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John Huston John Huston: Raubeiniger Kerl wäre 100 Jahre alt geworden

Von Carla S. Reissman 01.08.2006, 07:05
Der amerikanisch-irische Regisseur John Huston (undatiertes Archivfoto) wäre am Samstag (05.07.2006) 100 Jahre alt geworden. (Foto: dpa)
Der amerikanisch-irische Regisseur John Huston (undatiertes Archivfoto) wäre am Samstag (05.07.2006) 100 Jahre alt geworden. (Foto: dpa) dpa

New York/dpa. - Der raubeinige Filmregisseur John Huston mit demSpitznamen «The Monster» war ein Kerl der ganz harten Sorte. Erzettelte gerne Schlägereien an, galt trotz gebrochener Boxer-Nase alsFrauenheld, war Kettenraucher, liebte Alkohol und konnte er sichselbst während der Dreharbeiten zu dem Marilyn Monroe-Film «Misfits -nicht gesellschaftsfähig» (1961) nächtelang nicht von seinerSpielsucht los reißen. In wenigen Stunden soll Huston, dessenGeburtstag sich am 5. August zum 100. Mal jährt, einmal 50 000 Dollarin den Kasinos von Reno verloren haben. Sein wildes Privatleben hieltihn jedoch nicht davon ab, Filme zu drehen, die wie «Die AfricanQueen» (1951) mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn, «Asphalt-Dschungel» (1950) und «Der Schatz der Sierra Madre» (1948) heute zuden Klassikern der Filmgeschichte gehören.

Dass John Marcellus Huston 1906 in der winzigen Stadt Nevada (US-Bundesstaat Montana) geboren wurde, war angeblich kein Zufall:Hustons Großvater, ebenfalls ein Spieler, soll die Stadt beim Pokerngewonnen haben. 15 Mal war John Huston für einen Oscar nominiert.Aber nur mit seinem Vater Walter Huston in dem Goldgräber-Drama «DerSchatz der Sierra Madre» schaffte er es. Papa Huston wurde mit einemOscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet, Sohn Huston selbstnahm zwei Trophäen für die beste Regie und das beste Drehbuch mitnach Hause. Jahre späte engagierte er seine Tochter Anjelica Hustonfür den Mafia-Film «Die Ehre der Prizzis» (1985): Sie gewann promptebenfalls einen Oscar.

Hustons Helden sind unverwechselbar: gebrochene, maskuline Typenwie Gregory Peck als Kapitän Ahab in «Moby Dick» (1956) oder RichardBurton als ausgedienter Pfarrer Lawrence Shannon in «Die Nacht desLeguan» (1956). Sie gelten nach außen hin oftmals als Verlierer, aberverfolgen mit Besessenheit ihre Ziele. Leiten ließ sich Huston dabeioftmals von den eigenen Instinkten. «Ich versuche nicht,herauszufinden, was eine Millionen Leute vielleicht wollen. Es istschwer genug zu wissen, was ich mag», hat er einmal gesagt.

Kritiker sind überzeugt, dass Huston mit dem Bogart-Streifen «DieSpur des Falken» (1941) ein ganz eigenes Hollywood-Genre kreierte:Die amerikanische Version des Film Noir. Der Erfolg an den Kinokassenund bei den Kritikern löste eine wahre Flut von Detektiv-Filmen aus.Als Meisterwerk gilt auch das Jahre später gedrehte Thriller-Drama«Gangster in Key Largo» (1948), mit Bogart und Lauren Bacall, bei demHuston meisterhaft die klaustrophobische Situation in einem Hotel beiaufziehendem Hurrikan darstellte. Huston liebte es, seine Szenen derReihe nach und vor Ort zu drehen - Studios waren ihm ein Gräuel. Filmverschwendete er wenig und hatte die Schnitte schon im Kopf.

Im Alter an den Rollstuhl gebunden, wollte er trotzdem nichtaufhören zu arbeiten: Noch 1987 führt er Regie bei «Die Toten», einerStory von James Joyce mit seiner Tochter Anjelica. Es sollte seinletzter Film werden. Im Juli 1987 wollte er in «Mr. Noth» mitspielen,für das er das Drehbuch geschrieben hatte und bei dem sein Sohn Dannydie Regie führte. Er schaffte es jedoch nicht mehr. Stattdessenübernahm sein alter Freund Robert Mitchum die Rolle. Am 28. Auguststarb John Huston im Alter von 81 Jahren an einem Lungenleiden. Erwurde auf dem Friedhof «Hollywood Forever» im kalifornischenHollywood begraben.