Kinostart: 25. März Kinostart: 25. März: «Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran»

Rom/dpa. - Eigentlich wollte Omar Sharif nie mehr vor die Kamera treten. Müde geworden ist der alte Mann, resigniert, längst vergangen sind die großen Erfolge. «Ich hatte nicht daran geglaubt, dass es für mich noch eine Rolle gibt», gestand der 71-Jährige. Zum Glück hat er es sich nochmal anders überlegt: Wenn an diesem Donnerstag (25. März) «Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran» des französischen Regisseurs Francois Dupeyron in den deutschen Kinos anläuft, erleben die Zuschauer den alten Charmeur in wahrer Hochform. Es gibt Kritiker, die meinen, es sei seine beste Rolle seit «Doktor Schiwago» (1965).
Die Rolle ist dem Ägypter mit den glühenden Augen wie auf den Leib geschrieben. Mit silbergrauem Haar, Stoppelbart und Ladenkittel spielt er einen muslimischen Krämer im Paris der 60er Jahre, der eine bezaubernde und zärtliche Freundschaft mit einem verlassenen jüdischen Jungen schließt. Ganz nebenbei und mit leichter Hand gibt der Alte noch ein bisschen Unterricht in Sachen Toleranz zwischen den Religionen. Etwa: «Das Paradies ist für alle da.» Bei einem Anderen könnte das leicht seicht und nach platter Aktualität klingen - Omar Sharif lächelt derart verschmitzt dazu, dass es kein bisschen peinlich wirkt.
«Monsieur Ibrahim» ist eine wunderschöne, kleine Erzählung des Franzosen Eric-Emmanuel Schmitt, die in Deutschland im vergangenen Jahr zum Bestseller wurde. Eine eigenartige Mischung: Idyllisch und traurig, ein bisschen Kiez von Paris, ein bisschen «1001 Nacht». Und dazu immer wieder Gespräche über Gott und die Welt, Araber und andere Muslime, die Frauen und die Liebe.
Bekanntlich können solche Literaturverfilmungen leicht ins Auge gehen, zumal Dupeyron («Nächtliche Sehnsucht - Hemmungslos») sich streng an das Buch hält. Doch tatsächlich fühlt sich der Zuschauer bei dem Streifen wie auf einem fliegenden Teppich - leicht und luftig und hoch über den Dingen. «Ich musste für den Film lernen, ernste Dinge zu sagen, ohne dabei allzu ernsthaft zu wirken», meint Omar Sharif. Das ist bekanntlich nicht leicht, gelungen ist es ihm.
Allein die Eingangsszene! «Als ich elf war, habe ich mein Sparschein geschlachtet und bin zu den Dirnen gegangen.» Die Szene bei der «Professionellen» wird so leichthin und schmunzelt erzählt, dass es eine Freude ist. Und weil der Junge die Dienste der Damen noch des öfteren in Anspruch zu nehmen gedenkt, beklaut er den Alten bei seinen Einkäufen. Als der Krämer das merkt, beginnt eine bezaubernde Freundschaft.
Zwischendurch gibt es jede Menge kleinerer und größerer Weisheiten. Was ist eigentlich ein Araber, will der Junge zum Beispiel wissen. Antwort: «Araber bedeutet bei uns: Von 08.00 bis 24.00 Uhr geöffnet, auch am Sonntag.» Natürlich ist auch das Ende wie im Märchen: Das Paar fährt im nagelneuen, roten Sportauto in die türkische Heimat des Alten. «Momo, hier ist die Reise zu Ende», haucht der alte Mann auf dem Sterbebett. Bei einem anderen Regisseur hätte das alles in bösem Kitsch enden können. Doch als «Monsieur Ibrahim» beim Filmfestival in Venedig präsentiert wurde, schwärmten Kritiker, der Film sei noch liebenswerter als das Buch. Und auch Omar Sharif war glücklich, dass er nochmal vor die Kamera gegangen war: «Das Bad in der Menge hat mich richtig verjüngt.»