"Monuments Men" von George Clooney "Monuments Men" von George Clooney: Streit um NS-Raubkunst erreicht die Berlinale

Berlin - Es ist der richtige Film zur richtigen Zeit. Mit „Monuments Men - Ungewöhnliche Helden“ erreicht der Streit um die NS-Raubkunst die Berlinale. Der zu Teilen in Sachsen-Anhalt gedrehte Film von George Clooney, der an diesem Samstag außer Konkurrenz auf den Internationalen Filmfestspielen gezeigt wird, erinnert schmerzlich an den Beutezug der Nationalsozialisten durch Europas Museen und die Plünderung der jüdischen Kunstliebhaber. Ausgerechnet, während sich deutsche Kulturpolitiker nach dem Skandal um die Münchner Sammlung Gurlitt mit Hunderten von geraubten Werken um Schadensbegrenzung bemühen, legt Hollywood den Finger in die Wunde.
Die Story klingt nach Indiana Jones. Sie ist aber wahr und zu attraktiv, als dass sie nicht auch als Stoff für einen Abenteuerfilm dienen könnte: Als Chef einer Gruppe von Kunsthistorikern rückt Clooney mit seinen Leuten im Gefolge der US-Truppen über Frankreich nach Deutschland vor. Die Zivilisten in Uniform sollen die geraubten Schätze aufspüren und bedrohte Bauwerke vor der Zerstörung durch Kriegsbomben schützen. Gedreht wurde unter anderem im Halberstädter Dom, in Merseburg und Osterwieck (Landkreis Harz).
Drehorte in Deutschland
Clooney hatte sich die Rechte an dem Buch des Amerikaners Robert M. Edsel gesichert, der die Geschichte um die 350 Männer und Frauen aus 13 Ländern recherchierte und als Mischung aus Bildungsroman und Krimi aufschrieb. Die deutsch-amerikanische Koproduktion wurde im vergangenen Jahr im Studio Babelsberg und an Originalschauplätzen in Brandenburg, Niedersachsen, Bayern und eben Sachsen-Anhalt gedreht. Am 20. Februar kommt der Film in Deutschland in die Kinos. In den USA ist er bereits gestartet.
Mit einem Staraufgebot, zu dem Matt Damon, Bill Murray, Cate Blanchett und John Goodman gehören, und Produktionskosten von rund 50 Millionen Euro, wird der Raubzug der Nazis für ein größeres Publikum nacherzählt.
Dabei hat jüngst der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, Deutschland Desinteresse am Thema vorgeworfen. „Dass fast 70 Jahre nach Ende des NS-Regimes eine Sammlung wie die Gurlitt-Kollektion mit Hunderten gestohlener Werke plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht, ist nur ein Beispiel für die Gleichgültigkeit“, hatte Lauder der Nachrichtenagentur dpa gesagt. Dann legte er in der „Süddeutschen Zeitung“ nach: In deutschen Behörden hingen noch heute gestohlene Bilder, behauptete Lauder.
Clooney spielt George Stout
Tatsächlich sind die Zahlen zum deutschen Kunstraub gigantisch: Mehr als fünf Millionen Werke verschwanden aus den Museen und Sammlungen, etwa Werke von Vermeer, Michelangelo und da Vinci. Auf Hitlers Befehl sollte „Reichsfeldmarschall“ Hermann Göring mit dem Schatz ein „Führermuseum“ in Linz aufbauen.
Clooney spielt mit schmalem Oberlippenbart und Revolver an der Hüfte den Harvard-Experten George Stout. Dieser hatte sich 1943 für den Kriegsdienst gemeldet, in der Hoffnung, etwas zur Rettung der Kunst beitragen zu können. Doch erst auf Druck amerikanischer Museumsdirektoren wurde die Sondereinheit gebildet. Es gehe um einen Kampf, „der dem Schutz unserer Zivilisation dient“, hatte US-Präsident Dwight D. Eisenhower der Truppe mit auf den Weg gegeben.
Zu Stouts Helfern gehörte Harry Ettlinger (Jahrgang 1926) aus Karlsruhe, der als Jude mit seinen Eltern vor den Nazis in die USA geflüchtet und später als Soldat dank seiner Deutschkenntnisse als Ermittler für die „Monuments Men“ im Einsatz war. Ettlinger, der mit 19 Jahren der Experten-Truppe diente, ist der einzige noch lebende „Monument Man“. Er soll dafür am 15. Februar in Karlsruhe geehrt werden. Auch zur Berlinale-Premiere wird er erwartet. (dpa)