Kinostart: 24. März Kinostart: 24. März: «Million Dollar Baby»

Berlin/dpa. - Dass inden USA nun die Gegner und Befürworter der Sterbehilfe in den Ringgestiegen sind und aufgeregt über «Million Dollar Baby» streiten,liegt am Schluss des packenden Films. Dazu später.
Eastwood, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller, spielt denalternden Boxtrainer Frankie Dunn. Ein wenig wie in seinen altenWestern gibt Eastwood als Frankie den einsamen Wolf, der niemanden ansich heranlässt, seit seine Tochter sich von ihm angewandt hat. Einerseiner Grundsätze: «"Hart" ist noch nicht genug.»
Als die Boxerin Maggie sich ihm aufdrängt, die um jeden Preis vondem einstigen Erfolgstrainer ausgebildet werden will, willigt Frankieein - widerwillig zunächst, doch schließlich führt er sie vollerHingabe von Erfolg zu Erfolg im Ring. Doch die Boxerkarriere istnicht mehr als die Kulisse für ein anderes Stück: Maggie, die ausvöllig zerrütteten Verhältnissen kommt und die nur das Boxen hat,wird für den einsamen Frankie ein Tochter-Ersatz.
Doch dann kommt der eine Kampf zu viel, den jeder Boxer fürchtet:Im Duell um den Weltmeistertitel wird Maggie lebensbedrohlich amGenick verletzt, ist fortan vom Hals abwärts gelähmt. Bis zu dieserdramatischen Wendung ist der Film eine Beziehungsgeschichte, doch nunkommt das Thema Sterbehilfe hinzu. Die bettlägerige Maggie wird Tagfür Tag künstlich ernährt und beatmet - bis sie Frankie bittet, dieGeräte abzustellen.
Eastwood, mit 74 Jahren gleichsam der Elder Statesman Hollywoods,packt damit ein heißes politisches Eisen an. Sein HeimatstaatKalifornien berät derzeit über ein Gesetz, das Sterbehilfe erlaubt.In Florida ging im Februar ein jahrelanges juristisches Tauziehen umeine Komapatientin zu Ende. Amerika diskutiert nun umso erregter. VorKinos, in denen «Million Dollar Baby» anlief, gab es Proteste.Der Film wurde zum Politikum. Eastwood gab sich darüberamüsiert. «Mir ist der politische Aspekt während der Dreharbeitennicht einmal in den Sinn gekommen», sagte er in einemZeitungsinterview. Position bezog Eastwood nicht.
Auch der Film lässt Fragen offen. Etwa, ob mit den 132 MinutenZelluloid nicht in Wirklichkeit zwei Filme abspulen. Und: So wieFrankie samt seines weiteren Schicksals am Ende des Films nur nochdurch ein blindes Kneipenfenster zu sehen ist, bleibt die zentraleBotschaft des Films verschwommen.
«Million Dollar Baby» ist aber auch ein Film mit Liebe zum Detailund zugleich mit knappen, schlichten Dialogen, die nach und nach dochsehr viel über die stark gezeichneten Charaktere verraten. Auch wennvier Oscars vielleicht etwas viel sind für das filmisch eherkonventionelle Drama - die Auszeichnungen für den besten Film, diebeste Regie, die beste Hauptdarstellerin und den bestenNebendarsteller (für Morgan Freeman) sagen etwas über die Qualitätdes Werks.
