Museen Museen: Centre Pompidou und Louvre gründen Außenstellen

Paris/dpa. - Pompidou in der Provinz: Nach dem Guggenheim Museum in New York und der Tate Gallery in London gründen nun auch die beiden großen Pariser Museen Centre Pompidou und Louvre Außenstellen.Die lothringische Stadt Metz hat mit dem Centre Pompidou II das große Los gezogen und wird voraussichtlich Anfang 2007 die 45 Millionen Euro teure Dependance eröffnen. Zu den Städten, die für den Louvre II in die engere Auswahl gekommen sind, gehören Valenciennes, Lens, Arras, Calais, Boulogne und Amiens. Beide Projekte sind Teil der schon seit Jahren angestrebten kulturellen Dezentralisierung Frankreichs.
«Das ist ein großer Schritt nach vorn, der einzigartig ist»,jubelt der Bürgermeister von Metz, Jean-Marie Rausch. Er hofft, mitdem neuen Centre Pompidou-Metz die 120 000 Einwohner große Stadt inein zweites Bilbao zu verwandeln. Denn seit der Eröffnung derDependance des New Yorker Guggenheim Museums im Jahr 1997 ist diebaskische Stadt zu einem Muss für jeden Kulturtouristen geworden.
Das neue Centre Pompidou wird insgesamt 12 000 Quadratmeter großund seine Architektur ebenso futuristisch und innovativ wie einstjene des vor mehr als 30 Jahren gegründeten Centre Georges Pompidouin Paris. «Wir besitzen mehr als 40 000 Werke. Dank der MetzerDependance können wir Teile unserer kostbaren und umfangreichenSammlungen ausstellen, statt sie in den Archiven versteckt zuhalten», erklärt das Pariser Pompidou.
Zwar bezeichnet Frankreichs Presse das Metzer Pompidou als den«kleinen Bruder», doch ist der Unterschied, zumindest was dieAusstellungsfläche angeht, nicht allzu groß. Statt 7 500 QuadratmeterAusstellungsfläche wie in Paris wird Metz «nur» 6 000 haben, aufdenen es auch Wanderausstellungen zeigen wird. Im Gegensatz zu Pariswird Metz jedoch keine eigenen Sammlungen besitzen. Die restlicheFläche ist einer Buchhandlung sowie Konferenz- und Projektionsräumengewidmet.
«So wie Bilbao werden wir unser Schock-Gebäude haben», sagtBürgermeister Rausch. Denn seit das weltberühmte Guggenheim Teileseiner kostbaren Sammlungen in der 100 Millionen Dollar teurenAußenstelle zeigt, hat sich die graue Hafenstadt zu einem attraktivenAnziehungspunkt gemausert. Diesen Effekt erhofft sich Rausch auch fürMetz, zumal die Eröffnung des Museums mit der Inbetriebnahme desneuen Hochgeschwindigkeitszuges Paris-Metz-Straßburg zusammenfallensoll.
«Wir haben lange Zeit unter dem Bild einer grauen und trostlosenStadt gelitten. Mit dem TGV-Est können wir außer dem französischenPublikum auch das Publikum aus Ost- und Nordeuropa anziehen», sagtRausch, «Metz liegt nicht weit von Deutschland entfernt, das reich anInstitutionen für zeitgenössische Kunst ist.» Die Kosten des neuenKunsttempels, der auf dem ehemaligen Metzer Messegelände hinter demBahnhof entstehen soll, trägt der Verwaltungsbezirk Metz.
Den Architekturwettbewerb, an dem sich 157 Architekten beteiligthatten, gewann das Dreiergespann Shigeru Ban aus Tokio, Jean deGastines aus Paris und Philip Gumuchdjian aus London. Der Entwurfähnelt mit seiner luftdurchlässigen und netzartigen Dachkonstruktionder Struktur des Münchner Olympiastadions. Er ist bis zum 4. Oktoberim Pariser Centre Pompidou ausgestellt.
Dem Beispiel des Centre Pompidou folgt auch der weltbekannteLouvre, der seine Außenstelle in den Norden Frankreichs legen will,seine Ortswahl aber noch nicht getroffen hat. Im Vergleich zu Londonist Frankreich mit der Gründung von Außenstellen großer Museen jedochetwas im Rückstand. Die Londoner Tate Gallery eröffnete bereits 1988in Liverpool und 1993 in St. Ives (Cornwell) Zweigstellen.