He Lied“). Der herausragende Track ist „Blue Tango“, ein launiger, mitreißender Hardrock-Song mit fetten Gitarrenriffs, stimmungsvollem Klavier und einem unerwarteten Solo auf der Hammond-Orgel - und mit viel Groove.
Catley hat sich auch im stattlichen Alter von mittlerweile 76 Jahren seine markante, theatralische Rockstimme bewahrt und klingt auf dem neuen Album - wenn auch gealtert - im Großen und Ganzen immer noch so wie auf den bandeigenen Klassikern der 80er Jahre.
„Meine Stimme hat mich all die Jahre getragen, es ist großartig. Ich habe Glück, eine solche Stimme zu haben“, sagt Catley. Bei Zufallsbegegnungen auf der Straße werde er gelegentlich gefragt, ob er noch singe. „Dann antworte ich: „Ja, Kumpel, damit verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Alles, was ich je gemacht habe, ist zu singen.““
Eingespieltes Team
Seit über 50 Jahren macht das Duo Catley/Clarkin nun schon zusammen Musik. Selbst in den sechs Jahren zwischen 1995 und 2001, als Magnum getrennt waren, musizierten der Sänger und der Gitarrist als Duo Hard Rain gemeinsam weiter. „Wir haben uns einfach immer gut verstanden“, erklärt Catley. „Wir mochten überwiegend immer die gleiche Art von Musik. Er liebt den Blues mehr als ich, und ich mag Pop wahrscheinlich mehr als er. Aber zusammen ergibt das Magnum.“
Dass der britischen Rockinstitution nach fast zwei Dutzend Alben noch ein weiteres Kultwerk wie „On A Storyteller's Night“ oder „Vigilante“ gelingt, ist natürlich nicht zu erwarten. Doch mit „Here Comes The Rain“ ergänzen Magnum ihre Diskographie um ein weiteres solides Werk, das sogar ein paar kleine Überraschungen parat hält.
So ist neben einem Saxofon auf dem neuen Album sogar eine Trompete zu hören. „Here Comes The Rain“ wird in mehreren Formaten veröffentlicht - als CD-DVD-Kombination, als Doppel-LP, Box-Set und digital.
Keine Tour
Eine Tournee im Frühjahr mussten Magnum wegen Clarkins gesundheitlicher Probleme vorerst absagen. Aber wenn der Gitarrist sich wieder erholt hat, soll es weitergehen. Und dann dürfte es nicht mehr lange dauern, bis die Band mit der Arbeit am nächsten Album beginnt. „Ich denke, alle zwei Jahre ist gut“, sagt Bob Catley mit Blick auf den Album-Tour-Rhythmus.
„Das hält uns am Laufen. Alle sind glücklich damit, die Fans sind damit zufrieden, die Plattenfirma ist damit zufrieden. Es gibt also nichts daran auszusetzen. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber wir machen das so und bislang hat das gut funktioniert.“