Kinostart: 08. Januar Kinostart: 08. Januar: «Last Samurai»

Hamburg/dpa. - Pistoleros sind out - Schwertkämpfer sind im Kino derzeit angesagt. Ob in «Der Fluch der Karibik», «Master and Commander» oder «Die Rückkehr des Königs»: Die Schlacht Mann gegen Mann mit schweren archaischen Waffen bietet besondere Möglichkeiten für die Darstellung heroischen Wagemutes. Nun vollzieht auch Tom Cruise in «Last Samurai» den trendgemäßen Übergang vom Schießeisen zum kunstvoll geschmiedeten Stahl. Der Film von Edward Zwick («Glory») zieht in Sachen Bildgewalt und Schlachtgetümmel alle Register. Doch das Überwältigungskino schwächelt mit einer ärgerlich inkonsequenten Story.
Um sich einigermaßen glaubwürdig nach Japan versetzen zu lassen, spielt Megastar Cruise einen seelisch kaputten Ex-Soldaten des amerikanischen Bürgerkriegs. Unter General Custer hat dieser Captain Nathan Algren Indianerstämme vernichtet. Die unfairen Gemetzel gegen die Ureinwohner gehen ihm nicht aus dem Kopf. Als Kunstschütze verdient Algren nach dem Krieg mit Werbeshows für den Waffenhersteller Winchester sein Geld, das er vor allem in enorme Alkohol-Rationen investiert. Ausgerechnet dieser betrunkene Veteran soll im Auftrag der Waffenindustrie im Jahr 1877 nach Japan fahren, um die Soldaten des Kaisers im Schusswaffengebrauch zu trainieren.
Doch viel zu früh muss Algren mit seiner japanischen Kompanie in die erste Schlacht ziehen. Der Feind kommt aus dem Inneren des Landes, es ist Katsumoto, der «Letzte Samurai». Der japanische Star Ken Watanabe verkörpert diesen militärischen und sprituellen Führer voller Charisma und bringt durch seine ruhige Präsenz den zappeligen Cruise deutlich in Bedrängnis.
Katsumoto widersetzt sich mit einer Rebellion der Öffnung des Landes für den Westen und will die alten Riten und Werte bewahren. Wie Geister aus der Vergangenheit erscheinen Katsumotos Männer in der ersten und besten Schlachtsequenz des Films aus dichtem Nebel und schlagen Algrens Soldaten. Algren selbst kämpft mit dem Mut des zum Tode Entschlossenen und zieht die Neugier Katsumotos auf sich.
Als Gefangener der Samurai findet Algren in der Begegnung mit deren traditionellem Verhaltenscodex und vielschichtiger Kultur seinen inneren Frieden wieder. Je mehr er von den Samurai lernt, desto mehr achtet er sie. Algren wechselt die Fronten. In der Rüstung eines Samurai zieht er dann in den letzten, vollkommen aussichtslosen Kampf gegen die von den Amerikanern weiter aufgerüsteten und bestens geschulten japanischen Truppen, um für die alten Werte den ehrenvollen «guten Tod» in der Schlacht zu sterben.
Doch der Film drückt sich vor dem logischen, durchweg traurigen Schluss und hüllt das historische Ende einer Hochkultur, die sich dem Kapitalismus westlicher Prägung widersetzte, in beschönigendes Pathos. Und spätestens dann bleibt nach fast zweieinhalb Stunden der großen und oft gewalttätigen Bilder der Eindruck, dass es in «Last Samurai» eben doch nicht um Respekt gegenüber einer untergegangenen Epoche geht, sondern einzig darum, Tom Cruise ganz trendgemäß in einer schicken Rüstung das Schwert schwingen zu lassen.