Kinostart 8. Oktober Kinostart 8. Oktober: «Lippels Traum»

Berlin/dpa. - Im wirklichen Leben muss sich Lippel(Karl Alexander Seidel, «Hände weg von Mississippi») mit einergarstigen Haushälterin herumschlagen, während sein alleinerziehenderVater auf Dienstreise ist. In «Lippels Traum», der Verfilmung desgleichnamigen Kinderbuchs von «Sams»-Erfinder Paul Maar, spielenMoritz Bleibtreu und Anke Engelke Erwachsenen-Rollen. Regisseur LarsBüchel («Erbsen auf halb sechs») gelingt eine solides Werk, das andie fantasievolle Buchvorlage allerdings nicht heranreicht.
Bereits 1990 wurde die Geschichte erstmals verfilmt. Maar zeigtesich mit der damaligen Filmversion wenig zufrieden. Die Figuren seiennicht ernst genommen und bisweilen unangemessen lächerlich gemachtworden, sagte Maar bei der Filmpremiere von «Lippels Traum» bei derdiesjährigen Berlinale. Mit dem neuen Werk war er zufrieden.
Tatsächlich eignete sich in der ersten Version kein Erwachsenerals uneingeschränkter Sympathieträger. Das ist in der neuen Fassung,bei der Maar am Drehbuch mitschrieb, anders: Bleibtreu gibt denverständnisvollen Kumpel-Vater, während seine ArbeitskolleginSerafina (Christiane Paul) als warmherzige Ersatz-Mutter bereitsteht.Die übrigen Erwachsenen-Rollen sind als Karikaturen zugespitzt. UweOchsenknecht gibt den pingeligen Schulleiter, Anke Engelke alsHaushälterin Frau Jakob den gefühlskalten Kinderschreck. Die hat nureins im Sinn: Sie will sich Lippels Vater «angeln» und Lippel insInternat verfrachten.
Anfangs steht der schüchterne Junge den Anfeindungen derHaushälterin ohnmächtig gegenüber. Als ihm Frau Jakob eines Abendsdas Buch «1001 Nacht» wegnimmt, träumt Lippel die angefangeneGeschichte einfach zu Ende - und zwar mit sich selbst alsHauptakteur.
Auf der Märchen-Ebene treten alle Schauspieler in charakterlichähnlichen Rollen erneut auf: Engelke mimt die intrigante Schwägerineines warmherzigen Königs (Bleibtreu), Ochsenknecht einenunfreundlichen Wirt. Die Handlungen beider Ebenen beeinflussen sich.Mit jedem bestandenen Märchen-Abenteuer wächst in Lippel der Mut,auch in der Wirklichkeit Probleme anzugehen und zu bewältigen.
Bis in kleine Nebenrollen ist die Produktion hochkarätig besetzt,auch Edgar Selge und Eva Mattes spielen mit. Letztlich machtRegisseur Büchel nichts falsch: Handwerklich ist «Lippels Traum» gutgemacht, die Schauspieler sind mit Begeisterung bei der Sache und dieKulissen mit Drehorten in Marokko und in Deutschland farbenfroh.
Der Zauber der Maarschen Kinderbücher ist auf der Leinwand dennochkaum zu spüren. Die Fantasiewelt der kindlichen Hauptfigur ist sogestaltet, wie sich erwachsene Zuschauer das vorstellen, und dieErzählkapitel greifen mechanisch und arg vorhersehbar ineinander.Ausgefallene Regie-Einfälle sucht man vergebens. Eine spielerisch-verträumte Inszenierung in schier grenzenloser Fantasie ist der Filmjedenfalls nicht, dafür ist das Konventionskorsett einer größerendeutschen Kinoproduktion zu starr.