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Musik Musik: Nana Mouskouri wird 70

Von Takis Tsafos 12.10.2004, 08:28
Die Sängerin Nana Mouskouri erzählt am 04.10.2004 im Hotel Kempinski in Berlin während einer Pressekonferenz Einzelheiten zum abendlichen Jubiläumsauftritt in der Philharmonie. Die Künstlerin feiert am 13. Oktober ihren 70. Geburtstag, präsentiert gleichzeitig ein neues Album mit dem Titel "Ich hab gelacht - Ich hab geweint" und will im kommenden Jahr in Leipzig eine große Abschiedstournee starten. (Foto: dpa)
Die Sängerin Nana Mouskouri erzählt am 04.10.2004 im Hotel Kempinski in Berlin während einer Pressekonferenz Einzelheiten zum abendlichen Jubiläumsauftritt in der Philharmonie. Die Künstlerin feiert am 13. Oktober ihren 70. Geburtstag, präsentiert gleichzeitig ein neues Album mit dem Titel "Ich hab gelacht - Ich hab geweint" und will im kommenden Jahr in Leipzig eine große Abschiedstournee starten. (Foto: dpa) dpa

Athen/dpa. - Seit 45 Jahren ist sie die Stimme Griechenlands:Nana Mouskouri («Weiße Rosen aus Athen») wird an diesem Mittwoch (13.Oktober) 70 Jahre. Kein Problem für die dunkelhaarige Frau mit dermarkanten Brille. Zumindest für die nächsten zwei Jahre stehen ihrePläne fest. «Musik macht mich stärker, ich bin noch nicht müde»,erzählt sie der dpa. Anfang des nächsten Jahres will sie auf eineletzte Welttournee gehen. Der Start wird im März in Deutschland sein.Dann tourt die Mouskouri quer durch ganz Europa. Den Schlusspunktwird sie wohl 2006 in Nordamerika setzen. An ein Ende ihrer Karrieredenkt sie aber nicht: «Einzelauftritte nach dieser große Tournee kannich nicht ausschließen.»

Nana Mouskouri hält zahlreiche Rekorde. Sie ist die erstegriechische Sängerin, die im Ausland Erfolg hatte. Und sie hat mehrPlatten und CDs verkauft als jede andere ihrer griechischenKolleginnen: insgesamt etwa 300 Millionen.

Ihre Erfolgsgeschichte begann in den 50er Jahren in Athen: Ineinigen Heimatfilmen dieser Zeit tauchte plötzlich eine etwaspummelige, leicht verunsicherte junge Dame auf: Nana Mouskouri,damals noch ohne Brille. «Ja, sie war etwas schüchtern, ihre Stimmeklang aber damals schon wie eine Nachtigall. Wer Ohren hatte, konntehören, dass sie weit, sehr weit kommen wird», sagen heute ältereLeute in Griechenland.

Später wurde die Brille ihr Markenzeichen, und mit ihr begann dieKarriere im Ausland. «Ohne Brille wäre ich wohl nicht Nana Mouskouri.Sie hat mir Erfolg gebracht und ist ein Teil von mir. Sie ist wie einSchutzschild für mich», erzählt die Sängerin gern. Schon in jungenJahren hatte sie davon geträumt, die Leute zu unterhalten. «Auf derBühne fühle ich mich wie zu Hause. Sie ist der ideale Ort, um Gefühlemit anderen Leuten auszutauschen», meint sie.

Angefangen hatte Mouskouri mit klassischer Musik und Jazz.Vorurteile gegen Schlager hatte sie aber nie: «Man muss respektieren,dass die Leute das mögen. Ich finde, das ist auch poetische Musik.»

Auch politisch war Nana Mouskouri aktiv. In den 90er Jahren gingsie für die konservative griechische Partei Nea Dimokratia insEuropäische Parlament. Doch nach dem Ende der Legistalturperiode gabsie auf: «Ich war von der Politik enttäuscht. Hier gibt es keineWahrheit und keine Freiheit. Vieles dreht sich um Parteipolitik undMachterhalt», erklärt sie ihre Beweggründe. Doch als UNICEF-Botschafterin ist sie sehr engagiert und verknüpft dabei Beruf undBerufung: «Ich verbinde meine musikalischen Reisen mit meiner UNICEF-Tätigkeit.»

Ihrem Land ist Nana Mouskouri sehr verbunden, trotz mancherKränkung. Jüngstes Beispiel: «Ich hatte mich bereit erklärt, an derEröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2004 von Athen teilzunehmen.Man hat mir aber gesagt, ich passe nicht ins Konzept», sagt sie dergriechischen Presse verbittert. Ihr Refugium ist auch deswegen nichtihr Heimatland, sondern die Schweiz. «Wenn ich Ruhe brauche, danngehe ich nach Genf. Dort sind auch meine Kinder aufgewachsen, und ichfühle mich dort sehr wohl.»

Die Mouskouri von heute ist mehr eine europäische als einegriechische Sängerin. Dass amerikanische und britische Musik denKontinent überschwemmen, stört sie nicht sonderlich: «Wir müssen ebenversuchen, von anderen zu lernen. Wichtig ist der Austausch und nichtdie einseitige Bevorzugung», meint sie. Und ist davon überzeugt, dasseine Quote für deutschsprachige Musik im Rundfunk, die derzeit inDeutschland heiß diskutiert wird, «nicht gut» sei.

Andere europäische Künstler fordert die Griechin auf, sich selbstmehr zu vertrauen: «Wir europäischen Künstler haben den Amerikanernmusikalisch auch einiges zu bieten», sagt sie. Sie wird daher nichtaufhören, die «Weißen Rosen aus Athen» zu singen. «Das Lied hat mirGlück gebracht», resümiert Nana Mouskouri. «Es ist mittlerweile einPersonalausweis für mich.»