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Kinostart 14. Oktober Kinostart 14. Oktober: «Goethe!»

Von Wolfgang Hübner 11.10.2010, 09:23
Moritz Bleibtreu als Gerichtsrat Albert Kestner (l.) und Alexander Fehling als Johann Wolfgang von Goethe in dem Drama "Goethe!" von Philipp Stoelzl. (FOTO: WARNER BROS ENT.)
Moritz Bleibtreu als Gerichtsrat Albert Kestner (l.) und Alexander Fehling als Johann Wolfgang von Goethe in dem Drama "Goethe!" von Philipp Stoelzl. (FOTO: WARNER BROS ENT.) dapd

Frankfurt/Main/dapd. - Auch Klassiker waren einmal jung, keck undnoch gar keine Überflieger. Das trifft auch auf den größtendeutschen Dichterfürsten zu, also Johann Wolfgang Goethe. AlsKinoheld war Goethe schon lange nicht mehr zu sehen, umsoerfreulicher ist nun der Film mit dem knappen Titel "Goethe!", deram 14. Oktober in die Kinos kommt. Regisseur Philipp Stölzlpräsentiert darin einen Jüngling voller Fantasie und Talent, abernoch ohne den ganz großen Welterfolg, den er allerdings bald schonmit seinem Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" haben sollte.

Zusammen mit seinen Drehbuchautoren Christoph Müller undAlexander Dydyna zeigt Stölzl, wenngleich sehr frei mit Goethesrealer Biografie umgehend, woher der junge Dichter seine Inspirationzum "Werther" bezog und unter welchen Umständen er das Buch schrieb.In den ersten Szenen ist jedoch der etwas leichtsinnige JohannWolfgang im Straßburg des Jahres 1772 zu sehen. Dort studiert dergebürtige Frankfurter Jura, mehr aber noch Wein, Weib und Gesang.Gerade hat er sein Drama "Götz von Berlichingen" beendet und hofftnun auf schnellen literarischen Ruhm. Doch der nimmt sich noch etwasZeit, denn das später so berühmt gewordene "Götz"-Drama fand aufAnhieb keine Gnade beim Verleger.

Nun griff Goethes besorgter Vater ein und verschaffte seinem Sohneine Stellung als Referendar beim Reichskammergericht im hessischenWetzlar. Für den 22-Jährigen beginnt eine schwierige Zeit in demöden, von Schmutz und Enge geprägten Provinzstädtchen. Besonders einstrenger Vorgesetzter, der Gerichtsrat Kestner, macht Goethe dasLeben und Arbeiten nicht leicht. Doch in Wetzlar lernt der spätereLiteraturstar auf einem Ball die hübsche, schlagfertige Lotte Buffkennen. Diese wohnt in dem nahen Dorf Wahlheim zusammen mit demverwitweten Vater und etlichen kleineren Geschwistern, für die siedie Mutterrolle übernehmen muss.

Ein springlebendiger Klassiker

Natürlich, so jedenfalls im Kino, verlieben sich die beidenjungen Leute ineinander, Briefe werden gewechselt, und in einermalerischen Ruine, in die beide zum Schutz vor einer Regenflutflüchten, kommt es auch zu einer körperlichen Begegnung. Derhistorischen Wahrheit dürfte gerade Letzteres überhaupt nichtentsprechen. Aber Stölzl wollte ja, wie es im Presseheft zu dem Filmformuliert ist, "das verstaubte Bild einer deutschen Legende inneuen Farben leuchten" lassen. Das ist ihm weitgehend gelungen, auchwenn Germanisten und Literaturhistoriker von der Schilderung diesesLebensabschnitts Goethe nicht begeistert sein dürften.

Alexander Fehling in der Titelrolle spielt den jungen Klassikerunbekümmert, gut aussehend und doch auch sensibel genug, um glaubenzu lassen, dieser verbummelte Student könne noch Großes vollbringen.Die Entdeckung des Films als Lotte ist Miriam Stein, ein ebensofrisches wie entzückendes Gesicht, das man öfter auf der Leinwandsehen möchte. Moritz Bleibtreu als Kestner und Burghart Klaußner alsLottes Vater sind schauspielerische Schwergewichte, die ihrenNebenrollen viel Profil geben. Die Außenszenen von "Goethe" wurdenallesamt in der vom Krieg verschonten Grenzstadt Görlitz gedreht,einige andere Schauplätze fanden sich in der Umgebung dessächsischen Touristenmagneten.

Auch wenn der Film einige Schwächen hat, ist es doch gut, dassein junges deutsches Publikum, das dank einiger amerikanischer undbritischer Produktionen fast alles über den jungen Shakespeare weiß,nun endlich den großen Goethe ganz lebensnah und springlebendig imKino erleben kann. Stölzl hat schon mit dem Bergsteigerdrama"Nordwand" bewiesen, wie unmodern, ja verstaubt scheinende Genresregeneriert werden können. Vielleicht hat er ja den Mut, nun auchdie legendärste und fruchtbarste Dichterfreundschaft, nämlich diezwischen Goethe und Schiller, auf die Leinwand zu bringen. "Goethe"macht jedenfalls Vorfreude darauf.